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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Mayenne vierzigtausend Ecus vom Herzog von Feria erhielt, damit er Monsieur de Belin von seinem Pariser Gourvernat entsetze. Was ihm allerdings noch nicht gelang, weil das Parlament an Belin festhält.«
    |418| »Donnerschock! Vierzigtausend Ecus!« rief Vitry, »und wofür?«
    »Für nichts«, sagte ich. »Ihr wißt wie ich, Vitry, daß der Herzog von Mayenne seit der Schlacht von Ivry auf der faulen Haut liegt, ohne auch nur eine Zehe zu rühren, außer daß er bald mit dem Spanier, bald mit dem König verhandelt.«
    »Er verhandelt mit dem König?« rief Vitry.
    »Mit der Bekehrung des Königs, Marquis, ist alles anders geworden. Der Wind hat sich gedreht, und Mayenne wittert es besser als jeder andere. Und«, setzte ich mit vielsagendem Blick hinzu, »vor jedem anderen.«
    »Donnerschlag!« rief Vitry.
    »Und«, sagte ich, »wenn Mayenne sich erst mit dem König geeinigt hat, können die guten Edelleute, die ihm auf ihre eigenen Kosten gedient haben, sich die Nase wischen wie zuvor.«
    »Ich traue meinen Ohren nicht! Der Fettsack schachert mit dem König!«
    »Und der Schacher ist nicht klein! Der König hat Mayenne das Herzogtum Burgund angeboten samt vierhunderttausend Ecus.«
    »Vierhunderttausend!« rief Vitry vollends außer sich, »ich würde mich mit einem Zehntel begnügen!«
    Wie unvorsichtig! Der König hatte mich angewiesen, bei Vitry bis fünfzigtausend zu gehen, jetzt zog ich stillschweigend zehntausend ab.
    »Wie wahr«, sagte ich, warf ihm einen tiefen Blick zu und verstummte.
    »Marquis«, sagte Vitry nach kurzem Schweigen, »beliebt mir in dies kleine Kabinett hier zu folgen, wo wir ungestört sind.«
    Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bat er mich, auf einem der beiden Lehnstühle Platz zu nehmen, zwischen denen ein kleiner Tisch mit einem Leuchter stand, den er entzündete, obwohl es heller Tag war, doch hatte der verschwiegene Ort keine Fenster. Und dort, Leser, entschied sich nun das Los Vitrys, seiner Kompanie, der Stadt Meaux und des Marne-Tals.
    »Vitry«, sagte ich, »Ihr hattet den König bei seinem Antritt aus Gewissensskrupeln verlassen, die Euch sehr ehren. Nun aber, da der König katholisch geworden ist, scheinen mir besagte |419| Skrupel erledigt, und nichts hindert Euch mehr, zu ihm zurückzukehren.«
    »Leider ist das nicht so einfach!« sagte Vitry, die Augen einkneifend wie ein Falke, bevor man ihn fliegen läßt. »Ich habe mich dem Herzog von Mayenne verpflichtet und vorm Pariser Hohen Gericht geschworen, Meaux zu halten. Ich kann mich dem König nicht anschließen, ohne meine Ehre zu trüben.«
    Siehe da! dachte ich zähneknirschend. Das ist nun der frank und freie Soldat: Er will seine Ehre nicht trüben! Er will sie uns nur verkaufen.
    »Marquis«, sagte ich, »wenn ein Räuber Euch das Gut eines anderen zu hüten gibt und dessen rechtmäßiger Besitzer es von Euch zurückfordert, befiehlt Euch dann nicht die Ehre, es ihm zu geben? Zumal der König gesinnt ist, Euch große Vorteile einzuräumen.«
    »Welche?« fragte Vitry, die Augen zwei Schlitze.
    »Die will ich Euch darlegen, Marquis«, sagte ich und sah, wie der große Kater schon den Schnurrbart vor dem erwarteten Milchnapf steilte. »Zuvor aber«, setzte ich hinzu, »muß ich Euch sagen, daß es hinsichtlich Eurer Person zwei Parteien gibt: Die einen drängen den König, Meaux zu belagern, wie vorher Dreux, und die Stadt samt ihren Verteidigern zu vernichten. Die anderen, zu denen ich gehöre, raten Seiner Majestät in Anbetracht Eurer Talente, Eurer Tapferkeit und Eurer Treue gegenüber dem seligen König, Euch durch Milde zu gewinnen.«
    »Laßt den Honig sehen!« sagte Vitry, der ein wenig ins Zwinkern geriet, als ich auf die Einnahme von Dreux anspielte, das vor fünf Monaten gefallen war, und zwar nach vierzehntägigem Sturm, ohne daß Mayenne auch nur die halbe Backe gerührt hatte, der Stadt zu Hilfe zu eilen.
    »Der König«, sagte ich, »würde Euch die Hauptmannschaft der Garden wiedergeben, die Ihr mit Glück unter Heinrich III. innehattet. Weiter würde er Euch mit vierzigtausend Ecus für den Unterhalt entschädigen, den Eure Kompanie Euch kostete, seit Ihr seinen Dienst verlassen habt.«
    »Das ist wenig«, sagte Vitry.
    »Es ist mehr, als Mayenne Euch jemals gab. Zum dritten würde Euch der König entweder das Gouvernat von Meaux geben, wenn die Einwohner Euch noch wollen, oder aber einer anderen Stadt gleicher Bedeutung.«
    |420| »Daß die Einwohner mich noch wollen werden, bezweifle

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