Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe
wollten. Sie mochten keine Einmischung und keine Bestimmungen. Dennoch wünschten sich die meisten von ihnen auch nicht den Abschaum und die Entbehrungen, die im Tert alltäglich waren.
»Ich möchte, dass Sie die öffentlichen Einrichtungen im Tertiären Sektor wieder in Betrieb nehmen und unterhalten. Fließendes Wasser, verlässliche Stromversorgung.«
Wenn Ban noch eine Augenbraue besessen hätte, so hätte er sie gewiss hochgezogen.
»Ein interessantes Ansinnen. Ich kann nicht garantieren, dass mir das gelingt, aber ich will es versuchen, solange ich Einfluss besitze. Das müssen Sie mir glauben.«
»Und Sie dürfen mir glauben, dass ich Ihre Pläne in jeder mir möglichen Weise stören werde, sollten Sie Ihr Versprechen nicht halten.«
Ich wusste nicht wie, aber ich würde einen Weg finden. Schließlich war es mein großes Talent, alles Mögliche zu verpfuschen.
»Einverstanden. Ich benötige die Hilfe eines Menschen, dem ich trauen kann.« Oder wenigstens mehr als dir.
Darauf war er vorbereitet. »Geben Sie Melanie Namen und Aufenthaltsort. Ich lasse ihn hereinholen.«
»Zuerst muss ich Kontakt mit ihm aufnehmen«, entgegnete ich. »Und noch eins.« Ich öffnete den Mantel und ließ ihn das zerrissene Brokat sehen. Das Jaulen seines Beatmers beschleunigte sich. Definitiv noch nicht tot. »Ich brauche ein paar anständige Klamotten.«
Der König nickte, rieb über das glatte Gewebe seines Autosessels und teilte ihm mit, ihn woandershin zu bringen. »Dann haben wir also eine Abmachung?«
»Ja.«
Zum ersten Mal, seit Jamon Mondo vor einigen Jahren in mein Leben getreten war, fühlte ich mich leicht.
Wenn das von der Macht kam, hing ich schon am Haken.
17
Mal und Bras brachten mich zu einem Lift, der in eine Suite mit Aussicht fuhr.
»Ein Intimat wird dich hier bedienen, bis wir morgen Abend zu unserem Versteck fahren«, sagte Bras.
Versteck?
Ich sah mich um. Wieder ein eigenes Zimmer. Sogar besser als im Luxoria. Eigentlich hätte mir das Ganze Spaß machen sollen. Stattdessen strich ich unruhig umher. Wie üblich verfolgte mich die Ruhelosigkeit. Würde ich je das Gefühl loswerden, dass mir die Zeit ausging?
Ich sagte mir, es liege daran, dass ich gewöhnt sei, schnell zu handeln, um Probleme zu beseitigen, während ich nun überlegen und planen müsse. Tatsächlich konnte ich die Verzweiflung nicht abschütteln, die ich in mir spürte. Wirklich oder eingebildet, sie war auf die gleiche Weise bei mir, in der meine Lungen Sauerstoff einsogen. Während meiner Dizzy-Überdosis hatte sich etwas losgerissen. Ich hatte mich nicht mehr voll im Griff.
Ich zwang mich, ganz ruhig die Jeans und das Hemd anzuziehen, die Mal mir gebracht hatte.
Sie blickten beide weg.
»Wie sicher ist dieses Versteck?«, fragte ich.
Bras schwang die Arme umher, als wären sie ihr unbequem. Dann dachte ich, nachdem ich nun ihr eigenes, spärlich möbliertes Zimmer gesehen hatte, dass ihr in einem komfortablen Raum vielleicht genauso unbehaglich war wie mir.
Die Aussicht jedoch war einiges wert: Nach Osten blickte man über Hunderte blühender Bougainvilleen und weiße Jachten hinweg. Bildschön und gefährlich ablenkend. Genug, um jeden vergessen zu lassen.
»Sehr«, beantwortete Bras meine Frage.
»Habt ihr dort gutes Vreal?«
»Das beste. 6-Gen.«
Ich pfiff. 5-Gen hätte mich um Haaresbreite fertiggemacht. Ich kannte nur einen einzigen Menschen, der mich in 6-Gen hinein und wieder herausbekommen konnte: Merv.
Aber wie eiste ich ihn von Lavish los?
Glorious. Ihr Name drängte sich in mein Bewusstsein. Lebt sie noch? Kann ich ertragen, es rauszufinden?
Ich wandte mich Mal zu. »Kennen Sie die Brightbeach Bridge? Ich möchte dort morgen früh jemanden treffen. Ich brauche ein Transportmittel und eine Möglichkeit, an den ID-Abtastern vorbeizukommen.«
»Jawohl, Miss.«
Miss. Bei dem Wort hätte ich am liebsten nach ihr geschnappt. Doch sogar ich war nicht so dumm, Mal zu verärgern. Ein Fausthieb von ihr, und mein Gehirn war nur noch ein Schmierfilm. Ich begnügte mich mit einem Verziehen des Gesichts und einem: »Nennen Sie mich Parrish.«
Sie grunzte einmal und ging. Aus der aggressiven Art, in der sie die Schultern hochgezogen hatte, sprach das Misstrauen. Mal betrachtete mich nicht als geeignete Gesellschaft für Bras.
Merkwürdige Idee, wenn man es recht bedachte.
Ich ging zum Fenster und versuchte, einen Plan zu ersinnen. Die Pan-Sats begannen schon in ein paar Tagen. Was ich tun sollte, war
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