Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
mir einfiel. Zwar war es gefährlich, eine solche Aufzeichnung zu besitzen, aber wenn ich etwas vergaß, konnte es sich leicht als genauso tödlich erweisen.
Merry hatte einen Freudentanz aufgeführt, als sie sich umsah, und benahm sich, als wäre sie beim Schlussverkauf als Erste durch die Türen gestürzt. »Oooh, ooh. Schön. Ooh, bezaubernd. Ooh. Gucci. Niemals, Henri Quatre.«
»Na ja, gewöhn dich bloß nicht dran.«
»Ach? Was ist denn die nächste Zwischenstation unserer Reise?«, versetzte sie. »Ein Loch in der Erde? Ach nein, lass mich raten. Ein Abflusskanal?«
»Möchtest du aus erster Hand erleben, wie es in der P-Assistenten-Rehabilitation ist, oder lässt du jetzt das Musterprogramm für mich laufen?«
Sie zeigte mir den Finger und verschwand. An ihrer Stelle schimmerte ein Holoschema aller Informationen, die ich gesammelt hatte.
Wie üblich verursachten mir die Überlappungen und fehlenden Verbindungen Kopfschmerzen. Keine Sekunde lang machte ich mir vor, dass Gerwent Bans Plan zur Wiedereinsetzung einer Regierung etwas sei, das ich wirklich wollte oder von dem ich mir irgendwelche Verbesserungen versprach. Eines aber wusste ich mit Sicherheit: Niemand sollte die Geschehnisse in Mo-Vay wegen der Einschaltquoten senden, damit hirnlose Bürger es begafften.
Niemand.
»Pass auf.«
Mals knapper Befehl an den nüchternen blaulivrierten Intimaten holte mich in die Gegenwart zurück. Sie saß neben ihm im Kopilotensitz und überprüfte wie besessen die Protokolle. Sie hatte es nicht gern, dass er ihr Baby flog.
Besser er als ich, dachte ich.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf das, was ich an der Sonderausstattung des FlashHawks identifizieren konnte. Der ’Schrauber war ein beeindruckendes Tierchen; unter den Kabinenfenstern hingen ein paar 7,62-mm-Miniguns, dazu gab es eine externe Winde, Klettergeschirre, Fallschirmhaken und Fast Ropes. Anscheinend hatte Mal schon das eine oder andere Mal rasch Personen abholen oder absetzen müssen.
Ein paar Minuten vor der Landung auf dem Parkplatz von Brightbeach rief Gerwent Ban uns an. Er klang aufgeregt, und als ich mich zu Mal reckte, um auf den Bildschirm zu blicken, war sein Gesicht schlaff vor Entsetzen.
»Ich habe den ersten Download der Bioware gesehen, den Sie mir gegeben haben.«
»Und?« Ich versuchte, nicht den Atem anzuhalten.
»Ihre Geschichte hat einen wahren Kern, und die Implikationen sind… außerordentlich. Doch das möchte ich mit Ihnen nach Ihrer Rückkehr besprechen.«
Ich weiß nicht, ob ich Erleichterung empfand oder eher Furcht.
»Dann laufen Sie mir nicht davon«, sagte ich.
Die Verbindung endete zischelnd, bevor er lachen konnte.
Wir passierten den Wachdienst in dem Gebäude, das Cone Central benachbart war, und nahmen den Lift zum Breeza’s. Ich schlürfte schon längst meinen Tee und beobachtete die Fußgänger, wie sie gut einhundertfünfzig Stockwerke unter mir herumwatschelten, als Merv mit gesenktem Kopf hereinkam. Mit den Gedanken war er ganz woanders.
»Na, wie geht’s?«
Als er meine Stimme hörte, zuckte er zusammen; er erkannte sie, bevor er mich sah. Vielleicht hatte auch er schlecht geträumt.
»Nur die Ruhe, Merv«, sagte ich und klopfte auf den Stuhl neben mir.
Mal saß an einem Nachbartisch, und der Intimat mit den königlichen Abzeichen stellte sich gleichmütig in den Eingang des Cafes. Mehr Rückendeckung, als ich lange Zeit gehabt hatte.
Ich fühlte mich schon beinahe kugelfest.
Das war nicht gut.
»Ich habe Arbeit für dich«, sagte ich.
Merv sank auf den Stuhl. Er war blasser als sonst und zitterte. »W-was machst d-du denn hier? D-du bist tot.«
»Nein. Aber ich hab’s eilig.« Ich senkte die Stimme. »Komm mit und arbeite für mich. Ich hab ein 6-Gen-Vreal und kann es ohne dich nicht benutzen.«
Seine Lider flatterten. »6- Wien. Ich… ich m-meine… w-wie willst du mich b-bezahlen? Du bist e-eine Verbrecherin.«
Tot und eine Verbrecherin? Toll. Mit gequälter Miene deutete ich auf den Intimaten, der den Eingang des Cafes blockierte. »Erkennst du die Livree?«
Er machte große Augen und nickte.
»Nun, ich habe einen neuen Chef. Er bezahlt. Lavish kann dir nichts anhaben, und du brauchst keine toten Frauen mehr in den Fleischwagen zu packen.«
Der letzte Satz hing zwischen uns in der Luft.
Ich wollte ihn so gern nach Glorious fragen, aber ich brachte es nicht über mich. Wenn sie tot war, worauf ich wettete, dann wusste ich nicht, was ich tun würde, und das machte mir
Weitere Kostenlose Bücher