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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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können wir uns ausruhen.«
    Xochi nickte und schleppte sich weiter, offenbar unter Schmerzen,
aber immer noch entschlossen. Samm lief nach vorn, um die Führung zu
übernehmen, die anderen humpelten langsam hinter ihm her.
    Die Seitenstraße verlief in westlicher Richtung um das
Einkaufszentrum herum, dann zielte sie wieder nach Süden. Samm winkte ihnen und
bugsierte sie ins Gebüsch, wo sie angespannt und schwer atmend warteten,
während zwei Pferde vorbeitrabten. Sie blieben eine Weile hocken, bis die
Reiter weit entfernt waren, richteten sich wieder auf und eilten weiter. Sie
torkelten fast und waren viel zu müde, um sich rasch vorwärtsbewegen zu können.
Kiras Brandwunde tat schrecklich weh, in dem Bein tobte ein grausames Feuer.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Ich muss es bis zu diesem Baum dort schaffen,
nahm sie sich vor. Und bis zu dem da. Dann ist alles gut. Nur noch ein paar
Schritte. Jetzt dieser Baum dort, direkt dahinter. Mehr muss ich nicht
schaffen. Ein Baum nach dem anderen.
    »Ich rieche das Meer«, erklärte Samm, und bald darauf wehte auch
Kira in der kühlen Nachtluft ein schwerer salziger Geruch entgegen. Sie rafften
sich noch einmal auf, keuchten laut und kümmerten sich nicht mehr um
Heimlichkeit. Es kostete sie schon große Überwindung, nicht einfach anzuhalten.
Nach einer Weile war hinter den Bäumen ein weiteres Einkaufszentrum zu
erkennen, dahinter gleich noch eins. Marcus ging inzwischen dicht neben Kira.
Er schwankte selbst, bemühte sich aber nach Kräften, sie zu stützen. Sie legte
ihm den Arm um die Hüften und hinkte weiter.
    »Hier entlang!« An der nächsten Kreuzung bog Samm nach Norden ab.
Das Mondlicht glitzerte auf dem silbrigen Wasser, das so glatt war wie
schwarzes Glas. Kira sah sich nach einem Boot um, konnte aber nichts entdecken.
    »Es ist hier zu flach«, keuchte sie. »Wir müssen weiter.«
    »Boote gibt es an der ganzen Nordküste«, murmelte Jayden. Kira hatte
nicht einmal mehr genug Reserven, um ihm zu antworten.
    Samm führte sie zwischen den Häusern hindurch über einen Hof, in dem
hüfthohe junge Bäume standen. Als sie hinter sich auf der Straße abermals
Hufschläge hörten, ließen sie sich entkräftet ins Unterholz fallen. Dieses Mal
hielten die Reiter an und bewegten sich langsam im Kreis, um die Umgebung
abzusuchen.
    »Ob sie das waren?«, fragte einer.
    »Vielleicht nur eine Katze«, meinte der andere. Sie lenkten die
Pferde näher heran. Auf den langen Gewehrläufen schimmerte das Mondlicht.
    »Für eine Katze war das zu laut«, sagte der Erste. »Gib mir mal die
Lampe!«
    Kira wagte nicht, sich zu bewegen, und hielt den Atem an. Der zweite
Reiter nahm eine Taschenlampe aus der Satteltasche und reichte sie dem ersten,
der sie einschaltete und links neben ihr auf ein Gebäude richtete. Anscheinend
war es eine überwucherte alte Kirche. Samm legte das Gewehr an und zielte auf
den ersten Reiter. Kira schüttelte den Kopf. Der Lärm würde sie verraten.
    Außerdem töteten sie ihre eigenen Leute nicht.
    Etwas prallte weit entfernt auf der anderen Seite dumpf gegen eine
Wand, und die Reiter warfen die Köpfe herum. Sie konzentrierten sich ganz und
gar auf das Gebäude, doch Kira konnte nichts erkennen. Dann lenkten sie die
Pferde darauf zu.
    »Ich habe einen Stein geworfen«, flüsterte Xochi. »Lasst uns
verschwinden, ehe sie zurückkommen!«
    Sie krochen vorsichtig durch das Gebüsch, ohne die Reiter aus den
Augen zu lassen. Marcus stand schließlich auf und warf einen zweiten Stein, sogar
noch weiter als Xochi. Die Reiter hielten inne, lauschten und folgten dem
Geräusch. Auch Kira stand auf und stützte sich auf Samm. Sie verschwanden
hinter der Ecke der zerstörten Kirche.
    »Dort drüben sind noch mehr von ihnen«, raunte Samm und deutete nach
Westen zur Bucht. Er sah Kira an, die seine Augen im Dunklen nicht erkennen
konnte. »Früher oder später müssen wir jemanden erschießen.«
    Kira schloss die Augen und dachte nach. »Ich weiß, dass es
gefährlich ist und wir möglicherweise die Waffen benutzen müssen. Dazu haben
wir sie ja. Aber ich will nur im Notfall schießen.«
    »Vielleicht haben wir keine andere Wahl«, wandte Samm ein.
    Hinter ihnen raschelte es im Gebüsch, Kira hörte Pferde trampeln und
schnauben. Als Samm das Gewehr hob, hielt sie ihn erneut auf.
    Sie warteten mit angehaltenem Atem und beteten, dass die Soldaten
weiterritten. Eine halbe Ewigkeit später taten sie es endlich.
    »Sie wollen nach Süden«, flüsterte Samm.

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