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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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halboffene Tür hörte! Dabei gab ich anfangs gar nicht acht auf das Gespräch meiner Herrin mit dem Vogt der Kaufleute, doch dann sah ich, wie besagter Vogt aus seinen Hosentaschen Schmuck und Edelsteine hervorzog, im Wert von zweitausend Ecus, wie er sagte, und sie meiner Herrin anbot.«
    »Zweitausend Ecus! Sankt Antons Bauch! Und was wollte er dafür von der Herzogin?«
    »Ebendas wollte ich wissen«, sagte Franz, »obwohl ich«, setzte er mit niedergeschlagenen Augen hinzu, »von Natur nicht neugierig bin. Aber zweitausend Ecus! Das reizte mich. Ich näherte mich also der Tür soweit ich konnte und lauschte.«
    »Und was hörtest du?«
    |236| »Diese Steine, sagte der Vogt, gehörten nicht ihm, sondern einem Verwandten, der von einer tödlichen Krankheit befallen sei, die nach Meinung der Ärzte nur geheilt werden könne, wenn man ihm eine Brühe aus dem Gehirn eines Hundes bereite.«
    »Daß ich nicht lache!« sagte ich. »Und es riecht nach Betrug. Ich wette, wenn die Doktoren besagtes Hirn gekocht haben, wollen sie selber den restlichen Hund verspeisen. Nur, wo gibt es so ein armes Vieh noch in Paris? Die sind doch längst alle gegessen!«
    »Mit Verlaub, Monsieur«, sagte Franz, »meine Herrin hat einen.«
    »Groß?«
    »Ganz klein.«
    »Zweitausend Ecus in Edelsteinen für ein Schoßhündchen – kein schlechtes Geschäft für deine Herrin!«
    »Trotzdem, Monsieur, lehnte sie ab.«
    »Der Raffzahn lehnte ab? Ich traue meinen Ohren nicht! Und warum?«
    »Weil sie den Glauben verloren hat, sagte sie, daß die Spanier jemals kommen werden und der Hunger aufhört, darum will sie das Hündchen aufsparen für ihren eigenen Bedarf.«
    »Und ihre Pfaffen läßt sie das Gegenteil von dem verkünden, was sie glaubt!«
    »Monsieur, ich denke«, sagte Franz, »Ihr wärt nicht unwillkommen, wenn Ihr sie jetzt besuchtet.«
    Ich dankte Franz, und während der Abendmahlzeit zu Hause grübelte ich angestrengt darüber nach, dann zog ich mich zeitig in mein Zimmer zurück. Nach einer Weile klopfte es leise, und auf mein »Herein!« erschien Héloïse.
    »Monsieur«, sagte sie, »Ihr wart heute abend nicht gesprächig. Habt Ihr Sorgen?«
    Worauf mir vor Staunen über ihren Scharfblick der Mund offen blieb. Und als mein Blick sie ihrerseits umfing, bewunderte ich, wie diese zwei Wochen bei uns sie »rundum rund« gemacht hatten, groß und hübsch, wie sie war, fleißig bei der Arbeit und von früh bis spät zum Singen aufgelegt.
    »Du hast recht«, sagte ich.
    »Monsieur, entschuldigt, wenn ich meine Nase in Eure Angelegenheiten stecke, aber seid Ihr in Gefahr?«
    »Kann sein.«
    |237| »Todesgefahr?«
    »Kann sein.«
    »Dann wären wir mit unserem Brot am Ende?« fragte sie, und Angst stand in ihren blauen Augen.
    »Nein.«
    »Ach, Monsieur!« fuhr sie aufseufzend fort, »dann bin ich beruhigt. Monsieur, mit Verlaub, noch eine Frage.«
    »Kindchen, Neugier ist keine hübsche Sünde, auch bei einem hübschen Mädchen nicht.«
    »Gewiß, Monsieur, aber, mit Verlaub: Seid Ihr derjenige, für den Ihr Euch ausgebt? Wenn Eure Leute auf okzitanisch von Euch sprechen, was ich nicht verstehe, dann sagen sie lou Baron.«
    Schlaues Mädchen! dachte ich, feine Ohren hat sie!
    »Lou Baron«, sagte ich lachend, »heißt auf okzitanisch ›der Herr‹.«
    »Monsieur«, fuhr sie fort, »wenn Ihr Sorgen habt, kann ich Euch vielleicht helfen?«
    »Wie?«
    »Indem ich heute abend hierbleibe.«
    »Wozu?«
    »Liebe Zeit! Um mit Euch zu schlafen.«
    Die Antwort kam wie ein Pfeil und traf mich an einem schwachen Punkt, oder auch starken Punkt, je nachdem, ob Natur oder Moral entscheiden. Dennoch nahm ich mir Zeit zu überlegen.
    »Weißt du«, sagte ich endlich, »ich mag am Teil meiner Leute nichts abknapsen.«
    »Monsieur, was das Brot angeht, knapst Ihr an Eurem so wie alle, um meinen Teil herauszuholen.«
    »Weil ich froh bin, daß wir dich haben, Héloïse. Das Traurigste auf der Welt ist ein Herd ohne Feuer, ein Tisch ohne Brot und ein Haus ohne Frau.«
    »Ein Bett ohne Frau«, sagte sie, »ist auch nicht lustig. Und ich sehe doch an Euren Blicken, auf wen und was Ihr Appetit habt.«
    »Das ist wahr, Kindchen. Aber ich will keine Eifersucht im Haus, weder von mir auf meine Leute, noch von ihnen auf mich. Und nun geh, sonst vermehrst du meine Sorgen, anstatt sie zu verringern.«
    »Mal ehrlich, Monsieur«, sagte sie, indem sie sich leicht von |238| Kopf bis Fuß drehte, »findet Ihr mich reizvoll, jetzt wo ich genug zu essen habe?«
    »Die

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