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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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unsere guten Bischöfe ihm seine Ketzerei nachsehen und ihn im Handumdrehen zum Katholiken bekehren.«
    »Der Papst«, sagte die Vasselière mit zornrotem Gesicht, »hat ihn zum rückfälligen Ketzer erklärt und wird ihm niemals Absolution gewähren!«
    »I wo«, sagte Madame de Nemours lächelnd, »der Papst wird viel zu froh sein, in Frankreich einen katholischen König zu haben, sei er es auch nur mit den Lippen, um ihm nicht schließlich zu vergeben. Und was mich angeht, liebe Frau Nichte«, fuhr sie mit ihrer sanften Stimme fort, indem sie den Kopf anmutig zur Seite neigte, »wenn diese Belagerung noch lange dauert, esse ich doch lieber Ketzerbrot als keines.«
    Damit war das Wort »Brot« gefallen, und langes Schweigen trat ein und ein Nachdenken, das sich nicht in Worte kleiden mochte, denn offenbar litt die Vasselière keinen Mangel, während die Montpensier kaum mehr weiter wußte, obwohl sie es nicht zugeben wollte wie ihre Mutter. Und weil sie recht genau ahnte, wie es mit der Vasselière stand, die schließlich wohlgenährt aussah, warf sie ihr haßvolle Seitenblicke zu, mochten sie auch Freundinnen, Kusinen und Komplizinnen sein. Und ich muß gestehen, wie sehr es mich erstaunte, daß diese Damen, die im Staat so hoch standen und noch höher hinaus wollten, die so reich waren und im Land Hunderte von Pachthöfen ihr eigen nannten und die ich in diesem schönen Salon zum Entzücken geschminkt, in prachtvolle Brokate gekleidet und mit kostbaren Perlen geziert sah, daß diese Damen, sage ich, sich einmal nichts so heiß ersehnen würden wie ein schlichtes Stück Weißbrot, dessen Duft und Würze sie kaum mehr kannten.
    »Tuchhändler«, sagte plötzlich die Montpensier, »wenn Navarra dir wirklich diesen seltsamen Auftrag gegeben hat, wieso besuchst du uns erst jetzt, obwohl du schon zwei Monate in Paris bist?«
    »Madame«, sagte ich mit erneuter Verbeugung, »weil ich |247| nicht wußte, daß Ihr in Schwierigkeiten seid, und erst gestern hörte, daß Ihr dem Vogt der Kaufmannschaft Euer Hündchen verweigertet, um es vielleicht selbst zu verspeisen.«
    »Schurke!« rief die Vasselière im heftigsten Ton, »nach dieser Erklärung brauchtest du nicht zu suchen: Madame de Montpensier hat die Geschichte soeben erzählt.«
    »Trotzdem ist es so, Madame«, entgegnete ich unbeirrt, »daß ich sie gestern hörte.«
    »Wie denn auch nicht?« sagte Madame de Nemours lächelnd. »Sie läuft durch alle Gassen. Ich erfuhr sie zuerst durch meine Kammerzofe. Und hätte ich Euch denn danach gefragt, Frau Tochter, wenn ich nichts davon gewußt hätte?«
    »Gleichviel«, sagte die Vasselière, und es wetterleuchtete mehr und mehr in ihren schwarzen Augen. »Nur zu viele Große in Paris, sehr Große sogar, sind insgeheim dabei, mit dem stinkenden Bock von Navarra Fühlung aufzunehmen, als daß auch wir Guises an seinem Mund hängen dürften.«
    Doch Blitz gegen Blitz, die blauen Augen der Montpensier standen den jettschwarzen ihrer Kusine nicht nach.
    »Mund ist gut gesagt, meine Liebe!« rief sie, »daß Euer Mund nicht von Leere bedroht ist, sieht man!«
    »Meine Frau Nichte«, sagte Madame de Nemours voller Würde zur Vasselière, »ich hoffe, Ihr macht Euch hier nicht zum Echo eines böswilligen Gerüchts, eine Vermählung meines Sohnes Nemours mit Navarras Schwester betreffend.«
    »Meine Frau Tante«, sagte die Vasselière, indem sie sich erhob, um Madame de Nemours eine tiefe Reverenz zu machen, »ich versichere Euch, daß mir ein solcher Gedanke nie in den Sinn kam, er wäre mir gar zu widerwärtig erschienen.«
    Madame de Nemours schien sich mit dieser zweideutigen Antwort zufriedenzugeben und schwieg, die Hände flach im Schoß, nur den Kopf auf dem Schwanenhals wandte sie ein klein wenig seitwärts. Ich muß gestehen, ich konnte mich gar nicht losreißen von ihrem Anblick, so beeindruckte mich ihre zugleich graziöse und in sich ruhende Haltung, und ich wette, daß ich mich trotz ihrer schneeweißen Haare und ihres Ranges in sie verliebt hätte, wäre ich nicht in so großer Sorge um den Erfolg meiner Mission gewesen.
    »Tuchhändler«, sagte die Montpensier mit ihrer metallischen Stimme, »was ist in der Kiepe da?«
    |248| »Madame!« schrie die Vasselière, und ihre Augen funkelten, »macht endlich Schluß mit diesem Kerl und seiner Kiepe! Ich glaube ihm kein Wort, und ich meine, man sollte ihn unverzüglich dem Polizeileutnant übergeben, der die Wahrheit schon aus ihm herauspressen wird!«
    Ich sagte keinen

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