Parker Pyne ermittelt
was er bei sich trug?«
»Nein, ich hielt es für besser das Ganze ein wenig – ähem – auszuschmücken.«
»Wie klug von Ihnen.«
»Es war nicht wirklich klug. Ich wollte ihm nur ein wenig Spaß gönnen. Ich dachte, er würde eine Waffe eher ein wenig langweilig finden. Ich wollte ihm ein Abenteuer bieten.«
»Langweilig?«, fragte Mr Bonnington verdutzt und starrte ihn an. »Diese Kerle würden ihn ohne jeden Zweifel bei der erstbesten Gelegenheit abmurksen.«
»Ja«, pflichtete ihm Mr Parker Pyne in sanftem Ton bei. »Aber ich wollte nicht, dass er umgebracht wird.«
»Machen Sie bei Ihren Geschäften eigentlich Gewinn, Parker?«, fragte Mr Bonnington.
»Manchmal mache ich Verluste«, sagte Mr Parker Pyne. »Aber nur dann, wenn der Fall sich wirklich lohnt.«
Drei wütende Gentlemen beschimpften sich in Paris.
»Dieser verdammte Hooper!«, sagte einer. »Er hat uns hängen lassen.«
»Die Pläne hat keiner aus dem Büro mitgenommen«, sagte der Zweite. »Aber sie sind Mittwoch rausgegangen, da bin ich mir sicher. Und daher bin ich mir sicher, dass du das verbockt hast.«
»Habe ich nicht«, sagte der Dritte beleidigt. »Im Zug war kein einziger Engländer, nur so ein kleiner Angestellter. Er hatte noch nie von Peterfield oder der Waffe gehört. Ich weiß es. Hab das bei ihm kontrolliert. Peterfield und die Waffe sagten ihm gar nichts.« Er lachte. »Hatte aber wohl Komplexe, was Bolschewisten angeht.«
Mr Roberts saß vor einem Gaskamin. Auf seinem Knie lag ein Brief von Mr Parker Pyne. Er enthielt einen Scheck über fünfzig Pfund als Dankeschön ›von gewissen Leuten, die mit der Erledigung einer gewissen Aufgabe äußerst zufrieden waren.‹
Auf der Stuhllehne lag ein Roman aus der Bücherei. Mr Roberts schlug ihn aufs Geratewohl auf. »Sie lehnte sich an die Tür wie ein gehetztes Tier, das sich seinen Verfolgern stellte.«
Nun, damit kannte er sich aus.
Er las einen weiteren Satz. »Er schnupperte kurz die Luft. Der schwache, widerliche Geruch von Chloroform stieg ihm in die Nase.«
Darüber wusste er nun auch Bescheid.
»Er schloss sie in seine Arme und spürte, wie sich ihre bebenden scharlachroten Lippen ihm entgegendrängten.«
Mr Roberts seufzte. Es war kein Traum. Das war alles geschehen. Die Hinfahrt war eher langweilig gewesen, aber die Rückfahrt! Er hatte es in vollen Zügen genossen. Aber er war auch froh, wieder zu Hause zu sein. Das unbestimmte Gefühl beschlich ihn, dass man sein Leben nicht die ganze Zeit so führen konnte. Selbst die Großherzogin Olga – selbst dieser letzte Kuss – hatte etwas von der unwirklichen Atmosphäre eines Traums.
Mary und die Kinder würden am nächsten Tag nach Hause kommen. Mr Roberts freute sich und lächelte.
Sie würde sagen: »Wir hatten so einen schönen Urlaub. Ich habe den Gedanken gehasst, dass du hier die ganze Zeit allein warst, mein armer, alter Schatz.« Und er würde sagen: »Das ist schon in Ordnung, mein altes Mädchen. Ich musste im Auftrag der Firma nach Genf – schwierige Verhandlungsgespräche – und schau, was sie mir geschickt haben.« Und er würde ihr den Scheck über fünfzig Pfund zeigen.
Er dachte an den Orden zehnter Klasse mit Lorbeer des heiligen Stanislaus. Er hatte ihn versteckt, aber man stelle sich nur vor, Mary würde ihn finden! Das zu erklären, wäre wohl nicht so einfach…
Ah, das war die Lösung – er würde ihr einfach sagen, er hätte das im Ausland erstanden. Eine Kuriosität.
Er schlug das Buch wieder auf und las fröhlich weiter. Auf seinem Gesicht war kein Zeichen mehr von Sehnsucht.
Er gehörte nun auch zu dieser glorreichen Gruppe von Menschen, die etwas Aufregendes erlebt hatten.
Der Fall der reichen Frau
D er Name Mrs Abner Rymer wurde Mr Parker Pyne angekündigt. Er kannte den Namen und runzelte die Stirn.
Seine Klientin wurde anschließend in sein Büro geführt.
Mrs Rymer war eine groß gewachsene, kräftige Frau. Ihre Gestalt wirkte plump, und weder ihr Samtkleid noch ihr schwerer Pelzmantel konnten diese Tatsache verheimlichen. An ihren großen Händen standen die Knöchel hervor. Ihr Gesicht war groß und breit, und mit Farbe hatte man nicht gespart. Ihre schwarzen Haare waren modisch geschnitten, und zahlreiche Straußenfedern schmückten ihren Hut.
Sie ließ sich mit einem Nicken in den Stuhl fallen. »Guten Morgen!«, sagte sie. Ein herber Akzent schwang in ihrer Stimme mit. »Wenn Sie zu irgendwas nütze sind, dann sagen Sie mir einfach, wie ich mein Geld
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