Partials 1 – Aufbruch
das haben?«
»Vielleicht war es ein Zufall, vielleicht ging sie im Chaos
verloren, stieß zu den Flüchtlingen und landete auf der Insel, ohne zu wissen,
warum sie dort war«, überlegte eine andere.
»Bei ParaGen hatte alles einen Sinn«, widersprach Dr. Morgan.
»Wirklich alles. Ein Zufall ist das garantiert nicht.« Sie hob den Kopf. »Wenn
wir herausfinden, worin ihre Aufgabe bestand, können wir sie gegen unsere
Gegner einsetzen.«
Der ganze Raum erbebte, als ein Schuss die Tür traf. Die Ärztinnen
schrien auf und fuhren zurück, nur Samm und Dr. Morgan blieben standhaft.
»Sie sind da!«, rief eine Ärztin voller Panik. »Was jetzt?«
»Lassen Sie mich frei!«, verlangte Kira, denn sie war immer noch auf
einen Tisch geschnallt, der gleich mitten in einem Schlachtfeld stehen würde.
»Binden Sie mich los!«
»Hinter die Spinne!«, zischte eine Ärztin und zog sich in die
äußerste Ecke des Raums zurück. Die anderen folgten ihr und schlichen
vorsichtig an den Wänden entlang nach hinten.
»Auf dem Flur ist niemand«, murmelte Samm verwirrt.
»Doch, dort ist jemand«, widersprach Dr. Morgan. »Dort nähern sich
Menschen.«
Ein weiterer Schuss traf die Tür und riss sie aus den Scharnieren.
Marcus erschien mit einer Schrotflinte im Eingang. Kira konnte gerade noch
rechtzeitig »Runter!« rufen, ehe die Operationsspinne mit einem Skalpell nach
seinem Hals schlug. Marcus tauchte ab, rollte sich unter der Klinge durch, hob
die Waffe und schoss aus nächster Nähe auf den Apparat. Kira kreischte, weil
sie sogar die Hitze des Schusses spürte. Die Schrotkugeln rieselten von dem
zerstörten Roboter herab, und der Schuss war ohrenbetäubend laut.
»Sie ist hier!«, rief Marcus über die Schulter zurück. Er wandte
sich um und nickte ihr zu. »Hallo, Kira!«
Xochi erschien geduckt hinter Marcus und richtete zwei
Halbautomatikpistolen auf die Ärztinnen in der Ecke. »Ich habe gerade
nachgeladen. Falls Sie sich unüberlegt bewegen wollen, nur zu!«
»Angriff«, knurrte Dr. Morgan, doch Samm blieb wie angewurzelt
stehen.
Jayden kam als Letzter. Er wich einem weiteren Skalpell der Spinne
aus und hockte sich in die Tür. Marcus schoss noch einmal auf das Gerät, und
jetzt war es endgültig zerstört. Dann stürzte er zu Kira und löste die Riemen.
»Du hast dich aber gut versteckt.« Marcus rang sich ein Lächeln ab.
»Sie sind dicht hinter uns!«, rief Jayden. »Beeil dich!«
»Darf ich die Ärztinnen erschießen?« Xochi zielte nacheinander auf
die Frauen.
Jayden gab einen Schuss in den Flur ab. »Jetzt sind sie da. Ich
sagte euch doch, dass wir uns beeilen müssen. Wir sitzen in der Falle.«
»Samm, greifen Sie an!«, befahl Dr. Morgan, doch Samm rührte sich
nicht. Er verkrampfte sich am ganzen Körper, seinem verkniffenen Gesicht war
die Anstrengung anzumerken.
»Wie seid ihr hier hereingekommen?«, fragte Kira. Marcus hatte ihren
ersten Arm befreit, den sie sofort einsetzte, um die Riemen am anderen Arm zu
lösen, während Marcus die Beine losmachte.
»Wir haben deine Gefangennahme beobachtet.« Marcus warf einen
giftigen Blick zu Samm hinüber. »Wir sind dir gefolgt und wussten nicht recht
weiter, doch dann hat eine andere Gruppe von Partials das Krankenhaus
angegriffen. Nachdem die äußere Verteidigung beseitigt war, sind wir einfach … hineingehuscht.«
»Wir hörten sie reden«, berichtete Xochi weiter. »Samm hat gelogen.
Die Gruppe D beschäftigt sich ausschließlich mit verrückten Forschungsvorhaben
an Menschen und Partials. Die andere Gruppe hängt mit einer Organisation
zusammen, die der Trust genannt wird.«
» Wir gehorchen dem Trust«, widersprach
eine Ärztin. Kira warf einen Blick zu Dr. Morgan hinüber, doch die eiskalte
Frau schwieg und ließ sich nichts anmerken.
Marcus hatte Kiras Füße befreit, und Kira war mit der zweiten Hand
fertig. Sie hielt sich die Decke vor die Brust und richtete sich auf. Jayden
gab einen weiteren Schuss in den Gang ab.
»Habt ihr einen Plan, wie wir wieder hinauskommen?«, fragte Kira.
»Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass wir es überhaupt so weit
geschafft haben«, antwortete Marcus. »Alles klar?« Er bemerkte ihre nackten
Schultern und runzelte die Stirn. »Bist du …«
»Ja.« Kira sah sich nach ihrer Kleidung um. Abgesehen von einem
Tablett mit Spritzen und der zerstörten Spinne war der Raum jedoch leer. Sie
deutete auf eine Ärztin. »Sie da, geben Sie mir Ihren Kittel!«
»Sie kommen näher!«, rief
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