Partials 1 – Aufbruch
bewaldeten Park, wo sie nicht
mehr so ohne Weiteres zu entdecken waren. Er bewegte sich schnell, aber
vorsichtig, sein Blick wanderte ständig hin und her. Er überwachte nicht nur
die Flanken, sondern auch den Boden und die Bäume über ihnen. Kira lief neben
ihm her und achtete auf mögliche Hinterhalte. Dabei bemühte sie sich, nicht auf
herabgefallene Zweige zu treten, um keinen Lärm zu erzeugen. Als sie an einem
Beerdigungsinstitut vorbeikamen, starrte sie das Gebäude bedrückt an. Überall
lag der Tod in der Luft.
Schließlich erreichten sie einen Highway, der schnurgerade den Wald
durchschnitt. Samm sah sich in beiden Richtungen um. Im Westen war die
Schnellstraße eben, im Osten ging es einen kleinen Hügel hinauf. »Auf dem
Highway kommen wir schneller voran als im Wald«, sagte er. »Er führt nicht ins
Stadtzentrum, sondern streift den Ort nur, also beobachtet uns dort möglicherweise
niemand.«
»Kommen wir auf diesem Weg zu Marcus und den anderen?«
Samm nickte. »Sie müssen den Highway auch überqueren.« Er deutete
auf eine Kurve weit im Osten. »Wenn ich mich recht entsinne, endet die
Halbinsel dort hinten. Falls deine Freunde den Highway nicht schon überquert
haben, müssten wir ihnen dort begegnen.«
Sie beeilten sich, um die verlorene Zeit wettzumachen. Der Highway
war erhöht gebaut, und die dicke Asphaltschicht hatte die Pflanzen bisher an
der Eroberung der Straße gehindert. Vor und hinter ihnen bewegte sich nichts
auf der Fahrbahn. Sobald die Straße anstieg, erkannte Kira, dass es gar keinen
Hügel gab. Die Landschaft war flach, nur der Highway war etwas höher gelegt, um
kleinere Straßen zu überbrücken.
»Halt!«, rief sie. »Vielleicht haben wir sie schon verpasst.«
»Das dachte ich auch gerade.«
»Wir müssen sie finden.«
Samm schüttelte den Kopf. »Wir haben die Basis fast erreicht. Wir
sollten sie sofort aufsuchen und einen Suchtrupp aussenden. Der findet deine
Freunde leichter als wir.«
»Es sei denn, jemand anders entdeckt sie vor uns«, erwiderte Kira.
Sie blickte von der Hochstraße nach unten und versuchte etwas zwischen den Bäumen
zu erkennen. »Wir können sie doch nicht einfach hier draußen den Rebellen
überlassen.«
»Ich glaube nicht, dass die Rebellen in der Nähe sind.« Samm tippte
sich auf die Gesichtsmaske. Der Link.
»Dann geh du, und ich suche Marcus. Dein Rettungsteam kann mich
genauso leicht finden, wie es meine Freunde finden kann.«
»Wir dürfen uns nicht noch einmal aufteilen«, widersprach Samm. Er
sprach leise, sie verstand ihn durch die behelfsmäßige Maske hindurch kaum. Zum
ersten Mal, seit sie ihn kannte, wirkte er nervös, und die Nervosität steckte
Kira sofort an.
»Was ist los?«
Dann hörte sie das Motorengeräusch. Es war noch weit entfernt und
drang schwach durch die Bäume. Sie erbleichte.
»Benutzt ihr auch Autos?«
»Die meisten sind elektrisch angetrieben, aber wir haben auch
andere. Im Norden gibt es eine Ölraffinerie.«
Kira blickte den Highway hinauf und hinunter, um die Quelle des
Geräuschs auszumachen. »Hinter uns?«
»Ich glaube schon.« Er lief los. »Wir müssen rennen.«
»Dazu bleibt uns keine Zeit.« Kira spähte über die seitliche
Begrenzung hinab. Es waren mindestens sieben Meter. Die Bäume standen
allerdings nicht weit entfernt. Sicher konnte sie die Äste mit einem Sprung
erreichen. »Wir müssen hinunterklettern.«
»Wir können da nicht hinunter«, erwiderte Samm aufgebracht. Er eilte
zu ihr zurück und fasste sie am Arm. »Wir müssen weiter.«
»Die Motoren kommen näher, wir haben keine Zeit mehr, um …«
»Da unten sind Rebellen«, flüsterte er drängend.
Kira ging sofort hinter der Mauer in die Hocke. »Verlinkst du dich
mit ihnen?«
»Ich kann nicht anders.«
Deshalb wissen sie, dass wir hier sind, dachte Kira. Sie betrachtete
ihn und sah ihm in die Augen. Wir haben keine Waffen und können nicht kämpfen,
fuhr sie in Gedanken fort. Die Feinde wissen bereits, dass wir hier sind.
Wissen sie auch, dass meine Freunde in der Nähe sind?
»Wie weit entfernt?«, flüsterte Kira.
Samm schnitt eine Grimasse. »Mit der Maske erkenne ich nicht viel,
aber ich weiß, dass sie nahe sind. Siebzig oder achtzig Meter.«
»Das ist ziemlich präzise«, sagte Kira. »Ob sie uns reden gehört
haben?«
Samm schüttelte den Kopf. »Sie sind wachsam, aber es muss nicht
unseretwegen sein. Das wird erst klar, wenn sie sich uns nähern, aber wenn wir
uns irren, ist es dann schon zu spät.«
Kira
Weitere Kostenlose Bücher