Partials 1 – Aufbruch
Vorteil. Aber eins verspreche ich dir: Wenn wir uns nach Norden
halten, sitzen wir zwischen den Soldaten und den Farmen fest. Früher oder
später wird uns jemand aufstöbern.«
»Anscheinend lag hinter dem Einkaufszentrum früher ein
Neubaugebiet«, vermutete Marcus. »Wenn wir dort im Zickzack laufen, müssten wir
den meisten Streifen entgehen.«
»Seid ihr sicher, dass sie uns nicht gezielt verfolgen?«, fragte
Samm. »Wenn sie anhalten und suchen müssen, dürften sie eigentlich nicht so
schnell sein.«
»Sie müssen uns nicht suchen, wenn sie wissen, wohin wir wollen.«
Xochi sprach damit aus, was Kira befürchtet hatte. »Sie versuchen einfach, vor
uns am Wasser zu sein.«
»Dann schlagen wir uns nach Norden«, entschied Samm. »Wir dürfen
unseren Vorsprung nicht verlieren.«
»Wie du willst«, lenkte Jayden ein, aber Kira erkannte deutlich,
dass ihm der Vorschlag nicht behagte. Sie blieben auf der Hauptstraße und
eilten fast im Dauerlauf weiter. Die breite Straße war relativ frei, daher
konnten sie sich auch im Zwielicht recht schnell bewegen. Xochi und Marcus
keuchten und hatten Mühe mitzuhalten, während Kira bei jedem zweiten Schritt
zusammenzuckte, weil ihr der Schmerz durch das verletzte Bein schoss, sobald
sie es belastete. Kurz danach hörten sie weitere Motoren hinter sich, sogar
näher und in größerer Zahl, und als Kira sich das nächste Mal umwandte,
entdeckte sie hinter sich die Scheinwerfer wie glühende Augen.
»Wir müssen von der Straße runter!«, grunzte Kira. Sie verschwanden
im Unterholz und versteckten sich hinter Baumstämmen und Kudzu. Drei kleine
Jeeps dröhnten vorbei, die Motoren knurrten wie wilde Tiere. Kira zählte vier
oder fünf Soldaten in jedem Fahrzeug.
»Die suchen gar nicht uns«, murmelte sie.
Marcus beugte sich vor und spähte auf die Straße. »Hinter ihnen
kommt niemand mehr. Hältst du das für Zufall?«
»Sie wollen uns den Weg abschneiden«, sagte Samm. »Und wenn sie
schon hier auftauchen, sind wir vermutlich auf dem richtigen Weg.«
»Das nutzt uns nichts mehr«, widersprach Jayden. »Wir müssen nach Westen.«
»Wir wissen nicht, was uns im Westen erwartet«, entgegnete Kira.
»Wir könnten auch geradewegs der Abwehr in die Hände laufen. Vielleicht waren
die Jeeps wirklich nur eine Vorhut.«
»Es ist klüger, auf dem Weg nach Norden zu bleiben«, pflichtete Samm
ihr bei. »So wissen wir wenigstens, was uns bevorsteht.«
»Na gut«, lenkte Marcus ein. »Aber wir bleiben in Deckung. Es ist möglich,
dass sie irgendwo angehalten haben und die Straße beobachten.«
Zwischen den Bäumen kamen sie langsamer voran, sie mussten sich den
Weg durch den dichten Wald fast ertasten. Mehrmals überquerten sie Seitenstraßen.
Kira hielt jedes Mal den Atem an, weil sie ständig mit einem Alarmruf oder gar
einem Schuss rechnete. Nichts geschah. Als sie eine lange zerstörte Häuserzeile
mit alten Geschäften und Büros erreichten, überquerten sie die Hauptstraße und
schlugen sich auf der anderen Seite in die Büsche.
Endlich wurde der Wald lichter, und Kira entdeckte Straßen und
weite, leere Parkplätze. Wie eingesunkene dicke Pilze standen ringsum
gedrungene Gebäude, im rissigen Pflaster wuchsen Unkraut und kleine Bäume.
Dennoch war das Gelände erschreckend offen.
»Ein weiteres Einkaufszentrum«, flüsterte sie. »Da kommen wir nicht
hinüber.«
»Willst du es umgehen?« Marcus hockte sich hin, um wieder zu Atem zu
kommen. »Oder biegen wir einfach nach Westen ab? Wir haben jetzt ein paar
Kilometer nach Norden zurückgelegt. Eigentlich müssten wir uns in der Nähe der
Bucht befinden, die Jayden erwähnt hat.«
»Entweder das, oder wir sind schon daran vorbei und stoßen gleich
auf die Farmen.«
»Ich weiß nicht, wie lange ich noch weiterlaufen kann«, warnte
Xochi. Ihr Gesicht konnte Kira im Zwielicht kaum erkennen, doch die Stimme
klang erschöpft.
»Wir dürfen nicht stehen bleiben«, drängte Samm.
»Leider verfügen wir nicht über deine Ausdauer«, wandte Jayden ein.
»Ich habe dafür trainiert, aber die anderen können jeden Moment zusammenbrechen.
Wie weit sind wir mittlerweile gegangen? Fünfzehn Kilometer oder mehr?«
»Dreizehn Komma fünf«, antwortete Samm. Er war anscheinend nicht
einmal müde.
»Mir geht es gut«, keuchte Marcus. Kira hatte allerdings den
Eindruck, dass er kurz vor dem Umkippen stand. Xochi konnte kaum noch sprechen.
»Wir gehen nach Westen«, entschied Kira. »Je früher wir ein Boot
besteigen, desto eher
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