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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Gewicht
konnte sie auf Tausendstel Maßeinheiten genau ablesen. Als sie den Kopf wandte,
sah sie sich selbst. Man hatte sie gewaschen und ihr eine Plastikhaube
aufgesetzt, und sie lag völlig nackt auf einem flachen Metalltisch. Ihre Augen
waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Sie keuchte, und mit ihr keuchte das
Bild. Das wandhohe Abbild gab ihre Furcht überlebensgroß wieder, die Liveübertragung
bot jedem Zuschauer im Raum einen Horrorfilm. Die Panik beschleunigte ihre
Atmung, das Herz raste, und die Kurven auf den Bildschirmwänden zeigten
meterhohe Ausschläge.
    »Tut mir leid«, sagte Samm. »So hätte es nicht laufen sollen. Ich
dachte, sie behandeln dich wie eine Verbündete und nicht …«
    »Sie sollten keine Verbündete mitbringen«, sagte eine strenge
Stimme. Eine Chirurgin trat vor. Das Gesicht blieb hinter der blauen Maske
verborgen, doch die Augen hatten die Farbe von poliertem Stahl und waren kalt
und gefühllos. »Sie waren erfolgreich, obwohl Ihr ganzer Trupp versagt hat.
Setzen Sie unsere Empfehlungen nicht aufs Spiel, indem Sie sich einmischen!«
    Samm wandte sich wieder an Kira. »Sie haben mich gebeten, hier zu
sein, damit du mit jemandem reden kannst, dem du vertraust …«
    »Ich vertraue dir nicht!«, rief sie. Laut und heiser hallte es durch
den Operationssaal. »Ich habe dir geholfen und dich gerettet. Ich habe dir
alles geglaubt, jedes Wort – dass wir nur gemeinsam überleben können. War das alles
gelogen?«
    »Ich habe die Wahrheit gesagt«, erklärte Samm. »Auf dem Festland
wollte ich dich lange genug von ihnen fernhalten, um alles in Ruhe zu erklären – dass du freiwillig mitgekommen bist, um uns zu helfen.«
    »Dann lass mich frei!«, schluchzte Kira. Mit ihr schluchzte das
Gesicht an der Wand und verspottete sie. Sie bewegte die Beine, sträubte sich
gegen die Fesseln, zog die Arme an, um ihre Blößen zu bedecken. Sie fühlte sich
wehrlos, verletzlich und ohnmächtig. »Lass mich hier raus!«
    »Ich …« Samms Miene verhärtete sich und zeigte die Konzentration,
die sie schon vorher bemerkt hatte. Sie beobachtete, wie sein ganzer Körper in
den Bann des Links geriet und ihn zwang, den Vorgesetzten zu gehorchen. »Ich
kann nicht.« Er atmete aus, die Spannung wich von ihm, die Muskeln entspannten
sich. »Ich kann nicht«, wiederholte er. »Ich gehorche den Befehlen.« Seine
Miene wurde finster.
    »Sehr gut«, lobte ihn die Frau. Sie trat wieder vor, und einer der
Metallarme folgte der Bewegung. Die Lampe an dessen Ende blendete Kira. »Sind
Sie wirklich freiwillig mitgekommen?«
    »Das ist richtig«, antwortete Kira. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu
helfen.«
    »Glauben Sie etwa, Ihre mittelalterliche Technologie hat irgendeinen
Wert für uns? Sie verstehen ja kaum, wie Ihre eigenen Gene funktionieren, von
unseren ganz zu schweigen.«
    »Das spielt keine Rolle mehr, es war ja sowieso alles gelogen.«
    »Teilweise«, bestätigte die Frau. »Teilweise aber auch nicht. Es
erstaunt mich, dass Samm Ihnen von unserer Notlage erzählt hat, von unserem
Verfallsdatum. Dies entspricht jedenfalls der Wahrheit, und deshalb sind Sie
hier.«
    »Ich habe eine medizinische Ausbildung«, antwortete Kira. »Ich habe
mich auf Pathologie und Reproduktionsmedizin spezialisiert und will eine Therapie
für RM finden. Mein Wissen könnte nützlich für Sie
sein.«
    »Ihre Studien an Menschen bringen uns nicht weiter«, entgegnete die
Frau. »Ich versichere Ihnen, dass unsere Bedürfnisse in eine ganz andere
Richtung zielen.«
    »Ich habe auch Samm untersucht«, widersprach Kira. »Nicht so, wie
Sie es …« Sie hielt inne, weil ihr bewusst wurde, dass Samm ganz ähnliche Erfahrungen
gemacht hatte wie sie. Nur dass seine viel schlimmer gewesen waren. »Meine
Leute sind übel mit ihm umgesprungen, und das tut mir leid«, erklärte sie nachdenklich.
»Aber ich habe ihm geholfen. Ich habe ihn mit nicht invasiven Methoden
untersucht und ihn menschlich behandelt.«
    Die Frau schnitt eine Grimasse. »Menschlich? Allein das Wort ist
schon eine Beleidigung.«
    »Sie haben ein Verfallsdatum, wir aber nicht«, fuhr Kira fort. »Sie
sind gegen das RM -Virus immun, unsere Kinder aber
nicht.« Sie sprach flehentlich. »Wir brauchen einander.«
    »Das letzte Mal, als Menschen und Partials zusammengearbeitet haben,
hat es nicht so gut funktioniert«, widersprach die Ärztin. »Ich glaube, wir
versuchen es lieber auf eigene Faust.«
    Ein weiterer Metallarm, an dessen Spitze eine Injektionsnadel
schimmerte,

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