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Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe

Titel: Parrish Plessis 03 - Crash de Luxe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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Ersatzgerät kommunizierte. Es bestand eine gute Chance, dass es fest mit einem lebenswichtigen Organ verdrahtet war. Ich wollte nicht, dass ihr etwas zustieß, bevor sie ihre Schöpfung mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Unser Kurs trug uns über die Küste von Viva vor Jinberra Island. Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, schwenkte Mal geringfügig nach Südwesten, hinaus über das Ödland und Torley. Jeder in der Nordstadt hätte Nackenschmerzen vom In-den-Himmel-Starren.
    Ich stellte mir die Gerüchte vor, die nun kursierten, und das Entsetzen. Wenn die Raubvögel einen Livebericht sendeten, welcher der Wahrheit auch nur ansatzweise nahe kam, dann war Teece im Augenblick verrückt vor Sorge.
    Ich für mein Teil hatte in dem Moment alle Sorgen hinter mir gelassen, in dem ich Bau die abgebrochene Flasche an den Hals setzte.
    Fühlte sich Loyl etwa so? Nicht etwa kugelfest, aber immun gegen jedes Urteil?
    »Was zeigen sie auf LTA?«, fragte ich.
    Mal schaltete durch die Kanäle. »Der ganze Netz spricht nur von uns. Die Pan-Sat-Sendung ist verschoben worden.« Sie lachte, wie es kürzer und trockener nicht ging. »Wenn du glaubst, dass du vorher berühmt warst…«
    »Was ist mit dir?«
    »Niemand denkt an die Piloten. Außerdem haben sie wirklich was anderes im Kopf.«
    Sie deutete nach Osten und Westen. Wir zogen eine Spur aus ULs hinter uns her wie einen Brautschleier. Jeder, der hoch in den Äther konnte, war dort.
    Plötzlich kam mir der Gedanke, dass uns das vielleicht das Leben rettete.
    Oder zumindest Mal.
    »Geh tiefer, und flieg so langsam du kannst. Ich möchte, dass jeder im Tert uns sieht. Ich möchte, dass die vielen kleineren Maschinen allesamt Schritt mit uns halten können.«
    Bau zuckte, als könne sie Gedanken lesen.
    Ich beachtete sie nicht und drückte meine Nase gegen das Fenster. In den zartrosa Smogfahnen des Tagesanbruchs entfaltete sich die vertraute Widerlichkeit von Mo-Vay. Erst der funkelnde blaue Streifen des kupfervergifteten Kanals. Dann die grellen Farben der wuchernden Wildtek, die sich exotisch mit dem Dschungelstreifen mischte.
    »Tiefer.«
    Die faseroptischen Türme waren gewachsen und griffen wie blutende Finger aus Gras in den Himmel. Wir schlängelten uns zwischen ihnen hindurch, und ich sah Fleischklumpen auf ihren Flanken wie kleine Pünktchen – Menschen, denen alle Feuchtigkeit entzogen worden war.
    »Was ist das?«, keuchte Mal.
    Ich gab keine Antwort, sondern riss Bau hoch und schüttelte sie wach. Ihre Augen brauchten einige Sekunden, um sich scharf zu stellen. Dann zeigten sie nur Verwirrung.
    Ich legte meinen Mund an ihr Ohr und erzählte ihr eine Geschichte.
    »Es war einmal eine reiche, berühmte Frau, die entschied, dass sie ihre Konkurrenten vernichten müsse. Sie warb einen schlechten Mann namens Ike del Morte an und hieß ihn gehen und die Devolution der Spezies Mensch zuwegebringen. An den Verbrechern und Armen sollte er experimentieren. Stell so manches mit ihnen an, sagte sie. Mach sie so grotesk und furchteinflößend, wie du nur kannst, denn ICH BRAUCHE BESSERE EINSCHALTQUOTEN!«
    Baus Augen klärten sich langsam. Sie begriff.
    Ich packte sie fester und knallte sie mit dem Gesicht gegen das Fenster.
    »Siehst du den Gebäudering?«, fragte ich Mal. »Geh dort so tief du kannst, ohne dass wir aufsetzen.«
    Mal nickte. Wir bremsten und sanken tiefer. Die Masse der Luftflottille drängte sich um und über uns.
    Ich zog die Tür beiseite. Rotorenlärm und der süßlich-stechende Fäulnisgeruch Mo-Vays brachen in die Kabine. Ikes Schreckenswerkstatt im Zentrum der alten Raffinerie regte sich in eigenem Leben. Plasma überzog alle Flächen des Gebäudes, wie ein unbenutzter möblierter Raum mit Staubdecken eingehüllt wird. Nur dass diese Decken sich wanden und stanken und gegenseitig fraßen.
    Als könnte es die Nähe frischen, unberührten Materials spüren, begann es zu schäumen und spritzte Plasma in die Luft.
    War es denn wirklich nur Plasma?
    Vielleicht war meine Fantasie schon jenseits von Wild, aber ich glaubte, menschliche Gestalten darin schwimmen zu sehen.
    Das Entsetzen in Baus Gesicht verriet mir, dass sie vielleicht auch etwas sah.
    »Bring uns gerade außerhalb des Gebäuderings. Finde alles, was da unten lebt und sich bewegt. Wenn ich dir Bescheid sage, steuerst du mich so nahe, wie es geht«, brüllte ich. »Und gib mir den Transceiver.«
    Die Raubvögel, die Monk und Land gehörten, schwebten ganz in der Nähe und nahmen alles auf.

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