PARKER demontiert den Wasserman
bestimmten Schlüssel greifen wollte, hörte er Schritte jenseits der nur angelehnten Küchentür. Im Treppenhaus näherte sich einer der weiblichen Bewohner. Der Mann mit den freundlichen Augen wußte sehr wohl, wer sich außer Parker noch im Haus befand.
Er baute sich schnell neben der Tür auf und wartete ab.
»Mister Parker ... Mister Parker?« Es war eine junge Stimme, die nach dem Butler rief. Parker war von der Tür aus nicht zu sehen. Er lag genau hinter dem massigen Herd, der wie ein Block inmitten der Küche stand.
Dann öffnete sich die Tür vollends.
Kathy Porter trat ahnungslos herein und sah die noch geöffnete Außentür. Sie schöpfte keinen Verdacht, glaubte den Butler wohl noch draußen im Park und passierte den Mann hart neben der Tür.
»Bleiben Sie stehen und rühren Sie sich nicht!«
Kathy Porter begriff augenblicklich.
Sie gehorchte sofort und setzte vorsichtig den linken, vorgeschobenen Fuß auf den Boden. Sie wußte nicht, wer hinter ihr war, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
»Legen Sie sich auf den Boden«, sagte der Mann mit den freundlichen Augen in einem fast sanften Ton.
Kathy Porter gehorchte erneut.
Sie kniete zuerst nieder und legte sich dann flach auf den Boden.
»Hände auf den Rücken!«
Kathy Porter hatte keine Chance, ihre Kenntnisse in Judo und Karate an den Mann zu bringen. Sie befand sich in einer hilflosen Situation, zumal sie ja nicht wußte, ob der Eindringling bewaffnet war oder nicht.
»Streifen Sie sich den Gürtel ab.«
Die Anordnungen kamen sanft, aber präzise. Der Mann über und hinter ihr wußte sehr genau, was er wollte. Kathy Porter nestelte den Bindegürtel ihres Bandemantels los und spürte dann, wie dieser Gürtel hochgehoben wurde.
Innerhalb einer Minute waren ihre Hände gefesselt.
Kathy Porter ärgerte sich maßlos darüber, daß man sie überwältigt hatte. Sie ließ sich diesen Ärger jedoch nicht anmerken. Sie wartete nur darauf, das Gesicht des Mannes sehen zu können.
Was aber leider nicht der Fall war.
Überraschend streifte der' Mann ihr einen Papiersack über den Kopf, der von einem Einkauf im Supermarkt herrührte.
»Ich werde Ihnen nichts tun, falls Sie keine Dummheiten machen«, hörte sie dann die Stimme des Mannes. »Bleiben Sie ruhig liegen!«
Er war sehr höflich und diskret.
Da der Bademantel sich weit über ihre Oberschenkel hochgeschoben hatte, zupfte er ihn wieder etwas herunter, ohne sie dabei unnötig zu berühren.
Kathy Porter überlief eine Gänsehaut.
Ein kräftiges Zupacken wäre ihr lieber gewesen. Sie hatte plötzlich Angst, denn sie fühlte sich in der Gewalt eines Mannes, der mit normalen Maßstäben nicht zu messen war.
***
Lady Simpson goß sich gerade einen weiteren Drink ein, als der Mann mit den freundlichen Augen den Salon betrat und sich höflich verbeugte.
»Da sind Sie ja endlich«, sagte sie. »Doktor Graduelle, nicht wahr?«
»Gewiß, gewiß«, sagte der Mann mit den freundlichen Augen, der seinerseits nicht stutzte.
»Sie haben lange auf sich warten lassen«, beschwerte sich die Engländerin. »Meine Nieren machen wieder mal Ärger.«
»Ich mußte noch eine Leber behandeln«, entschuldigte sich der ungebetene Besucher geistesgegenwärtig. Für ihn war es klar, daß er verwechselt wurde. Die Dame in ihrem weitfallenden Morgenmantel hielt ihn für einen Arzt. Gut, sollte sie dabei bleiben, Hauptsache, es ergaben sich keine Komplikationen.
»Hoffentlich haben Sie mir eine Spritze mitgebracht?« fragte Agatha Simpson und begann den Mantel aufzuknöpfen. »Die Schmerzen sind geradezu scheußlich, Doktor.«
»Das werden wir gleich haben«, versprach der Mann mit den freundlichen Augen und kam auf Mylady zu. »Ich habe alles in meinem Notbesteck.«
Die Patientin hatte ihm bereits den Rücken zugewandt und ließ den Morgenmantel über ihre Schultern gleiten. Darunter war ein einfaches, schmuckloses Nachthemd zu sehen.
Der Mann mit den freundlichen Augen hatte Mylady erreicht und streckte seine Hände nach ihr aus. Genauer gesagt, er wollte nach ihrem Hals greifen, doch dann erlebte er eine peinliche Überraschung.
Mylady erwies sich als kriegerisch und gefährlich.
Sie wirbelte erstaunlich schnell um ihre Längsachse und verabreichte dem angeblichen Arzt eine schallende Ohrfeige, die es derart in sich hatte, daß der Mann förmlich zur Seite geworfen wurde.
Was sich als sein Pech erwies.
Er fiel förmlich in die ausgestreckte Hand seiner resoluten Gegnerin, die ihm einen
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