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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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ich nicht. Nur gibt es da Ligisten, die nicht zum König wollen werden, aus Angst vor Strafe.«
    »Sie können unbesorgt sein«, sagte ich. »Der König verspricht vor Gott, daß er allen vergibt, auch den Ligisten, daß er den Einwohnern ihre alten Privilegien zusichert, wie ebenso ihre Religion unangetastet läßt, daß er Meaux den Gouverneur gibt, den es sich wählt, daß er der Stadt zehn Jahre die königliche Steuer erläßt, und schließlich, daß er die Stadtoberen nobilitiert.«
    Vitry sah mich mit großen Augen an. Er überlegte.
    »Aber, was die vierzigtausend Ecus angeht«, sagte er, die große Nase vorstreckend, »das ist ein Pappenstiel. Und vor allem muß man sie erst haben. Ich gebe mich nicht mit Bratenduft zufrieden, Marquis, ich will Handfestes, keine Versprechen.«
    »Dafür, Monsieur«, sagte ich, »bürge ich Euch mit meiner Ehre. Dreizehntausend Ecus erhaltet Ihr durch mich im Augenblick. Den Rest, sobald Ihr Euch öffentlich zum König bekannt habt.«
    »Das ist zu bedenken«, sagte Vitry und stand auf.
    »Aber nicht länger als bis morgen«, sagte ich, »denn in der Frühe breche ich auf nach Saint-Denis.«
    »Marquis«, sagte Vitry, »erweist mir die Huld, heute abend mit mir zu speisen. Meine Frau Gemahlin wird entzückt sein, Euch kennenzulernen.«
    »Aber doch nicht in diesen Kleidern«, sagte ich betreten.
    »Ah, bah! Ich borg Euch ein Wams von mir!« sagte Vitry, der gern den guten Kameraden spielte, sofern seine Interessen nicht betroffen waren.
    Und wirklich, noch vor Morgen, weil auch die junge Frau Gouverneurin nichts so sehr begehrte wie baldmöglichst am Hof zu sein, hatte mein König, wie Pissebœuf sich ausdrückte, »gewonnene Stadt«.
     
    Obgleich Vitrys Unterwerfung nicht die erste seit der Bekehrung des Königs war, fand sie in Paris doch den stärksten Widerhall, nicht nur weil Meaux so nahe der Hauptstadt lag, sondern auch, weil die Pariser Vitry gut kannten, der, unter d’Au males Befehl, während der Belagerung einer der tatkräftigsten Verteidiger ihrer Mauern gewesen war.
    |421| Seine Rückkehr zum König bewegte die öffentliche Meinung aber noch stärker, als bekannt wurde, welche Vorteile der König in seiner natürlichen Großmut und wohlbedachten Gnade Vitry und der Stadt Meaux dafür gewährt hatte, daß sie heimfanden in seinen Schoß. Solche Milde bei einem kriegerischen und siegreichen Fürsten dünkte jedermann musterhaft. Die Vorteile auch. Und eins wie das andere ermutigte mehr und mehr gemäßigte Ligisten, zur Partei des Königs überzutreten. Im Januar erkannte der Gerichtshof von Aix – das einst so eifrig für Mayenne eingenommen war – Heinrich IV. an. Im Februar übergab ihm Monsieur de La Châtre das Berry und das Orléanais. Wenige Tage darauf sperrte das erzürnte Lyon Monsieur de Nemours kurzerhand in den Kerker und unterwarf sich dem Herrscher.
    »Mi fili«
, sagte Fogacer, als ich mit Monsieur de La Surie eines schönen Mittags bei ihm speiste und Jeannette nicht mit dem guten Meßwein des Monseigneur Du Perron geizte, »du, der unentwegt Handelnde, gönne dir eine Rast und betrachte aus geeignetem Abstand die Komödie der Menschen. Denn nie ist sie so unterhaltsam wie auf den Wegen der Macht. Da war eine Zeit, du weißt, als Heinrichs III. Schwulheit jeden Verrat entschuldigte. Dann war eine Zeit, schon näher, als Navarras Ketzertum jeglichen Abfall rechtfertigte. Und heute, siehe,
mi fili
, siehe, wie desselben Navarras Bekehrung die eigennützigsten Bündnisse bewirkt.«
    »Ich beklage mich nicht«, sagte ich, ohne zu verraten, daß ich das glanzvollste davon zuwege gebracht hatte. »Ich freue mich der Ergebnisse, ohne viel nach Beweggründen zu fragen. Aber du, ehrwürdiger Doktor der Medizin, der du täglich wachst, ob die Eingeweide von Monseigneur Du Perron auch brav funktionieren, und mithin am Leib der Kirche lauschst, was hörst du von der Salbung des Königs?«
    »Im Prinzip war sie längst beschlossene Sache«, sagte Fogacer, »in der Praxis allerdings haperte es an dreierlei. Zum ersten: Da Reims noch in ligistischen Händen ist, wußte man nicht, wohin besagte Salbung verlegen, bis Monseigneur Du Perron der Einfall kam, sie in Notre-Dame zu Chartres zu feiern, einem ehrwürdigen Heiligtum, zu welchem die Pariser zu pilgern pflegen, wenn weder die Liebe Frau von Paris noch die Liebe Frau von Lorette ihre Gebete erhört. Nun aber ging der Streit los: Der Bischof von Chartres wollte die Zeremonie in |422| eigener Person

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