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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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sagte sie sich. Das hatte sie sich in den
vergangenen drei Tagen immer wieder vor Augen gehalten. Er ist nicht einmal ein
Mensch. Wir wissen nicht, was er hier will, was er denkt und was er plant. Und
doch, noch während sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass sie es selbst
nicht glaubte. Er wollte das Gleiche wie sie: ihre Probleme lösen, statt ihnen
immer nur auszuweichen. Auf der ganzen Insel war er der Einzige, der mit ihr
übereinstimmte.
    Aber er war ein Partial.
    Als Kira sich aufrichten wollte, raubten ihr die Schmerzen im Bein
den Atem. Es war das Bein, das unter dem Scanner eine Brandwunde abbekommen
hatte. Um die Verletzung betrachten zu können, schlug sie die Decke beiseite,
doch sie trug einen Verband und konnte nichts erkennen. Allerdings kannte sie
das Jucken der Muskelfasern, die gerade wieder zusammenwuchsen. Man hatte sie
mit einer Regenerationsbox behandelt. Es würde eine Weile dauern, bis sie sich
aufrichten konnte, vom Aufstehen und Umherlaufen ganz zu schweigen.
    Als sie ein leises Seufzen hörte, blickte sie zu dem zweiten Bett im
Raum. Das Krankenhaus hatte zwar viele Zimmer, aber nicht genug Strom, um alle
Etagen zu versorgen. Deshalb lagen die meisten Patienten in Doppelzimmern. Sie
betrachtete die Gestalt, die im schwachen Licht fast gesichtslos war.
Erschrocken erkannte sie, dass es Shaylon war. Die Explosion musste ihn schwer
verletzt haben. Den Verbänden nach hatte er ein Dutzend Knochenbrüche und
unzählige Schnittwunden und Abschürfungen erlitten. Er atmete langsam und
schwach, aber aus eigener Kraft. Anscheinend befand er sich in einem stabilen
Zustand. Es sah so aus, als würde er es schaffen.
    Er hatte das Raubtier im Blut gesehen und ihre Überlegungen über
dessen Natur mitbekommen. Hatte sie ihm zu viele Geheimnisse offenbart? Die
Insel stand kurz davor, beim kleinsten Funken in Flammen aufzugehen. Bitte!,
dachte sie. Hoffentlich ist er so klug, den Mund zu halten, wenn er aufwacht.
    Kira hörte Schritte im Flur.
    »Sie sind wach«, sagte Oberschwester Hardy.
    »Was ist passiert?«, fragte Kira sofort. »Wie lange war ich weg?«
Sie unterbrach sich, als sie sah, dass die Schwester noch ein weiteres Bett hereinrollte.
Es war Madison. Kira richtete sich spontan auf und keuchte, als ihr ein
stechender Schmerz durch das Bein fuhr.
    »Madison, wie geht es dir?«
    »Die Wehen haben zu früh eingesetzt«, erklärte Oberschwester Hardy.
»Wir konnten sie unterdrücken, aber ich weiß nicht, wie lange das noch gut
geht.«
    »Das wird schon«, sagte Madison. Sie blickte Kira an. »Ich darf
nicht einmal mehr aufrecht sitzen und gehen sowieso nicht. Allein auf die
Toilette darf ich auch nicht.«
    »Ruhen Sie sich einfach aus!«, riet Oberschwester Hardy. »Wir
behalten Sie noch ein paar Stunden hier, damit Sie sich erholen können, und
dann sehen wir, ob wir Sie in ein normales Zimmer verlegen können. Sie müssen
sich entspannen.«
    »Ich entspanne mich ja schon«, beteuerte Madison pflichtbewusst.
»Ich starre die Decke an und rühre keinen Finger.«
    »Sie sollten sich ausruhen«, empfahl ihr Oberschwester Hardy. Dann
wandte sie sich an Kira. »Und Sie auch. Sie haben nur ein paar Stunden
geschlafen, und Ihr Körper braucht Ruhe. Lassen Sie mich das Bein ansehen!« Sie
zog die Decke zurück und hob den Rand des Verbands an. Kira hielt den Atem an,
um die Schmerzen zu unterdrücken, als der Stoff über die Brandwunde rieb.
Oberschwester Hardy schürzte missbilligend die Lippen, während sie die
handtellergroße geschwärzte Wunde betrachtete, die dick mit Brandgel und
Antiseptika eingeschmiert war. »Es heilt, aber es ist eine hässliche Wunde. Wir
haben vor ein paar Stunden die Regenerationsbox benutzt und müssen eine Weile
warten, ehe die nächste Behandlung beginnen kann.«
    »Danke.« Kira keuchte leise, als die Schwester den Verband wieder an
die richtige Stelle schob.
    »Schlafen Sie!«, drängte Hardy sie. »Alle beide.« Damit ging sie
hinaus und schloss leise die Tür hinter sich. Im Zwielicht betrachtete Kira
Madison.
    »Mads, weißt du, was da oben passiert ist? War es die Stimme ?«
    »So muss es wohl gewesen sein, aber ich weiß nicht viel mehr als du.
Es gab eine Explosion, und jemand hat die Absperrungen durchbrochen.«
    Kira zögerte. »Und Samm?«
    »Samm?«
    »Der Partial.«
    Madison warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Tut mir leid, Kira, das
weiß ich nicht. Ich hatte Probleme mit der Plazentaablösung und wurde gerade
untersucht, als die Explosion geschah.

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