Partials 1 – Aufbruch
Menschen starben – als ihr
wirklich in großer Zahl verschwunden seid –, war uns gleich klar, dass wir
nichts dagegen tun konnten. Wir haben so viele Atomkraftwerke wie möglich
gesucht und sicher heruntergefahren. In Connecticut, nur neunzig Kilometer von
euch entfernt auf der anderen Seite der Meerenge, gibt es noch eins.« Er
deutete nach Nordosten. »Wenn es dort zu einer Kernschmelze gekommen wäre,
würdet ihr vermutlich alle nicht mehr leben.«
»Genau«, sagte Jayden verächtlich. »Die edlen Partials haben die
Menschheit gerettet.«
Samm nickte. »Hast du dich nie gefragt, warum die Welt nicht in
einem viel schlechteren Zustand ist? Warum die Städte nicht brennen und die
Luft nicht schwarz ist von nuklearem Fallout? Ihr seid viel zu schnell
gestorben. Ein paar von euch hatten noch Zeit, die Kraftwerke und Fabriken
abzustellen, aber das war nicht überall so. Ein einziger unkontrollierter Reaktor,
eine einzige Kernschmelze – und ein riesiges Gebiet ist verstrahlt. Obwohl uns
dies bewusst war, konnten wir nicht alle Reaktoren abschalten. Wir haben einen
in New Jersey und einen anderen in Philadelphia verloren. Wenn man sich auf dem
Kontinent weiter nach Westen bewegt, sind es mehr. Deshalb bleiben wir wenn
möglich östlich des Hudson. In anderen Teilen der Welt gab es mehr
Atomkraftwerke als hier. Ohne ein Heer von Partials, die eingegriffen und sie
heruntergefahren haben, ist dort eine viel größere Zahl von Reaktoren außer
Kontrolle geraten. Vielleicht sogar die Hälfte.«
Alle schwiegen. Das Knattern des Motors war auf einmal unnatürlich
laut. Wir haben uns immer gefragt, ob es aufanderen
Kontinenten noch mehr Überlebende gibt, dachte Kira. Dank der natürlichen
Immunität gegenüber RM müsste doch in anderen
Ländern der gleiche Prozentsatz an Menschen überlebt haben. Kann es denn
wirklich sein, dass alle anderen tot sind?
»An der Frage, was mit euch geschehen sollte, sind wir letztlich
zerbrochen«, fuhr Samm leise fort. »Einige wollten euch ganz und gar ausrotten,
aber die meisten wollten euch retten, wie ich schon sagte. Allerdings konnten
wir uns nicht verständigen, wie dies am besten zu erreichen sei. Der Streit
wurde sehr … hitzig. Vorsichtig ausgedrückt. Dann starben die ersten Anführer,
und alles brach auseinander. Gruppe D ist praktisch alles, was noch von den
wirklich gehorsamen Partials übrig ist. Es sind diejenigen, die einen direkten
Link zum Trust hatten.«
»Was ist denn der Trust?«, fragte Kira.
»Das Oberkommando«, erklärte Samm. »Die Generäle der Partialarmee,
die wahrscheinlich einen anderen genetischen Aufbau haben, weil sie alle am
Leben geblieben sind. Vielmehr ist keiner aufgrund eines eingebauten Verfallsdatums
gestorben. Es waren acht Männer und Frauen, aber ich glaube, die Rebellen haben
zwei von ihnen getötet oder gefangen genommen.« Seine Stimme veränderte sich,
und seine Miene wurde finster, als er dies berichtete. »Der Trust hat der
Gruppe D gesagt, wo wir unsere Basis einrichten und wann wir auf die Menschen
zugehen sollten.«
»Ich bekomme den Eindruck, dass die Gruppe D relativ klein ist«,
sagte Marcus. »Es ist großartig – wir finden endlich Verbündete, aber leider
ist es nur eine Splittergruppe, die genauso verzweifelt ist, wie wir es sind.
Damit wird die Entschlossenheit der anderen Partials, uns zu töten, sogar noch
zunehmen.«
Der Motor erstarb schon wieder, und dieses Mal half kein Reißen,
Schlagen und Fluchen. Er war unwiderruflich tot. Samm und Marcus ruderten
zuerst und hielten auf die Küste zu. Bald erkannten sie im Grün die ersten weißen
Punkte: ein weiter Hafen voller Boote. Eine Stunde später erreichten sie die
erste Reihe großer, weit vor dem Strand geankerter Jachten. Sie waren vom Bug
bis zum Heck mit Möwenkot bedeckt. Kira rümpfte angewidert die Nase.
»Ich hatte gehofft, wir könnten unseres gegen ein neues Boot eintauschen,
aber die sind unbrauchbar.«
»Diese Jachten sind sowieso zu groß«, meinte Samm. Er verstaute die
Ruder, als sie sachte gegen ein größeres Boot prallten. »Wir können sie nicht
rudern, und vermutlich kann auch niemand von uns segeln.« Alle schüttelten die
Köpfe. »Wenigstens sollten wir anhalten und nach Vorräten suchen.«
»Nun gut, aber nicht auf diesem Boot«, wandte Kira ein. »Ich will
nicht, dass wir … die Vogelgrippe oder Vogelseuche oder sonst etwas bekommen.«
Samm nickte.
Sie ruderten zum nächsten, dann zum übernächsten Boot und drangen
tiefer in den
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