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Parker Pyne ermittelt

Parker Pyne ermittelt

Titel: Parker Pyne ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben ihn überlistet! Er wird nichts riskieren. Er kann es nicht mal versuchen, in seine eigene Kabine zurückzukehren.«
    »Wir müssen bis morgen früh hier drinbleiben. Er wird den Zug vermutlich in Dijon verlassen; planmäßig halten wir dort in einer halben Stunde. Er wird ein Telegramm nach Paris schicken, und sie werden uns von dort aus verfolgen. In der Zwischenzeit sollten Sie diese Jacke und die Mütze aus dem Fenster werfen. Sie könnten sonst Schwierigkeiten bekommen.«
    Roberts gehorchte.
    »Wir dürfen nicht schlafen«, sagte die junge Frau. »Wir müssen bis morgen auf der Hut sein.«
    Es war eine seltsame, aufregende Nachtwache. Um sechs Uhr morgens öffnete Roberts vorsichtig die Tür und blickte nach draußen. Es war niemand zu sehen. Seine Begleiterin huschte schnell in ihr eigenes Abteil. Roberts folgte ihr. Ihre Unterkunft war offensichtlich durchwühlt worden. Sein Abteil erreichte er durch den Waschraum. Sein Mitreisender schnarchte munter vor sich hin.
    Sie trafen um sieben Uhr in Paris ein. Der Schaffner wütete wegen des Verlusts seiner Jacke und Mütze. Den Verlust eines Reisenden hatte er noch nicht bemerkt.
    Dann begann eine unterhaltsame Verfolgungsjagd. Die junge Frau und Roberts fuhren in mehreren Taxis quer durch Paris. Sie betraten Hotels und Restaurants durch die Vordertür und gingen hinten wieder hinaus. Endlich stieß sie einen Seufzer aus.
    »Ich bin mir sicher, dass wir nicht mehr verfolgt werden«, sagte sie. »Wir haben sie abgeschüttelt.«
    Sie frühstückten und fuhren nach Le Bourget. Drei Stunden später waren sie in Croydon. Roberts war nie zuvor geflogen.
    In Croydon wartete ein groß gewachsener, älterer Gentleman auf sie, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Mr Roberts’ Auftraggeber aus Genf hatte. Er begrüßte die junge Frau mit besonderem Respekt.
    »Der Wagen steht bereit, Madam«, sagte er.
    »Dieser Gentleman wird uns begleiten, Paul«, sagte die junge Dame und stellte den älteren Herrn vor: »Graf Paul Stepanow.«
    Der Wagen war eine riesige Limousine. Sie fuhren etwa eine Stunde lang, bis sie das Gelände eines Landsitzes erreichten und vor der Tür eines beeindruckenden Herrenhauses anhielten. Mr Roberts wurde in ein Zimmer geführt, das als Arbeitszimmer eingerichtet war. Dort übergab er die wertvollen Strümpfe. Er wurde eine Zeit lang allein gelassen, aber Graf Stepanow kehrte bald zurück.
    »Mr Roberts«, sagte er, »Ihnen gilt unsere tief empfundene Dankbarkeit. Sie haben sich als mutiger und findiger Mann erwiesen.« Er hielt ein Etui aus rotem Saffianleder hoch. »Erlauben Sie mir Ihnen den Orden des Heiligen Stanislaus zu verleihen – zehnter Klasse mit Lorbeer.«
    Wie im Traum öffnete Roberts das Etui und betrachtete den juwelenbesetzten Orden. Der alte Gentleman sprach weiter.
    »Die Großherzogin Olga möchte Ihnen gerne persönlich danken, bevor Sie uns verlassen.«
    Er wurde in einen großen Salon geführt. Die wunderschöne Großherzogin stand dort in einer wallenden Robe. Seine Mitreisende.
    Sie machte eine gebieterische Geste, und der andere Mann verschwand.
    »Ich verdanke Ihnen mein Leben, Mr Roberts«, sagte die Großherzogin.
    Sie hielt ihm die Hand hin, und Roberts küsste sie. Sie beugte sich plötzlich zu ihm.
    »Sie sind ein mutiger Mann«, sagte sie.
    Ihre Lippen trafen sich. Der Duft eines süßen, orientalischen Parfüms umgab ihn.
    Einen Augenblick lang hielt er diese wunderschöne, schlanke Gestalt in seinen Armen…
    Er träumte immer noch, als eine Stimme sagte: »Der Wagen wird Sie an jeden beliebigen Ort bringen.«
    Eine Stunde später kehrte der Wagen für die Großherzogin zurück. Sie stieg ein und auch der weißhaarige Mann. Er hatte seinen Bart entfernt, weil er ihm zu warm geworden war. Der Wagen brachte Großherzogin Olga zu einem Haus in Streatham. Sie ging hinein, und eine ältere Dame sah von ihrem Nachmittagstee auf.
    »Ah, Maggie, meine Liebe, da bist du ja.«
    Im Expresszug von Genf nach Paris war sie die Großherzogin Olga; in Mr Parker Pynes Büro war sie Madeleine de Sara, und im Haus in Streatham hieß sie Maggie Sayers, die vierte Tochter einer ehrlichen, hart arbeitenden Familie.
    Wie sind die Helden doch gefallen!
     
    Mr Parker Pyne aß mit seinem Freund zu Mittag. »Ich gratuliere«, meinte er, »Ihr Bursche hat das Ganze problemlos erledigt. Die Tormali-Gang wird sich ganz schön darüber aufregen, weil sie glaubt, die Pläne für die Waffe wären jetzt bei der Liga. Haben Sie Ihrem Mann gesagt,

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