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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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grunzte er. Dann wandte er sich um und kroch zu der
nächsten Säule, dann wieder zur nächsten. Kira war beeindruckt. Wenn er sich so
bewegte, kam der Späher der Rebellen nicht ganz so dicht an ihrer Säule vorbei,
und sie blieb eher unbemerkt. Samm wirkte steif, als hätte er Schmerzen. Sie
fragte sich erneut, ob er sich beim Sprung in den Baum verletzt hatte. Aber
nein – er hatte sich schon oben auf der Hauptstraße seltsam bewegt. Was hatte
das zu bedeuten?
    »Keine Bewegung!« Kira erschrak. Es war eine Frauenstimme. Kira
wartete hinter der Säule und hoffte, der Plan werde gelingen und die
Partialspäherin werde sie nicht bemerken. Auch Samm hielt inne. Er hockte auf
Händen und Knien unter der Brücke und sagte kein Wort. Kira hörte Schritte
hinter sich, dann neben sich. Als die Späherin an ihr vorbei geradeaus auf Samm
zuhielt, stockte ihr der Atem. Es war eindeutig eine Frau: schmale Taille,
breitere Hüften, das braune Haar über dem Riemen der Gasmaske zu einem Knoten zusammengebunden.
Sie zielte mit einem gefährlich aussehenden Gewehr auf Samms Rücken. Auf die
Mündung war ein dicker schwarzer Schalldämpfer geschraubt. Ein
Scharfschützengewehr.
    Nicht weit von Kira entfernt hielt die Frau inne. Kira brauchte höchstens
zwei große Schritte, um sie zu erreichen, also blieb der Späherin wahrscheinlich
nicht genug Zeit für irgendeine Reaktion. Kira nickte und bereitete sich auf
den Angriff vor. In der Schule hatte sie eine Nahkampfausbildung absolviert,
die allerdings nicht sonderlich gründlich gewesen war. Die Abwehr war der
Ansicht, wenn man einem Partial nahe genug kam, um mit ihm zu ringen, sei es
ohnehin um einen geschehen, da der Gegner so viel stärker war. Kira hoffte,
dass dies ein Irrtum war, und machte sich bereit.
    »Kein Wort«, sagte Samm. Es klang mühsam, als spräche er mit
zusammengebissenen Zähnen. »Nicht sprechen.« Er hob die Hand zum Gesicht und
bedeckte Mund und Nase. Kira richtete sich auf, setzte vorsichtig einen Fuß vor
den anderen und spannte sich, um zu springen.
    Ins Kreuz, überlegte sie. Niedrig und fest zuschlagen. Die Arme
festhalten. Die Schädelbasis treffen, um sie …
    »Samm«, sagte das Mädchen. Kira blieb wie angewurzelt stehen.
    Woher kennt sie seinen Namen?, fragte sich Kira. Wird der auch mit dem
Link übertragen? Oder gehört sie zu seiner Gruppe?
    »Nicht sprechen«, knurrte Samm. Kiras Gedanken rasten, die
Einzelheiten fügten sich zusammen. Wenn das Mädchen Samm kannte, dann gehörten
sie zu derselben Fraktion, und die Soldaten in der Nähe waren Samms Kameraden.
Seine eigenen Offiziere. Er hatte gesagt, der Link diene auch zur Definition
der Befehlsstruktur. Sie spürten, dass Samm hier war, und befahlen ihm, zu
gehorchen. Deshalb bewegte er sich so steif. Es kostete ihn seine ganze Kraft,
sich den Befehlen zu widersetzen.
    Aber warum versteckte er sich vor den eigenen Leuten?
    »Red mit mir, Samm!« Die Frau tat einen Schritt auf ihn zu und
zielte unverwandt auf seinen Rücken. »Wir dachten, du seist gefangen genommen
worden.«
    Samm ließ den Kopf hängen. Er war dem Zusammenbruch nahe. Lange hält
er nicht mehr durch, dachte Kira. Los! Sie sprang vorgebeugt und mit
ausgebreiteten Armen, um die Partialfrau im Kreuz zu treffen.
    Die Frau fuhr blitzschnell herum.
    Kira war ihr jedoch schon zu nahe, das Gewehr mit dem langen Lauf
war nutzlos. Deshalb setzte die Frau es wie eine Keule ein und traf das Gesicht
ihrer Gegnerin mit dem Lauf, gerade als Kira ihr die Arme um die Hüften schlang
und sie zu Boden riss. Beide Frauen keuchten schwer, Kira war jedoch von dem
Hieb benommen, und die Frau erholte sich als Erste. Sie ließ das Gewehr fallen,
packte zielstrebig zu, drehte Kira den Arm auf den Rücken und rammte ihr das
Knie in den Unterleib. Kira wehrte sich heftig, wollte der Feindin das Gesicht
und den Hals zerkratzen und wäre beinahe aus dem Griff entkommen. Auf einmal
spürte Kira eine kalte Messerklinge am Hals.
    »Keine Bewegung«, sagte die Frau völlig ruhig.
    Kira hielt inne. Sie konnte nichts mehr tun. Hätte sie zwei Sekunden
mehr gehabt, dann hätte sie vielleicht etwas unternehmen können, aber irgendwie
hatte die Fremde Kiras Anwesenheit gespürt.
    »Lass sie los, Heron! Sie gehört zu mir.«
    »Sie verlinkt sich nicht.«
    »Sie ist ein Mensch.«
    Heron war sichtlich überrascht, ließ Kira aber nicht los. »Du hast
eine gefangen? Dann war die Mission erfolgreich? Wo sind die übrigen Mitglieder
deines Teams?«
    Gefangen?,

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