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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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»Diese Gelegenheit dürfen
wir nicht versäumen. Los!«
    Sie rannten jetzt praktisch und achteten nur noch auf den Boden
unmittelbar vor den Füßen, weil sie ohnehin nicht weit sehen konnten. Die
Straße führte in einen Wald, und bald darauf erhob sich vor ihnen zwischen den
Bäumen ein großes Haus.
    »Da!«, rief Kira verhalten. »Viele dieser Villen haben eigene
Anlegestellen.«
    Sie bogen nach links ab, überquerten das Grundstück und umgingen das
Haus in Richtung Jachthafen. Der Garten war ein Gewirr aus exotischen Pflanzen
und Blumen und war früher einmal sehr schön gewesen. Sie folgten einem gewundenen
Pfad durch den Dschungel bis zum Wasser, das leise an den Strand schwappte. Es
gab jedoch weder Steg noch Boot. Auf weichem, sumpfigem Boden liefen sie nach
Norden zum nächsten Wohnhaus. Der klebrige Schlamm machte die schweren Schuhe
noch schwerer. Das nächste Haus besaß tatsächlich einen hölzernen Gehweg, der
zu einem Steg führte. Laut polternd liefen sie auf das weiße Boot zu.
    »Halleluja!«, flüsterte Kira, doch Samm schüttelte den Kopf.
    »Der Wasserstand ist gesunken, oder am Grund haben sich Sedimente
abgelagert. Das Boot liegt auf dem Schlamm.«
    Als Kira genauer hinsah, bemerkte sie, dass das Boot tatsächlich
leicht zur Seite gekippt war, weil es nicht schwamm, sondern auf dem Untergrund
ruhte. »Was jetzt?«
    »Der Sumpf erstreckt sich meilenweit.« Samm blickte in Richtung
Norden. »Wir nehmen dieses Boot oder gar keins.«
    »Dann stoßen wir es hinaus«, schlug Jayden vor. Er schlang sich das
Gewehr auf den Rücken und sprang mit lautem Platschen ins Wasser, das ihm fast
bis zu den Hüften reichte. Er legte eine Hand an das Boot und drückte. Es gab
nicht sofort nach, schwankte aber schließlich leicht. »Helft mir!«
    Kira sah sich nervös über die Schulter um, ehe sie ins Wasser
sprang. Sie keuchte, weil es kälter war als erwartet. Die anderen folgten ihr,
stemmten sich gegen den Rumpf und schoben gleichzeitig. Das Boot neigte sich,
bewegte sich aber nicht. Kira rutschte im Schlamm aus und konnte sich gerade
noch festhalten, ehe sie mit dem Gesicht voran im eiskalten Wasser landete.
    »Noch einmal!« Samm lehnte sich gegen das Boot. Auch die anderen
machten sich bereit. »Eins, zwei, drei, jetzt!« Sie schoben mit aller Kraft,
und das Boot rutschte ein paar Handbreit weiter. »Noch einmal!«, verlangte
Samm. »Eins, zwei, drei, jetzt!« Wieder legten sie sich ins Zeug und gaben alle
Kraft, die sie noch hatten. Das Boot ruckte ein paar Zentimeter – weiter als
beim letzten Mal, aber immer noch nicht weit genug. »Weiter!«, befahl Samm.
»Eins, zwei …«
    Eine Lampe flammte auf und blendete sie, der helle Lichtstrahl
erfasste das weiße Boot und die ganze Gruppe. Sie hielten sofort inne,
blinzelten und waren zu erschrocken, um sich zu bewegen. Der Besitzer der
Taschenlampe stand höchstens zwanzig Schritte entfernt und starrte sie stumm
an.
    Dieses Mal habe ich die Waffe griffbereit, dachte Kira. Sie spürte
das Gewicht auf dem Rücken. Ich kann sie in ein paar Sekunden anlegen. Aber
nutzt das etwas? Wir können das Boot nicht ins freie Wasser stoßen, bevor
Verstärkung kommt, und wenn wir kämpfen, können wir nicht mehr fliehen.
    Niemand rührte sich.
    Das Licht ging aus.
    »Alles klar!«, rief der Schatten. Es war ein Mädchen. Yoon. »Hier
ist nichts. Ich habe das Geräusch überprüft. Es ist nur ein altes Boot, das auf
den Wellen schaukelt.« Die Silhouette wartete, beobachtete sie, wandte sich um
und entfernte sich. Kira schnaufte leise.
    »War das etwa Yoon, die euch auch nach Manhattan begleitet hat?«,
fragte Marcus. »Ich glaube, sie hat einen Keks bei uns gut.«
    »Von mir aus sogar eine ganze verdammte Bäckerei«, pflichtete Xochi
ihm bei. »Wenn ich nicht bis zu den Hüften im Schlamm stünde, würde ich sie auf
den Mund küssen.«
    »Still!«, rief Jayden leise. »Sie haben uns schon einmal gehört und
können uns wieder hören.« Er stemmte sich gegen das Boot. »Eins, zwei, drei«,
hauchte sie. Sie schoben das Boot einen halben Meter weiter hinaus. Noch einmal
und noch einmal, immer wieder und wieder, bis sie sechs Meter vom Steg entfernt
waren. Zehn Meter. Dreißig Meter. Am Strand bemerkten sie inzwischen weitere
Lichter, dort waren viele Suchtrupps unterwegs. Sie stießen das Boot weiter
hinaus, schoben es durch den Schlamm und beteten, dass die Soldaten nichts
hörten.
    Das Wasser wurde zum Jachthafen hin tiefer, und bald schwamm das
Boot auf. Sie

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