Partials 1 – Aufbruch
entgegnete Xochi.
»Ich helfe euch von hier aus, so gut es mir möglich ist«, versprach
Isolde. »Nur mitkommen kann ich nicht.«
»Wir brauchen jeden, der uns unterstützen will, falls dort draußen
etwas Schlimmes passiert«, sagte Kira.
»Ich kann nicht mitkommen«, beharrte Isolde. »Wenn es nur um mich
ginge, wäre es kein Problem, aber ich …« Sie hielt inne. »Ich bin schwanger.«
Kira sperrte den Mund auf. »Was?«
»Ich bin schwanger«, wiederholte Isolde. »Ich weiß es erst seit
heute Morgen. Ich wäre wirklich gern dabei, aber ich … ich kann es nicht riskieren.«
Sie erwiderte Kiras Blick. »Es tut mir leid.«
Kira schüttelte den Kopf. Das musste sie erst einmal verarbeiten.
Isoldes Bauch war jedenfalls völlig flach wie bei einem Supermodel. »War es … eine künstliche Befruchtung?«
Isolde schüttelte den Kopf. »Senator Hobb.«
Kira keuchte.
»War es einvernehmlich?«, fauchte Xochi. »Denn andernfalls mache ich
einen Umweg zum Senat und erschieße ihn.«
»Nein«, beschwichtigte Isolde. »Daran war nichts Unangemessenes – nun ja, er ist mein Vorgesetzter, und das sieht etwas komisch aus, aber er hat
mich nicht gezwungen. Ich wollte es ja. Wir haben Überstunden gemacht, und ich …«
»Warst du betrunken?«, fragte Marcus.
»Das geht nur Isolde etwas an. Sie sagte, sie habe sich frei
entschieden.« Kira warf Xochi einen harten Blick zu. »Wir können ihn immer noch
erschießen, wenn wir zurückkommen. Isolde bleibt also hier und deckt uns. Das
hat beim letzten Mal hervorragend funktioniert.«
»Wie sieht der weitere Plan denn aus?«, fragte Marcus. »Selbst wenn
wir Samm aus dem Krankenhaus herausbekommen, wie geht es dann weiter? Hinunter
durch Brooklyn wie beim letzten Mal?«
Kira schüttelte den Kopf. »Sie werden diese Route beobachten, sobald
sie sich zusammengereimt haben, was wir vorhaben. Wir gehen nach Norden und
überqueren den Long Island Sound.«
Daraufhin herrschte Stille im Raum. Schon der Gedanke war
erschreckend. Keiner von ihnen konnte ein Boot steuern, und Xochi war die
einzige gute Schwimmerin unter ihnen. Außerdem war das Land zwischen dem Ort
und der Meerenge von der Stimme besetzt.
»Sie hat recht«, stimmte Xochi bedächtig zu. »Zwischen hier und
Manhattan gibt es zu viele Posten der Abwehr. Der beste Weg ist im Norden.« Sie
trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wie hilfsbereit wird der Partial
sein? Weiß er, wo wir ein Boot finden können?«
»Am ganzen Nordufer gibt es Boote«, erklärte Kira. »Wir sehen sie
ständig bei Bergungseinsätzen. Wir müssen nur eins mit einem vollen Tank
finden. Der Treibstoff ist alt und wird den Motor beschädigen, aber wir
gelangen sicher nach drüben, ehe der Motor verreckt.«
»Falls wir so weit kommen, müssen wir mit Angriffen der Stimme rechnen«, warnte Marcus. »Die Stimme ist in diesen Tagen auf Leute aus East Meadow nicht sonderlich gut zu sprechen.«
»Sie werden keine Gruppe unbewaffneter Jugendlicher angreifen«,
meinte Xochi.
Kira schüttelte den Kopf. »Oh, wir werden bewaffnet sein.«
»Trotzdem«, wandte Xochi ein. »Sie sind Revolutionäre, keine
Mörder.«
»Ihr denkt zu weit voraus«, warf Isolde ein. »All das spielt
überhaupt keine Rolle, wenn ihr Samm nicht aus der Klinik holt. Und dazu
müsstet ihr erst einmal hineinkommen.«
»Das ist der schwierigste Teil«, gab Kira zu. »Sie halten ihn in
einem gesicherten Raum im Erdgeschoss fest. Ich habe es auf dem Weg nach
draußen gesehen. Dort wimmelt es von Wachen. Wenn wir eine Möglichkeit finden,
sie zu überrumpeln …«
»Nein, dort ist er nicht«, widersprach Marcus. Kira zog die Augenbrauen
hoch. Er beugte sich vor. »Mkele lässt den Raum im Erdgeschoss nur zur Tarnung
scharf bewachen«, erklärte er ihr flüsternd. »Samm wird oben im Konferenzraum
festgehalten. Vor der Tür stehen nur zwei Posten.«
»Woher weißt du das?«, fragte Xochi.
Marcus lächelte. »Kennt ihr den Fischverkäufer, der seit einer Weile
auf dem Parkplatz des Krankenhauses steht? Ich habe einen der Wächter mit
seinen Austern angefixt. Er hat mich gebeten, ihm zum Abendessen noch ein paar
zu besorgen. Da oben stehen nur zwei Mann.« Er grinste. »Es zahlt sich eben
aus, nett zu sein.«
»Das hilft uns, dort einzudringen«, überlegte Xochi. »Aber sobald
wir den Raum betreten haben, wird Verstärkung angefordert, und wir kommen nicht
mehr heraus.«
»Wie wäre es mit einem Ablenkungsmanöver?«, schlug Isolde vor. »Ich
komme zwar nicht mit, aber
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