Partials 1 – Aufbruch
stießen es noch etwas weiter, damit es ihr Gewicht trug. Samm
half ihnen beim Hochklettern und folgte ihnen. Marcus und Jayden entdeckten
Ruder, mit deren Hilfe sie nach Norden zum offenen Wasser entkommen konnten.
»Endlich in Sicherheit«, seufzte Kira. Xochi war schon
eingeschlafen.
»Wir sind deinen Leuten entkommen.« Samm blickte nach Norden zum
Festland. »Von jetzt an haben wir es mit meinen zu tun.«
30
»Wir werden in der Nähe von Mamaroneck an Land gehen.«
Samm blickte zum Himmel auf, dann wieder zum fernen Gestade hinüber.
»Vermutlich jedenfalls.«
Sie hatten die lange und schmale Bucht hinter sich gelassen,
starteten den Motor des Boots aber erst, als sie links und rechts die
Küstenlinie kaum noch erkennen konnten und ringsum nur das dunkelblaue Wasser
des Sunds sahen. Der Motor stotterte, aber er lief, und so fuhren sie
geradewegs nach Norden, solange es möglich war, bis der Himmel wieder heller
wurde und am Horizont die grünen und blauen Flecken des Festlands auftauchten.
Dann bogen sie nach Westen ab und hielten schräg darauf zu. Kira hoffte, dass
der Motor lange genug durchhielt. Sie war viel zu müde, um zu rudern.
»Mamaroneck?«, fragte Jayden. »Der Name klingt noch alberner als
Asharoken.«
»Mamaroneck ist ein guter Ort«, erklärte Samm. »Ein wenig weiter im
Süden, als mir lieb ist, aber dort hat man niemand stationiert. Vermutlich
können wir unbemerkt an Land gehen.«
»Wie wichtig ist es denn, dass uns niemand sieht?«, wollte Marcus
wissen. »Diese verschiedenen Fraktionen – reden wir über unterschiedliche Ansichten
zu einem Film oder über Leute, die für ihre Überzeugung einen heiligen Krieg
führen würden?«
»Wenn sie uns entdecken, greifen sie an«, erklärte Samm. »Mich wird
man einsperren und in einem Streit als Druckmittel einsetzen. Was sie mit euch
anstellen werden, weiß ich nicht.«
Kira blickte zu den Sternen hinauf. »Dann sind vermutlich nicht alle
Fraktionen so freundlich wie deine.«
»Auch meine ist nicht sonderlich freundlich«, antwortete er rasch.
»Wir haben ein Friedensangebot geschickt, aber deshalb empfangen wir nicht
jeden Menschen, der hereinmarschiert, mit offenen Armen. Unsere
Meinungsverschiedenheiten mit den anderen Fraktionen sind … leidenschaftlich,
und deshalb sind wir vorsichtig und mit der Zeit misstrauisch geworden. Wir
müssen jedenfalls äußerst wachsam bleiben.«
»Wie können wir die verschiedenen Fraktionen voneinander unterscheiden?«,
fragte Xochi. »Tragt ihr unterschiedliche Uniformen oder … was weiß ich – verschiedenfarbige Hüte?«
»Ich weiß nicht, ob ihr sie ohne den Link unterscheiden könnt«,
antwortete Samm. »Meine Fraktion heißt Gruppe D, und die meisten von uns tragen
noch die Uniformen. Wenn du ihnen aber zu nahe kommst und es erkennst, ist es
vermutlich schon zu spät. Wir reden hier über ein Kriegsgebiet.«
Der Motor stotterte wieder einmal und setzte aus. Jayden stand auf und
riss einige Male vergeblich am Starterkabel, schlug mit dem Schraubenschlüssel
auf das Gehäuse und zog erneut. Der Motor sprang an, lief aber mit erheblich
schwächerer Leistung als vorher.
»Altes Benzin.« Jayden warf den Schraubenschlüssel ins Boot. »Entweder
macht es den Motor kaputt, oder es ist alle. So oder so müssen wir vermutlich
ein paar Kilometer rudern.«
»Auf wen werden wir stoßen?«, wollte Kira unterdessen von Samm
wissen. »Wie groß ist das Kriegsgebiet überhaupt?«
»Die größte Rebellengruppe lebt im Norden in einer Gegend, die White
Plains heißt, oder dahinter in Indian Point. Es sind diejenigen, die den
Reaktor betreiben.«
»Mann«, staunte Xochi, »ein Atomkraftwerk?«
»Klar«, bestätigte Samm. »Woher sollen wir denn sonst den Strom
nehmen?«
»Sonnenkollektoren«, antwortete Xochi. »Die benutzen wir
jedenfalls.«
»Für eure Bedürfnisse reicht das vermutlich auch aus«, antwortete
Samm. »Das Atomkraftwerk in Indian Point hat vor dem Krieg ein paar Millionen
Haushalte versorgt. Jetzt sind wir kaum mehr als eine Million, und es erzeugt
erheblich mehr Strom, als wir je brauchen. Die Rebellen unterhalten es, und die
Gruppe D hat vor ein paar Jahren eine Möglichkeit gefunden, um es anzuzapfen.
Bisher haben sie es nicht bemerkt.«
»Aber Atomkraft ist gefährlich«, gab Xochi zu bedenken. »Wenn nun
etwas passiert? Wenn es ein Leck oder eine Kernschmelze oder sonst etwas gibt?«
»Das ist bei vielen Kraftwerken geschehen«, stimmte Samm ihr zu.
»Als RM ausbrach und die
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