Parker Pyne ermittelt
rauswerfen soll!«
»Wie originell«, murmelte Mr Parker Pyne. »Es gibt nur wenige, die mir heutzutage diese Frage stellen. Also scheint es Ihnen ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten, Mrs Rymer?«
»Na, das auf jeden Fall«, entgegnete die Dame freiheraus. »Ich habe drei Pelzmäntel, eine Menge Kleider aus Paris und so ein Zeug. Ich habe ein Auto und ein Haus in der Park Lane. Ich hatte mal eine Jacht, aber ich bin nicht gerne auf See. Ich habe eine Menge von diesen niveauvollen Bediensteten, die einen von oben herab behandeln. Ich bin ein bisschen gereist, hab ein paar andere Länder gesehen. Und es wäre ein echter Segen, wenn ich noch irgendetwas fände, was ich tun oder kaufen könnte.« Sie blickte erwartungsvoll zu Mr Pyne hoch.
»Es gibt Krankenhäuser«, sagte er.
»Was? Verschenken, meinen Sie? Nein, auf gar keinen Fall! Für das Geld ist gearbeitet worden, und lassen Sie mich Ihnen versichern, hart gearbeitet. Wenn Sie meinen, ich werde das einfach so auf die Straße werfen – nun, dann liegen Sie falsch. Ich will es ausgeben; ausgeben und was davon haben. Also, wenn Sie in der Richtung irgendwelche guten Ideen haben, dann können Sie sich auf ein erkleckliches Honorar freuen.«
»Ihr Vorschlag interessiert mich«, sagte Mr Pyne. »Sie haben keinen Landsitz erwähnt.«
»Ich hab’s vergessen, aber ich habe einen. Langweilt mich zu Tode.«
»Sie müssen mir mehr über sich erzählen. Ihr Problem ist nicht leicht zu lösen.«
»Ich erzähle Ihnen gerne mehr über mich. Ich schäme mich nicht für meine Herkunft. Hab auf ‘nem Bauernhof gearbeitet, ja, das habe ich, als ich noch ein Mädchen war. War harte Arbeit. Dann habe ich mich mit Abner rumgetrieben – er war ein einfacher Arbeiter in den Mühlen bei uns in der Ecke. Er hat mir acht Jahre lang den Hof gemacht, und dann haben wir geheiratet.«
»Und Sie waren glücklich?«, fragte Mr Pyne.
»Das war ich. Er war mir ein guter Mann, mein Abner. Hatten aber hart zu kämpfen; er war zweimal arbeitslos, und da waren die Kinder schon auf dem Weg. Vier hatten wir, drei Jungs und ein Mädchen. Keiner von ihnen hat’s geschafft. Ich möchte behaupten, die Dinge wären anders, wenn sie groß geworden wären.« Ihr Gesichtsausdruck wurde sanfter, und sie sah plötzlich jünger aus.
»Er hatte eine schwache Lunge, mein Abner. Als Krieg war, haben sie ihn nicht eingezogen. Hat dafür zu Hause Erfolg gehabt. Sie machten ihn zum Vorarbeiter. Er war ein kluger Bursche, mein Abner. Er hat einen Arbeitsprozess entwickelt. Sie haben ihn schon fair behandelt, das muss ich sagen; haben ihm eine ordentliche Summe Geld dafür gegeben. Er hat das Geld für eine andere Idee verwendet. Sie haben ihn mit Geld überhäuft. Da war er schon sein eigener Meister, der seine eigenen Arbeiter einstellte. Er hat zwei bankrotte Konzerne gekauft und sie wieder ans Laufen gebracht. Der Rest war dann leicht. Das Geld floss in Strömen. Macht es immer noch.«
»Ich kann Ihnen sagen, dass es zu Beginn ein echter Spaß war. Ein Haus zu haben, ein tipptopp Badezimmer, und eigene Diener. Kein Kochen mehr, kein Putzen mehr, kein Waschen mehr. Einfach auf den Seidenkissen im Salon ausruhen und mit der Glocke nach dem Tee läuten – als ob man eine Gräfin wäre! War ein Riesenspaß, und wir haben es genossen. Und dann kamen wir nach London. Ich habe einige Schneider reich gemacht. Wir sind nach Paris gefahren und an die Riviera. War ein Riesenspaß.«
»Und dann?«, fragte Mr Parker Pyne.
»Wir haben uns wohl dran gewöhnt, nehme ich an«, sagte Mrs Rymer. »Nach nicht allzu langer Zeit war es gar nicht mehr so ein Riesenspaß. Wir hatten sogar Tage, an denen uns unser Essen ziemlich egal war – wir konnten uns ja alles machen lassen, was wir nur wollten! Was das Badezimmer angeht – na ja, am Ende reicht für jeden von uns ein Bad am Tag. Mit Abners Gesundheit nahm es einen schlechten Lauf. Hat den Ärzten ein paar ordentliche Honorare gezahlt, aber sie haben nichts machen können. Sie haben mal dies, mal jenes versucht. Hat aber nichts genützt. Er ist gestorben.« Sie hielt inne. »Er war noch ein junger Mann, gerade mal dreiundvierzig.«
Mr Pyne nickte verständnisvoll.
»Das war vor fünf Jahren. Das Geld fließt immer noch in Strömen. Es scheint mir eine Verschwendung, mit all dem Geld nichts anfangen zu können. Aber wie ich Ihnen schon sagte, fällt mir einfach nichts mehr ein, was ich nicht schon besitze.«
»Kurz gesagt«, meinte Mr Pyne, »Ihr Leben ist
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