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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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bei seinen Pillen und Säften glücklich ist, und letzten Endes auch glücklich mit seiner Gertrude, was schert es uns, wenn er sich allzu brav ihrem Willen fügt.«
    Hierauf gesellte sich Quéribus zu uns, der am anderen Ende |273| des Raums mit Fogacer geplaudert hatte, und als er mich nach Neuigkeiten vom Hof fragte – dem er sich seit einem Monat fernhielt, weil er sich für seine Heldentaten in der Schlacht bei Ivry von Henri ungenügend belohnt fühlte –, trug ich mein Verslein vor und erzählte, um ihn aufzuheitern, die Geschichte vom König und den zwei Nonnen, der von Montmartre und der von Longchamps, und was Biron dazu gesagt hatte. Doch geruhte er kaum darüber zu lächeln, während mein Vater und Fogacer prusteten vor Lachen.
    »Mein Herr Bruder«, sagte ich schließlich, »ich sehe schon, und Ihr könnt es nicht leugnen: Ihr liebt den König nicht.«
    »So ist es«, sagte mein schöner Quéribus, der sogar in meinem ländlichen Heim ein prächtiges mattblaues Seidenwams mit zwei Reihen echter Perlen trug – ein Aufzug, der das graue Gewand meines Vaters und den abgetragenen schwarzen Rock Fogacers beschämte. »Nicht daß ich Navarra nicht als guten König empfände, aber ich brauche nur einen Blick auf ihn zu werfen, und mir gehen die Augen über im Gedanken an meinen seligen Herrn, der ein Apoll war im Vergleich zu diesem Vulkan.«
    »Vulkan hinkte«, sagte Fogacer.
    »Und der da hat kurze Beine«, sagte Quéribus. »Wenn ich ihn sehe, sehe ich den König, aber nicht Seine Majestät. Er riecht nach Soldat, führt eine ruppige Sprache, und seine Manieren sind roh.«
    »Ein Bauer,
rus, ruris «
, sagte ich lachend, um ihn zu erinnern, mit welchen Worten er mich 1572 im Hof des Louvre zum Duell forderte.
    »Außerdem«, fuhr Quéribus fort, ohne auch nur zu lächeln, »hat er weder Ernst noch Würde im Gesicht, seine Hosen sind von vorgestern, sein Wams an den Ellbogen durchgewetzt, seine Krause knittrig, er stinkt nach Schweiß und Knoblauch, ißt im Stehen wie ein Gaul, spielt den Possenreißer und Narren und gibt sich mit Gemeinen ab. In Alençon holte er einen Handwerker an seinen Tisch. Einen Handwerker, stellt Euch das vor! Und in Mantes spielte er Schlagball mit Bäckerburschen!«
    »Auch Ludwig XI. verachtete den kleinen Mann nicht«, sagte mein Vater, »und er ging sehr schlicht gekleidet.«
    »Aber für mich«, rief Quéribus, »soll der König ein König |274| sein, das heißt erlaucht wie es mein armer geliebter Herr war, ein König, ein König eben vom Scheitel bis zur Sohle, in seiner Kleidung, seinen Umgangsformen, seiner gütigen Würde, seiner erlesenen Sprache, seinem glanzvollen Hof und seiner wunderbaren Freigebigkeit. Für mich kommt dem nichts so wenig gleich wie der da! Wir haben einen goldenen Herrn gegen einen eisernen Herrn getauscht, der denkt, er vergelte unsere kriegerischen Taten hinreichend, wenn er uns … eine Schlacht verspricht! Beim Donner, das mag gut sein für Hugenotten, die Behagen und Lustbarkeiten verschmähen und in ihren Panzern stecken wie die Schildkröten!«
    »Danke für die Schildkröten, Herr Schwiegersohn«, sagte mein Vater lachend.
    »Nichts für ungut, mein Herr Schwiegervater«, sagte Quéribus errötend. »Ich habe Achtung vor Eurer harten Schule, aber so bin ich nicht erzogen. Wenn der selige König einen Mann vornehmen Ranges«, fuhr er fort, indem er beide Hände in die Hüften legte und seine elegante Taille in die Höhe schraubte, »mit fünftausend Ecus bedachte, entschuldigte er sich für die armselige Gabe und erhöhte durch tausend liebenswürdige Komplimente Person und Verdienste besagten Edelmannes weit über die Belohnung hinaus. Navarra dagegen schämt sich nicht, einem Edelmann fünfzig Ecus anzubieten, indem er seine Verdienste herabsetzt und ihn sogar auffordert, seine Pflicht künftig besser zu erfüllen.«
    »Der König«, sagte mein Vater ernst, »hält das wenige Geld, das er hat, zusammen, um seine Schweizer und seine Truppen zu bezahlen. Und hätte Heinrich III. die Hunderttausende, mit denen er Joyeuse, Epernon und so viele andere seines Hofes beschenkte, darauf verwandt, Truppen auszuheben, hätte er die Liga im Keim erstickt und vielerlei Unheil verhindert.«
    »Was mich angeht, mein Bruder«, sagte ich, indem ich Quéribus einen Arm um die Schultern legte, »so liebe auch ich den seligen König über alles, aber ich liebe auch diesen. Er ist Soldat, ja, aber einen Soldaten brauchen wir, um die Liga endgültig zu

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