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Parrish Plessis 02 - Code Noir

Parrish Plessis 02 - Code Noir

Titel: Parrish Plessis 02 - Code Noir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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sich ein junger, pomadiger Typ unaufgefordert an meinen Tisch setzte. Nachdem ich ihn mit einem schnellen Blick taxiert hatte, war ich mir sicher, dass er einer meiner neuen Konkurrenten war.
    Ich hob eine Augebraue. »Gibt’s ein Problem, Kleiner?«
    Er war schlank und braungebrannt; die festen Muskelpakete an seinen Armen und Schultern verrieten mir, dass er sich mit Testosteron vollgepumpt haben musste. Es war schwer zu sagen, ob seine Bizepse natürlich waren oder bei einem talentierten Chirurgen eine Unmenge Geld gekostet hatten.
    »Kein Problem«, sagte er. »Ich genieße nur die Aussicht. Hab gehört, du seist ’ne gefährliche Braut. Richtig?«
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Der winzige Funke Neugierde, den sein Aussehen in mir ausgelöst hatte, erlosch sofort wieder. »Du musst mich mit jemandem verwechseln.«
    »Schade«, sagte er. »Ich hätte die Frau gerne getroffen. Sehr schade.«
    »Warum?«, erkundigte ich mich mit wieder aufflammendem Interesse.
    »Hab gehört, sie könnte es mit jedem aufnehmen. Soll verdammt gut im Kampf Mann gegen Mann sein.«
    »Aha.«
    Nun, da er einmal angefangen hatte zu reden, schien ihn nichts mehr aufhalten zu können. »Ja. Ich wollte mein Stück vom Kuchen, bevor man sie aus dem Weg räumt«, plapperte er ungezügelt weiter.
    »Aus dem Weg räumen?« Jetzt hatte er meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Es gibt da ein Gerücht«, sagte er in geheimnisvollem Tonfall und rutschte auf meine Seite herüber. »Jemand hat ein Kopfgeld auf die Frau ausgesetzt. Ein Freund hat mir das erzählt.«
    Obwohl ich darauf bedacht war, immer einen Sicherheitsabstand zu anderen Leuten zu wahren, ließ ich ihn näher an mich herankommen. Mit einer Hand öffnete ich den Verschluss meines Pistolenhalfters.
    Der Mann erstarrte mitten in der Bewegung, als er sah, was ich tat, doch ich zog blitzschnell die Luger und presste sie ihm zwischen die Beine.
    »Keine Bewegung, Bürschchen.«
    Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht.
    »Ich wusste, dass du es bist«, sagte er begeistert.
    Langsam irritierte mich sein Verhalten. »Wer hat das Kopfgeld auf mich ausgesetzt?«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich kann es dir verraten, aber dann muss ich dich töten. Ist es das wirklich wert?«
    Das war nun schon das zweite Mal, dass mich das jemand am heutigen Tag fragte; doch im Gegensatz zu Teece durfte dieser Kerl nicht mit meinem Mitgefühl rechnen.
    Ich musterte ihn genau und berührte mit einer Hand meine Halskette mit den giftigen Spitzen. »Ich mache dir ein Angebot: Du darfst deine Augen behalten, und mit ein wenig Glück wirst du vielleicht keine Transplantate für die Knochen brauchen, die ich dir brechen werde!«
    Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, und in seinen Augen war deutlich Angst zu sehen. Offenbar war mir mein schlechter Ruf wieder einmal vorausgeeilt.
    Ich drückte die Luger fester zwischen seine Beine, in der Hoffnung, dass er darauf erpicht war, seine Geschlechtsorgane in einem funktionstüchtigen Zustand zu erhalten.
    »Los, ich will Namen hören«, zischte ich.
    Auf seiner Oberlippe bildeten sich Schweißtropfen und sein Haar-Frost taute auf.
    »Irgend… Irgendjemand in Tower Town hat das Kopfgeld ausgesetzt«, haspelte er.
    Mir stockte der Atem. Tower Town, das war Daacs Gebiet.
    Verfluchter Bastard!
    Der Junge sah meine Reaktion und holte tief Luft, als ahnte er, was ich als nächstes tun würde.
    Ich feuerte die Pistole ab, und der Tisch zersplitterte in tausend Einzelteile. Ich registrierte nur noch vage, wie die Gäste panisch aus dem Café flüchteten. Mein Bewusstsein schwand, als der Parasit mit Hilfe des Adrenalins, das mein Körper produzierte, die Kontrolle über mich ergriff.
    Irgendwie hatte es der Junge geschafft, meinem Schuss auszuweichen. Auf allen Vieren kroch er in Richtung Ausgang.
    Ich ließ ihn entkommen, schnippte dem Wirt ein paar Kredits als Entschädigung für das Schlamassel zu und machte mich aus dem Staub.
    Die ganze Wucht der neurochemischen Reaktionen in meinem Körper traf mich erst, als das Café bereits außer Sichtweite war. Ich sackte an einer Mauer zusammen, als die Halluzination von mir Besitz ergriff. Es war die gleiche wie letztes Mal und dem Mal davor…
     
    Ein Engel erhob sich aus einem Strom aus Blut. Rote Tropfen spritzten von seinen gewaltigen Schwingen. Blut. Mein Blut.
    »Die Verwandlung ist nahe, Mensch.«
    Ich weigerte mich, schrie verzweifelt auf. Ein langes, schreckliches Geräusch.
     
    Ich schrie noch

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