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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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dachte Kira. Sie schob die Hand des Mädchens weg und
schrie die beiden an. »Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los?«
    »Sie sind tot.« Samm kam zu Heron herüber. »Aber es ist anders, als
du denkst. Du kannst sie loslassen. Sie stellt keine Bedrohung dar. Sie steht
auf unserer Seite.«
    Kira wollte ihren Ohren nicht trauen. »Hast du das die ganze Zeit geplant?«,
fragte sie. »War das alles nur ein Trick, um mich hierherzulocken?«
    »Es ist viel komplizierter«, antwortete Samm rasch. Er stand vor ihr
und nahm sich die Maske ab. »Kuso, Heron. Lass sie los, sie ist freiwillig mitgekommen.«
    »Dann gab es gar kein Friedensangebot?«, fragte Kira. Sie wurde
wütend, Tränen schossen ihr in die Augen, sie schämte sich und war zornig
zugleich, dass sie jemals diesem Ding vertraut hatte. »Keinen
Waffenstillstand?«
    Heron lächelte. »Waffenstillstand? Ich bin beeindruckt, Samm. Du
könntest als Spion Karriere machen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Kira ein Blitzen. Das Licht schimmerte
auf der Nadel einer Spritze. Sie schrie, dann spürte sie den Einstich im Hals.
Die Wirkung setzte fast sofort ein. Ihre Augenlider wurden schwer, im Kopf
flackerte und drehte sich alles, es wurde dunkel, und bevor sie das Bewusstsein
verlor, blieb Kira gerade noch Zeit für einen letzten, schwerfälligen Gedanken.
    Jetzt muss ich sterben.

31
    Piep … schschsch.
    Piep … schschsch.
    Kira war unendlich schwer. Mehr als alles andere spürte sie das
eigene Gewicht. Der Körper war schwach, die Muskeln konnten ihn nicht bewegen.
Sie lag der Länge nach ausgestreckt.
    Piep … schschsch.
    Ein rhythmisches leises Geräusch, irgendwo in der Nähe des Kopfs.
Nahe? Ja, das war sicher. Wo sie sich auch befand, das Geräusch war nahe. Sie
versuchte den Kopf zu drehen, aber der Hals wollte nicht gehorchen. Sie versuchte
die Augen zu öffnen, doch die Lider waren bleischwer.
    Piep … schschsch.
    Es gab noch ein anderes Geräusch, ein kaum wahrnehmbares Summen. Sie
konzentrierte sich darauf, um es einzuordnen und zu verstehen. Stimmen. Ein
leises Murmeln.
    »… das Versuchsobjekt …«
    »… Verbrennungsspuren …«
    »… positiv getestet …«
    Irgendwelche Leute redeten über sie. Wo war sie?
    Piep … schschsch.
    In einem Krankenhaus. Sie erinnerte sich an die Begegnung unter der
Brücke. Samm hatte sie verraten, und das Mädchen, das Heron hieß, hatte ihr
etwas injiziert. Wurde sie ärztlich versorgt? Oder nur untersucht?
    »… alles normal bis auf …«
    »… bereit für den nächsten Schritt …«
    »… ersten Einschnitt vorbereiten …«
    Kira bewegte die Hand. Es erforderte eine ungeheure Anstrengung,
zehn Tonnen Fleisch und Knochen zehn Zentimeter weit zu bewegen. Das Gemurmel
brach ab, als ihre Hand auf einen Widerstand stieß. Ein Ledergurt. Auch die
andere Hand war gefesselt. Sie war eine Gefangene.
    »Sie hat sich bewegt. Ich dachte, Sie hätten sie sediert.«
    Kira öffnete ein Auge und schloss es sofort wieder, als grelles
Licht sie blendete. Sie hörte ein Rascheln, dann klirrte Metall.
    »Nehmen Sie das da weg, sie erwacht.« Das war Samm. Kira öffnete den
Mund und spürte erst jetzt den Plastikschlauch, der auf der Zunge lag und bis
in die Kehle hineinreichte. Sie würgte, hustete, hätte sich beinahe übergeben.
Der Schlauch glitt wie eine lange, glitschige Schlange aus ihr heraus. Noch
einmal hustete sie, schluckte und öffnete ein Auge einen winzigen Spaltbreit.
    Samm beugte sich über sie.
    »Du«, würgte sie. »Verdammter Drecksack.«
    »Wir müssen beginnen«, sagte jemand.
    »Halt!«, unterbrach Samm. »Sie ist wach.«
    »Dann sedieren wir sie wieder und geben ihr dieses Mal eine höhere Dosis.«
    »Du verdammter … Dreckskerl!«, hustete sie.
    Inzwischen hatten sich ihre Augen auf das Licht eingestellt, und sie
konnte etwas erkennen. Sie war von Frauen umgeben, die Arztkittel und
Operationsmasken trugen, und lag offenbar in einem Behandlungsraum, der ihr
jedoch nicht bekannt vorkam. An der Decke hingen Metallarme wie die Greiforgane
eines riesigen Insekts. Skalpelle, Spritzen und ein Dutzend weitere Instrumente
schwebten nur Zentimeter über ihrem Gesicht. Den stumpfen, vielfarbigen
Lichtschein im Hintergrund kannte sie – alle Wände dienten als Computerbildschirme,
auf denen Kurven, Diagramme und Zahlenkolonnen dargestellt wurden. Sie erkannte
den eigenen Puls, denn die dünne Linie zuckte im Takt zu dem Pochen im
Brustkorb. Körpertemperatur, Sauerstoffgehalt des Bluts, Größe und

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