Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
benennen konnte – einen ganz gewaltig wichtigen Aspekt nicht.
Der Eskaalim. Der Gestaltwandler. Das Geschöpf, das andere in Sadisten verwandelte – in Gewaltjunkies. Das mich zu einer Sexsüchtigen und Irrsinnigen gemacht hatte. Der Parasit, von dem ich jüngst erfahren hatte, dass wir mit ihm nicht leben konnten, ohne ihn aber auch nicht.
Ich bemühte mich um einen gleichmütigen Tonfall. Ich sprach abgehackt und klar.
»Wissen Sie wirklich, was im Kern des Tertiären Sektors vor sich geht. Im Dis?«
Bras zuckte mit den Schultern. Trotz der teuren Prothesen gerann ihre Gebärde zu einer eigenartigen Bewegung.
Ban antwortete für sie. »Unsere Informantin erklärt, das dort jemand mit Hormonen experimentiert und bei jungen Leuten die Pubertät verlängert habe. Ihr Verhalten schlug dadurch ins Animalische um.«
»Ihre Informantin? Sie meinen Leesa Tulu.« Die Härte meiner Stimme war unverkennbar. »Mehr hat sie Ihnen nicht gesagt?«
Bans Beatmer schwirrte eine Sekunde lang lauter. »Ja. Rein interessehalber, wie sind Sie über diese Verbindung gestolpert?«
»Manche Informationen sind noch immer kostenlos«, flüsterte ich. Wirklich kostenlos nun auch nicht, Parrish. »Hören Sie zu. Ich übernehme die Rolle Ihrer Anarchistin. Ich mache Ihnen auch die Moderatorin. Ich mache alles, was Sie verdammt noch mal wollen. Aber ich stelle Bedingungen.«
Gerwent Ban rollte näher, von Neugierde beflügelt, bis er neben Bras stand. Sie legte ihm die künstlichen Hände auf die Schultern. Die Hände sahen so echt aus, dass ich geschworen hätte, sie spüre die Berührung. Vielleicht, wenn ich lange genug lebte, würde ich Loyl Daac eine neue Prothese wie ihre besorgen können.
»Ja?«, fragte er.
»Erstens, ich will Bau und Tulu.«
»Hinterher. Ja.« Der Ventilator des Königs sog zustimmend. »Sie können haben, wen Sie wollen.«
»Zweitens engagieren Sie den besten Genetiker, den Sie finden können, und lassen ihn das hier analysieren.« Ich griff in mein Tanktop und zog den neuronalen Dorn hervor, den die Cabal aus Ikes Kopf entfernt hatte.
»Und das wäre?«
»Sie glauben, Sie müssten eine Revolution beginnen, dabei müssen Sie eine aufhalten. Eine biologische Revolution. Etwas macht Menschen zu Bestien.«
Ban blinzelte mich mit unausgesprochener Skepsis an. Jemand wie ich musste schließlich vollkommen verrückt sein.
»Warum erwarten Sie von mir, dass ich etwas derart weit Hergeholtes glaube?«
»Fragen Sie Leesa Tulu, was wirklich im Kern des Terts vor sich geht. Am besten unter Folter. Anders bekommen Sie aus ihr die Wahrheit nicht heraus. Tun Sie es, um wenigstens Ihrer… Adoptivtochter zu helfen.«
»Brasella?« Sein schlaffer Körper bebte. Er war definitiv noch nicht tot.
Ich spürte auch Bras’ starrenden Blick auf mir, intensiv und verstört.
Es ihr auf diese Weise zu sagen war grausam, aber ich musste es ihnen begreiflich machen – um meinet- und ihretwegen.
»Weil sie infiziert ist.«
»Was wissen Sie darüber?« Selbst der Modulator konnte die Stimme des Königs kaum noch ruhig halten.
»Halluzinationen, Stimmen, gewalttätige Regungen. Klingt das vertraut?«
Bras nickte und schluckte mühsam. »Was habe ich?«
»Einen Parasiten, der sich von deinem körpereigenen Epinephrin ernährt.«
»Wie kommt man an so ein Ding?«
»Wir haben es alle, aber normalerweise ruht es. Erst das Spleißen bestimmter Gene setzt es frei. Als Sera Bau herausfand, wie viel Unterhaltung sie daraus schlagen kann, bezahlte sie jemanden, das… es zu verbreiten.« Fast hätte ich das Wort ›Alien‹ benutzt. Ich wusste nicht genau, was es wirklich war, nur dass es nicht von der Erde kam. Im menschlichen Vokabular schien es kein anderes Wort zu geben, um dieses Konzept zu umschreiben, und doch klang es vollkommen bescheuert. »Lassen Sie das einfach analysieren. Und zwar schnell, wenn Sie Bras noch helfen wollen.«
Gerwent Ban nickte Mals Beinahe-Double zu. »Melanie kümmert sich darum. Sonst noch etwas?«
Mal und Mel. Wie niedlich.
Ein paar Sekunden lang ergab ich mich dem Luxus, mir eine Zukunft auszumalen. Wenn ich tatsächlich überlebte, was wäre für mich danach wichtig? Nach der Rache hatte ich noch nicht viel eingeplant.
Selbst wenn ich es nicht schaffte, würde ich vielleicht das eine oder andere in Ordnung bringen können.
Aber was? Den Tert säubern?
Klang fantastisch, aber die Wirklichkeit sah nun einmal so aus, dass die Leutchen, die dort wohnten, nicht in den Supercitys leben
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