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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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bekam einen heftigen Stromschlag.
    Die Schmerzen waren unerträglich. Alle Muskeln im Körper
verkrampften sich gleichzeitig und spannten sich stärker an, als sie es je für
möglich gehalten hätte. Dann ließen die Schmerzen nach, und sie holte keuchend
Luft. Sie war benommen und konnte kaum noch denken, sie fühlte sich, als wäre
sie mit einer Metallstange geschlagen worden, ohne die getroffene Stelle
angeben zu können.
    »Hilfe!«, krächzte sie mühsam.
    Dann kam der nächste Schlag, der Strom raste durch ihren Körper. Sie
verdrehte die Augen, und es wurde schwarz um sie, die ganze Welt war ein
formloser, nicht zu beschreibender Schmerz, und dann war der Schock vorbei. Ihr
Herz stolperte, ihr wurde schwindelig. Sie kämpfte, um bei Bewusstsein zu
bleiben.
    »Helft mir!«, flüsterte sie schwach und heiser. »Der Scanner ist … ich bekomme Elektroschocks …«
    Dann kam der nächste elektrische Schlag, und sie ging in den
Schmerzen unter. Als er vorbei war, brauchten ihre Lungen geschlagene fünf
Sekunden, ehe sie wieder Luft schöpfen konnten. Der Strom störte den
Herzrhythmus, und ihr Körper wusste nicht mehr, wie er reagieren sollte. Als
sie endlich wieder atmete und verzweifelt Luft in die Lungen sog, roch sie den
beißenden Gestank ihrer eigenen verkohlten Haut. Langsam setzte der Sehsinn wieder
ein, und nun erkannte sie, dass die Tür inzwischen offen war, nur ein paar
Handbreit, und ein Auge spähte hindurch. Nein, zwei Augen. Eins weiß, das
andere schwarz.
    Kein Auge, dachte sie benommen. Die Mündung einer Waffe.
    Die Tür wackelte ein wenig und stieß gegen den Schutthaufen. Die
Soldaten konnten nicht herein, weil die Tür nicht weiter nachgab. »Es ist das
Mädchen. Lebt da drin sonst noch jemand?«
    »Ihr müsst mir helfen!«, krächzte sie. »Mein Herzschlag setzt aus.«
    »Siehst du den Gefangenen? Ist er geflohen?«
    »Schläge sind … unregelmäßig«, keuchte sie. Ihr Körper versagte endgültig.
Die Muskeln, das Herz, die Lungen stellten den Dienst ein. »Ihr müsst mir
helfen. Noch ein Stromschlag, und ich … bin …«
    Sie hörte Stimmen. Rufe und Schreie, die klangen, als kämen sie aus
unendlicher Ferne. Ein warmer Luftzug strich ihr über das Gesicht, und sie
schlug die Augen auf. Alles war verschwommen, aber dort war jemand. Er bewegte
sich, und auf einmal wich der Druck von ihrem Bein. Der wuchtige Scanner flog
durch den Raum, der Lärm dröhnte ihr in den Ohren. Starke Arme zogen sie aus
den Trümmern hervor. Sie bemühte sich, ihren Retter zu erkennen. Jemand hielt
sie, trug sie und untersuchte sie auf Verletzungen.
    »Danke«, hustete sie. Sie sprach so leise, dass sie es selbst kaum
verstehen konnte. Entschlossen klammerte sie sich an ihren Retter. »Ich glaube … er ist weg.«
    »Ich bin hier, Kira.«
    Die Stimme kenne ich, dachte sie.
    Sie kam langsam zu sich, sah sich angestrengt um und erkannte
endlich wieder etwas. Samm hielt sie, seine Uniform rauchte noch von der
Explosion. Die abgerissenen Riemen des Operationstischs hingen ihm an den
Armen. Ringsum war alles zerstört, auf dem Boden lagen Trümmer, in der Wand
klaffte ein Loch. Draußen schwankten die Bäume im Wind. Der zerstörte Scanner
lag in einer Ecke, Shaylon in der anderen. Er war voller Blut und rührte sich
nicht.
    Sie blickte zu Samm hoch. »Du hast mich gerettet.«
    Endlich öffnete sich die Tür, und die Soldaten stürzten herein. »Leg
sie ab!«
    »Er hat mich gerettet.«
    »Leg sie sofort ab!«
    Samm kniete nieder und bettete Kira behutsam auf den Boden. Sobald
er sich zurückgezogen hatte, sprangen die Soldaten herbei und schlugen ihn mit
den Gewehrkolben nieder. Kira wollte etwas sagen und protestieren, doch sie war
zu schwach und konnte nur hilflos zusehen.

25
    Es war dunkel im Zimmer. Medizinische Geräte piepsten leise,
winzige Lampen blinkten im Schatten. Kira schlug die Augen auf, schloss sie
wieder und keuchte. Ihr Kopf war immer noch voller Schmerzen und Licht, als
fände die Explosion in diesem Augenblick statt.
    Samm hat mich gerettet, fuhr es ihr durch den Kopf.
    Die Soldaten hatten Samm fast eine ganze Minute lang geschlagen, ehe
sie ihn wieder angekettet hatten. Ihre Hiebe hatten vor allem den Bauch und den
Kopf getroffen. Er hatte sich nicht gewehrt, er war nicht weggelaufen, als er
die Gelegenheit dazu hatte, und er hatte sich nicht gewehrt. Er hatte sich von
ihnen verprügeln lassen, vor Schmerzen gestöhnt und die Serie heftiger Schläge
einfach hingenommen.
    Er ist ein Partial,

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