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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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schlug mit der Handfläche gegen die Betonwand und fluchte
leise. Sie konnte nicht zulassen, dass ihre Freunde geschnappt wurden. Dann
holte sie tief Luft, schüttelte über ihre eigene Dummheit den Kopf und stand
auf. »Wir klettern hinunter.«
    »Das können wir nicht.«
    Sie lief zu einer Stelle, wo ein Baum sehr dicht neben der Straße
stand, und betrachtete das zwei Stockwerke tiefer wachsende Unterholz. Dann
kletterte sie über die Begrenzungsmauer. Samm zog sie zurück, doch sie
schüttelte ihn ab. »Ich lasse meine Freunde nicht im Stich«, erklärte sie. »Du
kannst mitkommen oder Hilfe holen.« Sie stieg wieder hinauf, balancierte auf
dem Sims und schätzte die Entfernung ab. Zwei oder drei Meter. Das war für
einen Sprung aus dem Stand ziemlich weit, da sich der Ast aber tiefer befand,
gewann sie etwas Sprungweite hinzu. Besonders ermutigend war das allerdings
nicht.
    »Tu’s nicht, Kira!«
    Sie sprang.
    Im Flug breitete sie die Arme aus und umfing den dicksten Ast, den
sie erreichen konnte, hakte sich mit den Ellbogen ein und pendelte wild. Die
raue Rinde schürfte ihr durch die Kleidung hindurch die Haut ab. Der Baum
erbebte noch einmal. Samm war ihr gefolgt. Sie lächelte. »Danke.«
    »Du bist verrückt«, murmelte er.
    »Das habe ich schon öfter gehört.«
    Sie kletterten rasch hinunter, während das Motorengeräusch lauter
wurde. Auf einmal teilte es sich auf, und es waren zwei, dann drei und
schließlich sogar vier Motoren. Kira ließ sich den letzten Meter hinunterfallen
und rannte in die Unterführung, um hinter einer dicken Betonsäule in Deckung zu
gehen. Samm warf sich neben ihr zu Boden. Über ihnen donnerten die Fahrzeuge in
östlicher Richtung vorbei, und nach einer Weile verlor sich der Motorenlärm.
    Kira pfiff durch die Zähne. »Das war knapp.«
    »Nicht so knapp, wie es bald sein wird«, antwortete Samm mit
gepresster Stimme.
    »Bist du verletzt?«
    »Nein«, grunzte er. »Aber … was hast du vor?«
    »Sie spüren mich doch nicht, oder? Also falle ich einen von hinten
an und schnappe mir seine Waffe.«
    »Sie spüren dich nicht über den Link, aber du bist keineswegs unsichtbar.«
    »Was erfassen sie von dir?«, fragte sie. »Gedanken? Motive?«
    »Nicht direkt«, antwortete er. »Vielmehr Faktoren wie Gesundheit,
Nähe, emotionale Verfassung. Eher Einzelheiten dieser Art. Also nichts, mit
dessen Hilfe du einen von ihnen überwältigen könntest.«
    »Du sollst nicht ihre Gedanken lesen«, antwortete Kira. Sie blickte
auf eine weite, verwilderte Rasenfläche neben der Straße hinaus. »Du sollst der
Köder sein.«
    »Wart mal!« Er hob eine Hand. »Bist du sicher?«
    »Schon gut«, sagte sie. »Ich greife ein, ehe sie dir etwas antun.«
Sie lächelte. »Du sagst doch, sie verlassen sich viel zu sehr auf den Link,
oder? Wenn der Link ihnen sagt, dass sich hinter einer Ecke ein Partial
versteckt, sehen sie hinter der anderen Ecke nicht nach.«
    Er schüttelte den Kopf. Sein Atem hatte sich beschleunigt, hinter
der Maske arbeitete es, er machte offenbar eine finstere Miene. »Sobald du
einen anfällst, verrät er über den Link den anderen, dass er in Schwierigkeiten
steckt.«
    »Dann schlagen wir schnell zu und verschwinden wieder, ehe die
anderen auftauchen.« Sie zog Samm weiter hinter die Säule. »Ich weiß, dass es gefährlich
ist, aber meine Freunde schweben in der gleichen Gefahr. Für sie ist es sogar
noch schlimmer, weil sie dich nicht haben.« Sie sprach leise weiter. »Wir
schaffen es.«
    »Großartig«, antwortete Samm. »Du redest davon, einen Späher zu
finden, der dazu ausgebildet und ausgerüstet ist, nicht gefunden zu werden. So
funktioniert das nicht.«
    »Sprich leise!«, flüsterte Kira. »Er hat uns schon gefunden.« Sie
deutete an der Säule vorbei. Samm spähte um die Ecke und zog den Kopf sofort wieder
zurück.
    »Er ist vierzig Meter entfernt«, flüsterte er.
    »Wahrscheinlich hat er den Lärm gehört, als wir vom Baum
heruntergesprungen sind«, flüsterte Kira zurück. »Ich glaube nicht, dass er uns
gesehen hat. Er versteckt sich nicht, sondern sieht nur nach.« Sie deutete zum
fernen Ausgang der Unterführung. »Du schleichst dort hinüber. Er wird dich
bemerken und geradewegs an mir vorbeilaufen.« Samm wirkte, als hätten sich
sämtliche Muskeln im Körper gleichzeitig verkrampft. So war es schon eine ganze
Weile. Der andere Partial war zu nahe, sie konnte Samm nicht auf Verletzungen untersuchen.
»Ist dir auch wirklich nichts passiert?«
    »Alles klar«,

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