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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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ich kann wenigstens die Aufmerksamkeit der Soldaten
ablenken.«
    »Etwas in der Richtung könnte helfen«, überlegte Marcus. »Es sollte
allerdings eine große Sache sein. Es reicht nicht, die Wächter einfach nur
abzulenken. Sie müssen sich völlig auf etwas anderes konzentrieren, damit wir
im Durcheinander entkommen können. Es müsste etwas echt Gewaltiges sein.«
    Kira nickte und starrte zu Boden. Wenn schon, dann musste sie aufs
Ganze gehen.
    »Wie wäre es mit Unruhen in der ganzen Stadt?«, fragte sie
nachdenklich.

28
    Kira stand an der Ecke Turnpike und Prospect Avenue, nur
einen Block vom Krankenhaus entfernt, im Schatten eines zerstörten alten
Restaurants. Es hieß Aladdin’s , und dem Äußeren nach
hatte es dort früher Kebab gegeben. Inzwischen war es verfallen und überwuchert.
Das Kudzudickicht half ihr, unbemerkt um die Ecke zu spähen und das Krankenhaus
zu beobachten. Dort hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt. Die
Gerüchte verbreiteten sich in Windeseile.
    »Isolde hat ihre Sache gut gemacht«, murmelte Kira. »Wenn eine
bekannte Assistentin eines Senators Gerüchte streut, dann hören die Leute eben
zu.«
    »Der Senat wird bald herausfinden, dass sie es war«, warnte Xochi.
»Dafür wird man sie umbringen.«
    »Selbst wenn man es bis zu ihr zurückverfolgt, wird nichts
passieren«, erwiderte Kira. »Sie ist schwanger. Nicht einmal Mkele würde es
wagen, ihr etwas anzutun.«
    »Meinst du, er nimmt Rücksicht, nur um seinen guten Ruf zu wahren?«,
fragte Xochi. »Er wird bald überhaupt keinen Ruf mehr haben. Die Tötung eines
Babys dürfte noch zu den harmlosesten Handlungen gehören, die er in der letzten
Woche begangen hat.«
    »Isolde wird nichts passieren«, beharrte Kira. Sie tat ein paar
Schritte, um das Bein zu erproben. Es tat immer noch schrecklich weh, und sie
schnitt eine Grimasse, wenn sie an die Anstrengungen dachte, die ihr bevorstanden.
Sie hielt inne, nahm den Rucksack ab und öffnete das Sanitätstäschchen.
    Xochi sah ihr mit gerunzelter Stirn zu, als sie eine Ampulle Nalox
und eine Spritze hervorholte. »Brauchst du Medikamente?«
    »Ich kann kaum noch gehen«, gab Kira zu, während sie die Spritze
aufzog. »Wenn ich in den nächsten Stunden vor den Schützen der Abwehr weglaufen
muss, brauche ich Schmerzmittel.«
    Xochi schnitt eine Grimasse. »Hast du auch genug für uns dabei?«
    »Halt den Mund!« Kira setzte sich die Spritze direkt ins Bein und
klebte ein Pflaster auf den kleinen Blutstropfen, der aus dem Einstich hervorquoll.
Fast sofort spürte sie die Reaktion, wenngleich mehr im Kopf als im Bein. Die
Wahrnehmung verschwamm, und die Bewegungen setzten mit einer kleinen
Verzögerung ein. Das Morphium war stark. Hatte sie sich zu vielverpasst?
    »Besser?«, fragte Xochi. Kira nickte, worauf Xochi den Kopf
schüttelte. »Bleib bitte vor mir, wenn die Schießerei losgeht! Ich will nicht
wegen deiner Benommenheit eine Kugel in den Arsch kriegen.«
    »Da kommt Marcus.« Kira deutete auf eine Gruppe, die gerade die
Straße entlangkam. Marcus war dank seiner Größe in ihrer Mitte nicht zu übersehen.
Die Menschen riefen, murmelten und stritten laut. Kira schnappte Satzfetzen
auf. »… angeblich ein Partial … warum sagen sie das nicht … neue Art von RM … der Senat hat es gewusst …«
    »Wenn es vorher noch nicht herausgekommen war, jetzt ist das Geheimnis
mit Sicherheit aufgeflogen«, sagte Kira. »So oder so wird der Plan des Senats
vereitelt.«
    Die Menge zog vorbei, zornige Stimmen forderten Kira und die anderen
auf, sich ihnen anzuschließen. Kira nahm ihre Sachen und folgte der Gruppe.
Xochi ging hinter ihr, und Marcus ließ sich etwas zurückfallen, bis er bei
ihnen war.
    »Ein schöner Abend für einen kleinen Aufruhr«, flüsterte Marcus.
    Vor dem Krankenhaus hatte sich eine riesige Menschenmenge
versammelt. Man schrie und bildete Sprechchöre. Am Haupteingang stand ein
Kordon bewaffneter Soldaten. Die Menge bewegte sich frei vor ihnen und wogte
hin und her wie eine Welle, die sich ihrer Richtung noch nicht sicher war. Auf
einmal kamen Kira ernstliche Zweifel. Wenn die Unruhen nun weitere Todesfälle
nach sich zogen? Madison und die anderen Mütter waren natürlich in Sicherheit,
denn die Entbindungsstation war der am besten bewachte Bereich der ganzen
Stadt. Allerdings war es zu spät, um es sich noch anders zu überlegen. Sie
sprach ein stilles Gebet und ging weiter.
    »Wir müssen ganz vorsichtig sein, wenn wir ihn herausholen«,

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