Partials 1 – Aufbruch
vor
den Augen, ihr wurde schwindelig. Auf einmal brach der Damm. Die Aufständischen
stürmten durch die Türen, nachdem sie die Soldaten weggestoßen oder einfach
umgangen hatten. Sobald sie die Eingangshalle erreicht hatten, lag das Nadelöhr
hinter ihnen, und sie kamen schneller vorwärts. Kira schüttelte den Kopf, um
wieder zu sich zu kommen, dann wandte sie sich nach links, zwängte sich zwischen
den aufgebrachten Menschen hindurch und behielt die nicht beschriftete Tür zum
Treppenhaus im Auge. Marcus kam im gleichen Augenblick wie sie dort an, Xochi
kurz danach. Sie öffneten die Tür und standen endlich in gesegneter Stille.
Keuchend kam Kira wieder zu Atem. Das Bein pochte dumpf. »Verfolgt
uns jemand?«
»Sieht nicht danach aus«, meinte Xochi. »Lasst uns schnell
weitergehen! Wir müssen uns beeilen, ehe die Soldaten die Lage wieder unter
Kontrolle bringen.«
»Vorausgesetzt, sie schaffen es überhaupt.« Marcus nahm immer zwei
Treppenstufen auf einmal und verschwand hinter der nächsten Ecke. »Hoffen wir,
dass es überhaupt noch eine Insel gibt, die wir retten können!«, rief er
hinunter.
Kira zog die Waffe und folgte ihm, Xochi blieb dicht hinter ihr.
Dritter Stock, dachte Kira. Sie zählte die Treppenabsätze. Werden die Soldaten
der Abwehr abgezogen, um unten zu helfen, oder durchschauen uns die Vorgesetzten
und schicken Verstärkung?, fuhr sie in Gedanken fort.
Im dritten Stock kauerte Kira neben der Tür nieder und lehnte sich
an die Wand.
»Lasst mir einen Moment Zeit, das Gewehr herauszunehmen!« Kira griff
nach dem Rucksack. »Wenn wir uns auf eine Schießerei mit bewaffneten Soldaten
einlassen, will ich nicht auf diese Erbsenpistole angewiesen sein …«
Ein lauter Knall, offenbar ein Pistolenschuss, unterbrach sie.
Erschrocken starrte sie die Tür an.
»Schießen die jetzt schon auf uns?«
»Das war nicht gegen uns gerichtet«, beruhigte Xochi sie. »Offenbar
ist jemand vor uns am Raum des Partials eingetroffen.«
»Das zweite Treppenhaus.« Kira riss die Tür auf. Auf dem Flur hatten
sich die Soldaten geduckt und blickten in die andere Richtung, die Waffen
hatten sie auf das ferne Ende des Flurs gerichtet. Sie keuchte. Dort hielten sich
Haru, Jayden und drei andere bewaffnete Aufständische auf. Kira konnte nicht
erkennen, wer das Sagen hatte. Sie duckte sich und legte die Pistole an, die
ihr auf diese Entfernung allerdings nicht viel nutzen würde.
»Hinter uns!«, rief einer der Soldaten. Er wandte sich zu Kira um,
und in diesem Augenblick verletzte ein Glückstreffer der Aufständischen die
Schulter des Mannes. Der Soldat schrie auf und fiel der Länge nach hin. Haru
legte an und gab dem Soldaten den Rest. Der einsame verbliebene Wächter suchte
Deckung im Türrahmen.
»Wir sind umzingelt!«, rief er ins Funkgerät. »Wir brauchen sofort
Unterstützung im dritten Stock!«
»Sie wollen Samm töten«, knurrte Kira und rannte los. »Haru!
Jayden!«
Auch der zweite Soldat brach zusammen, und mindestens ein
Aufständischer lag mehrere Schritte hinter den anderen am Boden. Die Gruppe
legte die Gewehre an, doch Haru und Jayden erkannten Kira und untersagten den
anderen zu schießen.
»Kira!«, rief Haru. »Ich bin nicht sonderlich überrascht, dich hier
zu sehen.« Er überprüfte die Kammer und lud die Waffe durch. Dann zielte er in
die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Versperrt die Türen! Die Meute hat
noch nicht bemerkt, dass er hier oben ist, aber früher oder später kommen sie
drauf.«
»Wir sind nicht hier, um ihn zu bewachen«, erklärte Kira. »Wir
wollen ihn befreien.«
Haru starrte sie an, dann lachte er und schüttelte den Kopf. »Ist
das dein Ernst? Bist du verrückt? Wir haben das Ding hergebracht, um es zu
verhören und zu sezieren, und jetzt willst du mit ihm gemeinsame Sache machen?
Ich habe dich immer unterstützt, Kira, aber dies geht zu weit.« Er zielte auf
Kiras Brust. Xochi und Marcus zielten ihrerseits auf ihn, und Jayden und die
drei anderen zielten auf Marcus und Xochi. Kira stand in der Mitte und bemühte
sich, gleichmäßig zu atmen und ruhig zu bleiben. Ihr war schwindelig vom
Morphium.
»Samm ist unschuldig«, beteuerte Kira. »Die Gruppe, die wir trafen,
wollte nach East Meadow, um einen Waffenstillstand anzubieten. Frieden, Haru.«
»Woher weißt du das?«
»Er hat es uns gesagt.«
Haru sah sich um, als fragte er sich, ob außer ihm alle anderen den
Verstand verloren hatten.
»Es ist wahr«, bekräftigte Marcus.
»Er wollte uns
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