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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Lauf der Pistole zwischen seine Augen. »Nimm mir die Fesseln ab. Ganz vorsichtig.«
    Während er an den Seilen herumfummelte, wo meine Hände zusammengebunden waren, erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Eine Form. Ein menschlicher Fuß.
    Ich sah zu der Plastik hinüber.
    In dem großen Kunststoffblock war eine menschliche Gestalt eingeschmolzen. Nackt und offensichtlich tot wurde sie in einer vornübergebeugten Pose von der Plastik eingerahmt. Es war Stellar.
    »Reizend, nicht wahr?« Jamon schnappte nach Luft, als er den letzten Knoten meiner Fesseln löste. »Eine taxidermische Technik. Schade nur, dass ihr Körper nicht mehr in der besten Verfassung war. Du hingegen wirst eine ganz wunderbare Skulptur abgeben!«
    Mein Magen drehte sich bei dem Gedanken daran um. Ich legte den Finger fester um den Abzug der Beretta. Es wäre so einfach gewesen, ihn hier und jetzt zu töten. Dann würden seine Wachen mich erschießen, und alles wäre in einem erbarmungsvollen Moment vorbei. Keine Probleme mehr, keine Kämpfe, keine Visionen.
    Aber wenn ich starb, würde der Krieg weitergehen und vielleicht eskalieren.
    Das konnte ich nicht zulassen. Zu viele Menschen setzten ihr Leben für mich aufs Spiel.
    Ich zog Jamon auf die Füße und hielt ihn als Schutzschild vor mich. Die Beretta fest an seine Schläfe gepresst, ging ich langsam mit ihm in den Com-Raum.
    Seine Dingos folgten uns in einigem Abstand. Sie würden es nicht wagen, ohne Anweisung ihres Herrn einzugreifen.
    Wie alle paranoiden Menschen hatte auch Jamon die Tür zu seiner Com-Einheit verstärkt, und ich trat sie zu, als wir in dem Raum waren.
    »Setz dich hin!« Ich zielte mit der Pistole von hinten auf seine Schläfe.
    In jenem Moment bemerkte ich es zum ersten Mal: Genau hinter seinem Ohr befand sich eine kleine, schwarze Spirale, die einer Schnecke glich. Der Anblick allein reichte, um die Übelkeit in mir zu erregen.
    »Was willst du, Parrish?«
    Fast war es bewundernswert, wie schnell er seine Fassung wiedergewonnen hatte.
    »Ruf deine Truppen zurück.«
    Eine Sekunde lang löste sich seine kalte Fassade auf. »Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«
    Nun war ich an der Reihe, ein verschmitztes Lächeln aufzusetzen. »Ja, sehr wahrscheinlich bin ich das«, stimmte ich ihm zu. »Und jetzt setz dich an die Com-Einheit, und beende diesen verfluchten Krieg.«
    Jamon starrte mich an, vermutlich auf der Suche nach einer Erklärung für mein Verhalten.
    Ich zog den Abzug der Beretta ein kleines Stück zurück, nur um ihn wissen zu lassen, dass ich es ernst meinte. »Verschwende keine Zeit, Jamon. Ruf deine Truppen zurück. Dann wirst du eine Nachricht über Breitband versenden und deine Kapitulation erklären. Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen.«
    Die Farbe wich aus seinem Gesicht; dann begann er, eine Meldung an seine Truppen im Slang der Dingomutanten durchzugeben.
    Ich stieß die Beretta hart gegen seinen Kopf. »Keine Tricks, verstanden? Verfass die Nachricht so, dass auch ich sie verstehen kann.«
    Er wiederholte seine Anweisungen in normaler Sprache. Seine Stimme klang kalt und angespannt.
    »Und jetzt verschickst du deine Kommandos über Breitband. Auch nach Viva, damit die Medien ebenfalls von deiner Kapitulation erfahren. Und ich möchte, dass du die alleinige Kriegsschuld auf dich nimmst.« Mein Tonfall war ruhig und bestimmt. Das Poltern der Dingos, die ihre Körper gegen die Türe des Com-Raums warfen, ignorierte ich einfach.
    Jamon sah mich kurz an. Der blanke Hass funkelte in seinen Augen. Dann wandte er sich wieder der Com-Einheit zu. Erneut betrachtete ich die Stelle hinter seinem Ohr. Die schwarze Spirale war größer geworden. Wie dicker, klebriger Sirup breitete sie sich nun seinen Hals entlang aus.
    Etwas geschah mit ihm… aber was?
    »Beeil dich«, schrie ich ihn an. »Kontaktiere Loyl Daac, und sag ihm, dass du dich mit ihm treffen wirst, um territoriale Fragen mit ihm zu klären.«
    Jamon ballte die Fäuste und öffnete Audiolinks in alle Netze. »Hier spricht Jamon Mondo. Ich habe meinen Truppen den Rückzug befohlen. Loyl Daac. Wir sollten…«
    Ich drückte die Pistole gegen seinen Schädel.
    »… uns treffen, um territoriale Fragen zu klären.«
    Einige Minuten lang saßen wir einfach nur da und warteten, während die Nachricht über das Allgemeine Netz übertragen wurde. Schließlich versuchte uns jemand über Jamons P-Leitung zu erreichen.
    »Schalte auf visuellen Modus«, wies ich ihn an.
    Loyls Gesicht erschien auf dem Schirm.

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