Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
Vom Netzwerk:
ein paar Tagen.«
    In ein paar Tagen! Er hätte mir ebenso gut direkt einen Kopfschuss verpassen können.
    Seine Dingos begannen, mich zu fesseln. Dabei bewegten sie sich mit dem Eifer von Grabräubern, die einen besonders prächtigen Schatz gefunden hatten. Wie eine Trophäe schleppten sich mich durch die Straßen von Torley zu Jamons Anwesen.
    Jeder, den ich auf der Straße sah, war bewaffnet. Viele der Menschen waren verletzt, bluteten oder stolperten hungrig umher. Ich sah bekannte Gesichter, und sie erkannten mich. Niemand sagte etwas oder versuchte, mir zu helfen. Ich machte ihnen keinen Vorwurf daraus. Sie waren genug mit dem eigenen Überleben beschäftigt.
    Jamons Villa hatte sich nicht verändert – polierte Tische, überall brennende Kerzen und handgemachte Kristallgläser in den Vitrinen –, abgesehen von einer großen, rechteckigen Plastik aus durchsichtigem Kunststoff, die gegen eine Wand gelehnt war. Sie war in ein Seidentuch gehüllt. Ich wunderte mich gerade über die schiere Größe dieses Dings, als mich Jamons Handlanger auf ein Sofa warfen.
    Jamon folgte meinem Blick mit einem seltsam verträumten Ausdruck. »Du bist weggelaufen, Parrish. Das hättest du nicht tun dürfen.«
    Dann holte er aus und schlug mir hart ins Gesicht.
    Hass flammte in mir auf. Ich versuchte, mich von ihm abzuwenden. Blut lief aus meinem Mund, und meine Beine hingen wie totes Fleisch an mir herab. Ich rutschte vom Sofa und schlug auf den Boden.
    Durch die Zimmertür konnte ich das Krächzen seiner Com-Einheit hören. Es klang wie ein höhnisches Schnattern, das sich über meine Nutzlosigkeit lustig machte – gefesselt und halb gelähmt, mitten in einem Krieg.
    Genau wie Loyl kommandierte auch Jamon seine Einheiten über den Schirm seiner Com-Einheit. Und dennoch hatte er diesen Platz verlassen, nur um mich einzufangen? Da sollte noch einmal jemand behaupten, dass es nichts Schlimmeres gab als eine sitzen gelassene Frau!
    »Ich bin nicht dein Eigentum, Jamon. Ich kann gehen, wann und wohin ich will«, zischte ich heiser.
    »Mutige Worte«, entgegnete er, »aber das wär’s auch schon. Jetzt, wo Stellar nicht mehr hier ist, wirst du an meiner Seite leben.«
    Er hatte Recht. Es waren nichts weiter als mutige Worte. In Wahrheit fürchtete ich mich vor ihm; doch an seiner Seite leben? Weder in dieser Hölle noch in irgendeiner anderen.
    Er lächelte abermals. »Mach es dir bequem, Parrish. Ich muss mich um einige Dinge kümmern. Wenn du auch nur den Versuch unternimmst, zu fliehen, werden dich meine Leute zu meinem großen Vergnügen pfählen!«
    Mich pfählen. Ich wusste, was das bedeutete. Ich starrte zur Türe hinüber. Dieselben Dingomutanten, die mich durch Torley geschleppt hatten, hatten sich dort postiert.
    Jamon verschwand in dem Raum mit seiner Com-Einheit, zwei weitere Wachen beschützten ihn. Selbst in betäubtem Zustand und mit zerschlagenem Gesicht hielt er mich offensichtlich noch für sehr gefährlich.
    Ich fühlte mich geschmeichelt – so sehr, dass ich ihn am liebsten in Stücke zerrissen hätte. Wenn ich nur meine Beine und Füße hätte bewegen können, und dazu noch die Schmerzen in meinem Gesicht… Es fühlte sich an, als hätte jemand eine Hälfte völlig zerkratzt.
    Die Zeit flog vorüber.
    In einer seltsamen Welt aus Taubheit, Schmerzen und Verzweiflung lag ich hilflos auf der Couch.
    Schließlich schlief ich ein. Als ich wieder aufwachte, hatten die Wachen gewechselt, und Jamon streifte unruhig im Raum auf und ab.
    Dann drückten sie mir kleine Schläuche mit Wasser in den Mund und hielten mich lachend über einen Eimer, bis ich pinkeln musste.
    Wenn ich wach war und bei klarem Verstand, lauschte ich den eingehenden Berichten über die Kämpfe. Das lenkte mich von dem Pochen in meiner Wange und meiner deprimierenden Lage ab.
    Obwohl die Berichte im schwer zu verstehenden Slang der Dingomutanten abgefasst waren, verstand ich genug davon, um zu begreifen, dass es Jamon trotz der Unterstützung durch Topaz nicht gelungen war, die Muenos zur Kooperation zu bewegen.
    Mehrere Male hörte ich, wie sich ein wütender Topaz über den Com-Schirm bei Jamon ausheulte. »Mir sind die Hände gebunden, Señor Jamon. Die Muenos wollen nicht an meiner Seite kämpfen. Einer meiner Männer, Pas, führt eine Revolte an. Meine Informanten sagen, dass sie auf eine Nachricht von jemandem warten, den sie Oya nennen.«
    Es trafen auch Berichte ein, die davon sprachen, dass einige von Jamons Dingos von Straßenkindern in

Weitere Kostenlose Bücher