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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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sein,
dachte Kira. Das ist die einzige Er… Eine riesige weiße Wand ragte vor ihnen
auf, und sie prallten mit einem so heftigen Ruck dagegen, dass ihr Boot fast
kenterte. Es war eine große Jacht, die am Anker zerrte, während sie auf den
Wellen hin und her gerissen wurde. Die nächste Woge hob sie an, einen Moment
lang schwebten sie schwerelos in der Luft. Kira kreischte, ertrank beinahe am
Regen, der ihr in den Mund stürzte, und am Meerwasser, das gleich darauf von
der anderen Seite auf sie niederging. Im Boot schwappte Wasser, aber wenigstens
waren sie nicht gekentert.
    »Festhalten!«, rief sie. Es war sinnlos, zumal die anderen sich sowieso
schon mit aller Kraft an das Boot klammerten, doch sie fühlte sich ohnmächtig
und hatte das Bedürfnis, wenigstens irgendeine Warnung ausstoßen zu müssen. Der
Wind dröhnte ihr in den Ohren, hin und wieder tauchten eigenartige Umrisse im
Regen auf. Eine weitere Jacht erschien vor ihnen, die sie um Armeslänge
verfehlten, dann waren sie wieder allein im brodelnden Meer.
    Marcus rief etwas Unverständliches. Er deutete nach vorn, und sie
kniff die Augen zusammen, um die prasselnden Tropfen abzuhalten, doch der Regen
fiel so schwer, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Sie sah es zu spät, war
aber der Ansicht, dass sie ohnehin nichts hätten tun können. Eine riesige
schwarze Woge, so hoch wie ein Haus, brach von der Seite auf sie herein. Kira
schaffte es gerade noch, Luft zu holen und den Atem anzuhalten, dann war die
Welle da und zerschmetterte die ganze Welt.
    Es gab kein Oben und Unten, kein Links und Rechts mehr, nur die
Gewalt des Wassers, Druck und Beschleunigung. Kira wurde durch ein kaltes,
tobendes Nichts geschleudert. Sie musste Xochis Arm loslassen, fand ihn wieder
und klammerte sich verzweifelt an den einzigen festen Gegenstand weit und
breit. Die Welle trug sie weiter und zerrte sie durch die formlose Leere, bis
ihre Lungen zu platzen drohten. Auf einmal war sie wieder an der Luft und
überschlug sich. Sie schaffte es gerade noch, tief einzuatmen, ehe die nächste
Wasserwand über sie hereinbrach. Eisern hielt sie den Arm fest, weil sie dem
absurden Gedanken anhing, er könne ihr einzig und allein das Überleben sichern.
Als die zweite Welle vorbei war, tauchte sie aus dem Wasser auf und holte tief
und verzweifelt Luft, wobei sie reichlich Meerwasser schluckte. Sie hustete und
atmete noch einmal durch. Die nächste Welle donnerte herbei, und sie ging
unter.
    Steine. Wärme. Kira fuhr erschrocken auf und wollte sich
orientieren. Der unvermutete Wechsel vom tobenden Meer auf festen Boden war
verwirrend. Sie hustete und spuckte Salzwasser.
    »Du lebst«, sagte jemand. Es war Samm. Sie sah sich um. Sie befanden
sich in einem Sumpf vor einer niedrigen Mauer. Samm kniete vor den Steinen und
sah sich mit dem Fernglas um. Jenseits der Mauer lag das ruhige, friedliche
Meer.
    »Wir sind an Land.« Kira bemühte sich, die Eindrücke zu verarbeiten.
»Was ist passiert?«, fragte sie. »Wo sind die anderen?«, fügte sie erschrocken
hinzu.
    »Dort drüben.« Samm deutete zur anderen Seite der Wasserfläche. Kira
kroch auf den Partial zu, weil ihre Beine noch zu schwach waren, um sie zu
tragen, und stützte sich an der Mauer ab. »Das große Gebäude da drüben auf der
rechten Seite.« Er reichte ihr das Fernglas. »Zuerst war ich nicht sicher, ob
sie es sind, aber dann habe ich sie erkannt.«
    Kira beobachtete das Gebäude, das er ihr gezeigt hatte, dann suchte
sie die Umgebung ab und ließ den Blick nach rechts wandern. Als sie eine
Bewegung bemerkte, konzentrierte sie sich darauf und sah genauer hin: Es waren
drei Menschen. Die Gesichter konnte sie nicht deutlich genug sehen, allerdings
war sie recht sicher, die Kleidung zu erkennen.
    »Dann haben wir alle überlebt.« Sie starrte den jungen Mann an, den
sie für Marcus hielt. »Ich habe mich unter Wasser an jemandem festgehalten und
gedacht, es sei Xochi.«
    »Das war ich«, erwiderte Samm, der schon wieder den Horizont
beobachtete.
    Kira hockte sich neben ihn. »Wo sind wir hier? Auf einer Insel?«
    »Auf der anderen Seite der Bucht. Anscheinend hat uns der Sturm zu
unserem Ziel befördert, uns dabei jedoch voneinander getrennt. Ich denke, allzu
laut sollten wir nicht jammern.«
    »Ist dies Greenwich?«
    »Wir sind in der Nähe«, bestätigte Samm. »Wenn ich unsere Position
richtig bestimmt habe, sind unsere Freunde sogar näher am Ziel als wir.«
    »Dann sollten wir ihnen ein Zeichen geben«, schlug Kira vor.

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