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Paris ist eine Messe wert

Paris ist eine Messe wert

Titel: Paris ist eine Messe wert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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seinen privaten Orden schuf und auf der Brust ein von Diamanten und Perlen umkränztes goldenes Abbild Heinrichs IV. trug. Ja, so war Rosny! Ein Prahlhans und ein Ehrenmann, dessen Afferei niemand verlachen konnte, ohne seine Tugend zu rühmen.
»A very excentric Lord!«
sagte Lady Stafford, die Frau des englischen Gesandten. »Ein Kauz«, sagte der König, der ihn hoch schätzte.
    Am Tag darauf bekam ich hohes Fieber und starke Schmerzen in dem verwundeten Arm, ich fürchtete, daß eine Infektion eintreten könnte und daß man ihn mir abnehmen müßte, um den Wundbrand zu vermeiden. Der Bader faßte die Amputation auch schon ins Auge, doch ich sträubte mich, lieber wollte ich dem Glück vertrauen als meine körperliche Symmetrie einbüßen. Der gute Miroul, der mir nicht von der Seite wich, und meine betrübten Leute (selbst die Pagen hüteten sich, meine Ruhe durch Lärmen zu stören) flehten mich an einzuwilligen, doch ich blieb fest, und ich tat gut daran, wie der erfreuliche Ausgang zeigte.
    |122| Indessen litt ich mehrere Tage und Nächte, delirierte sogar. In meinen Fieberträumen zogen all jene, die ich liebte und die ich verlassen zu müssen wähnte, in endloser Prozession an meinen Augen vorüber. Mein Vater, mein schöner Bruder Samson, mein Schwesterchen Catherine, der feine höfische Quéribus, der ehrwürdige Doktor Fogacer, der Waffenmeister Giacomi, mein unwandelbarer Freund und mein Schwager, seit er Larissa geheiratet hatte, die Zwillingsschwester meiner Gemahlin, und nicht zuletzt diese selbst und die lieblichen Kinder, die sie mir geboren hatte. Wer weiß, warum ich sie in meinem Fieber alle im heimatlichen Mespech antraf, obwohl sie doch längst von dort fortgezogen und im Reich verstreut lebten. Scheinbar war es mir ein Bedürfnis, gleich einem verletzten Tier, das sich in seiner Höhle verkriecht, um seine Wunden zu lecken, mich in der Phantasie in mein zinnenbewehrtes Nest zurückzuziehen, um aus der Erde, der ich entsprossen war, neue Kraft zu schöpfen und mich mit Hilfe aller, die mich geliebt hatten, ans Leben zu klammern.
    Am Morgen des 15. August fiel mein Fieber, die Schmerzen in meinem Arm verstummten, und als ich die Augen aufschlug, staunte ich, die Züge meines lieben Miroul klar zu erkennen, die mir jedoch ganz kummervoll erschienen.
    »Was hast du, Miroul?« fragte ich, »du weinst? Siehst du nicht, daß es mir besser geht?«
    »Ach, freilich seh ich es, Moussu«, sagte er mit stockender Stimme, »und ich weiß es auch, weil der Feldscher von Monsieur de Rosny gesagt hat, daß Euer Arm jetzt heilt und daß kein Wundbrand mehr zu befürchten steht.«
    »Und warum weinst du dann und bist ganz verzagt?«
    »Ach, Moussu, nicht wegen Eurer Gesundheit weine ich, Ihr seid, Gott sei’s gelobt, nun über den Berg, aber ich muß Euch zwei Nachrichten von den Euren mitteilen, die Euch beide sehr betrüben werden.«
    »Was!« rief ich klopfenden Herzens und setzte mich so brüsk auf, daß mein rechter Arm wieder schmerzte, »Von den Meinen, sagst du! Um wen geht es? Um meinen Vater? Samson? Meine Angelina? Oder meine Kinder? Miroul, um Gottes willen, rede!«
    »Nein, nein! So nahe stehen sie Euch nicht, wiewohl Ihr sie sehr liebt, und ich nicht minder«, sagte Miroul, der mich anscheinend |123| auf das Schlimmste nur vorbereitet hatte, um die Schläge, die er mir beibringen mußte, abzumildern. »Moussu«, setzte er stockend hinzu, »gestern ist der Waffenmeister Giacomi gestorben. Im Gefecht hatte er einem Schurken das Leben geschenkt, nachdem er ihm den Degen entwunden hatte; doch als er sein Pferd wendete, schoß ihm der Feigling in den Rücken.«
    Ich schlug beide Hände vor die Augen. Giacomi, mein edelmütiger, ritterlicher Freund und Meister, in gesetzlosem Kampf gemeuchelt! Ach, er war nicht geschaffen für diesen grausamen Krieg, wo der Bruder den Bruder erschlug, der ihn noch eben verschonte. Nie wollte er im Zweikampf die geheime Finte angewendet wissen, die er mich gelehrt hatte, zu groß erschien seinem noblen Herzen der Vorteil, den diese gewährte. Beim Ochsenhorn! Giacomi hinterrücks erschossen! »Ha, Miroul«, rief ich, »wer da sagt, daß der Mensch des Menschen Wolf sei, verleumdet nicht den Menschen, sondern den Wolf!«
    Hierauf schwieg ich und sandte ein stilles Gebet zum Himmel für meinen armen Freund, der dahingegangen war, ohne daß ich ihn noch einmal gesehen, ohne daß ich ihn zu Grabe getragen hatte.
    »Das ist noch nicht alles, Moussu«, sagte Miroul.
    »Diga

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