Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
»Mondo?«
»Du hast es gehört«, schnauzte Jamon widerwillig.
»Warum?«
»Lass uns einfach sagen…, dass mir im Moment keine andere Wahl bleibt.«
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, mich über Jamons Schulter zu beugen, um den Ausdruck auf Daacs Gesicht zu sehen – und um sicherzugehen, dass es ihm gut ging.
Dumme Idee!
Es war der gleiche Fehler, den Gwynn mir gegenüber begangen hatte. Die kurze Ablenkung reichte aus, dass ich den Lauf der Beretta ein paar Zentimeter sinken ließ.
Mit der Schnelligkeit einer Klapperschlange riss mir Jamon die Waffe aus der Hand und schoss aus nächster Nähe auf mich. Ich war gerade noch geistesgegenwärtig genug, um auszuweichen. Die Kugel streifte mich, ohne größere Verletzungen zu hinterlassen.
Ich kämpfte darum, das Gleichgewicht zu behalten. Jamon war vom Stuhl aufgesprungen und wollte einen weiteren Schuss abfeuern. Ich trat ihm mit aller Kraft gegen die Beine, um ihn zu Fall zu bringen, doch die Wunde behinderte meine Bewegungen mehr, als ich gedacht hatte.
»Parrish!«, schrie Daac auf dem Bildschirm.
Jamon richtete sich auf und zielte erneut auf mich. Sein Gesicht hatte sich nun fast völlig verändert. Seine Haut war über und über von schwarzen Spiralen bedeckt, die sich breitflächig wie Lepra ausbreiteten.
Ich hielt inne. »Was bist du?«, flüsterte ich.
Mein Entsetzen musste auch ihn überrascht haben. Die Pistole noch immer auf mich gerichtet, versuchte er, sein Spiegelbild im Comschirm zu erkennen.
Wieder hörte ich Daacs Stimme. »Parrish! Was zum Teufel geht da vor. Hau ab!«
Seine Schreie rissen mich aus meiner Erstarrung. Ich rannte zur Tür und öffnete panisch die Schlösser. Die Tür sprang auf, und ich rannte in die Arme von einem halben Dutzend Dingomutanten.
»Wir müssen weg von hier!«, kreischte ich und deutete auf Jamon.
Die Dingomutanten heulten entsetzt und verwirrt. Ich versuchte, mich durch sie hindurchzudrängen, doch sie standen wie eine Mauer vor mir.
Jamon schritt auf uns zu. Er berührte sein Gesicht, und seine Stimme zitterte. »Lang hat mir gesagt, dass ich mich verwandeln würde.«
In diesem Augenblick ergriff auch die Dingomutanten die Angst, und sie ergriffen panisch die Flucht.
Ich empfand das Gleiche, nur dass ich nicht weglaufen konnte.
»Lang?«, krächzte ich heiser. »Was hat er dir noch erzählt? Dass er dich unsterblich machen könnte? Hast du ihm diesen Mist wirklich abgekauft?«
Warum sollte er es auch nicht getan haben? Ich habe ihm schließlich auch geglaubt.
Jamon hielt inne, als ergäben meine Worte für ihn keinen Sinn. »Ich werde ein Formwandler sein. Ich werde länger leben. Begreifst du denn nicht, was das bedeutet?«
»Nein!«
Mit einer Hand wischte er sich das Blut von den Lippen und hielt sie mir entgegen.
»Auch du könntest ein Formwandler werden.«
»Was tust du?«
»Mein Blut wird auch dich verändern.«
»Dein Blut…« Plötzlich hatte ich es begriffen. Die Federn. Mit Blut getränkt. Blut in meinem Mund. Hatte ich mich an jenem Abend in der Villa der Muenos infiziert? Nein!
»Es ist ein Parasit, Jamon. Er benutzt unsere Körper als Nahrung. Er wird nichts von deinem Ich übrig lassen.«
»Meinem Ich?«
»Du willst doch wohl zumindest deine Persönlichkeit behalten, oder?«
»Komm schon, Parrish, reizt es dich nicht doch ein wenig?«
»Du bietest mir ein langes Leben als Formwandler an, und dennoch hast du versucht, mich zu vergiften?«
»Was meinst du damit?«
»Der Fisch, den du Stellar und mir serviert hast. Er war mit Quecksilber vergiftet.«
Jamon schüttelte seinen hinterhältigen Kopf. »Unmöglich. Lang hatte alle Zutaten für die Mahlzeit bereitgestellt. Er hat darauf bestanden. Darum hat er auch ohne Bedenken gegessen.«
Dann hat Lang versucht, mich zu vergiften. Aber er hat mich doch davon abgehalten, den Fisch zu essen…!
Nein! Er wollte, dass ich dachte, Jamon stecke dahinter, damit ich seinen Auftrag übernahm. Das bedeutet… Stellar ist gestorben, damit Lang mir eine glaubwürdige Geschichte auftischen konnte.
Das klang verrückt, aber…
»Parrish, hilf mir, diese Cabalsippschaft aufzuhalten.«
»Die Cabal?«
»Wusstest du das nicht? Loyl Daac gehört zu den Cabal Coomera.«
Mir fiel die Kinnlade herunter. Daac. Cabal Coomera! »Du verfluchter Lügner!«
Adrenalin rauschte durch meine Venen, und vor meinen Augen liefen die Ereignisse der letzten Tage noch einmal im Schnelldurchlauf ab.
In jenem Augenblick, da ich Daac zum ersten
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