Partials 1 – Aufbruch
widersprach Marcus, und die anderen drei
stimmten sofort zu.
»Doch, das tut ihr. Unser Plan ist im Eimer, wir bekommen Madison
nicht frei. Aber wir können ihr immer noch die Spritze übergeben oder das Kind
impfen, falls es schon geboren ist. Ich muss nicht dabei sein, wenn ihr es tut.
Ich meine es ernst und bin bereit, mein Leben dafür zu opfern. Wenn Arwen
überlebt, dann ist es mir gleichgültig, was der Senat mit mir anstellt.«
»Wir geben dich nicht auf«, widersprach Xochi.
»Doch, das müsst ihr«, sagte Kira. »Ihr zieht die Hutkrempen
herunter, marschiert zur Tür und sagt ihnen, ihr hättet mich gefangen genommen,
als ich über die Grenze schleichen wollte. Das ist die glaubwürdigste
Geschichte, die uns überhaupt einfallen kann, denn jeder Soldat, der den Funk
abhören kann, weiß ganz genau, dass es Zwischenfälle an der Grenze gab. Sie
werden nicht einmal nach Ausweisen fragen, denn warum sollten Spione ihre
eigenen Leute ausliefern?«
»Gute Frage«, erwiderte Xochi. »Warum sollten wir das tun? Damit
erreichen wir doch nichts.«
»Ihr kommt ins Krankenhaus. Übergebt mich den Wachen im Innern. Sie
bringen mich zum Senat, und ihr marschiert zur Entbindungsstation.«
»Wir müssen dich nicht ausliefern«, sagte Marcus. »Sobald wir
drinnen sind, könnten wir … einfach losrennen.«
»Dann schlagen sie sofort im ganzen Gebäude Alarm«, erwiderte Kira.
»Wenn der Senat mich als Gefangene in Empfang genommen hat, könnt ihr in Ruhe
weitermachen.« Sie nahm Marcus’ Hand. »Wenn das Mittel wirkt, hat die
Menschheit eine Zukunft, und das ist doch unser einziges Ziel.«
Marcus’ Stimme brach, als er antwortete. »Ich wollte die Zukunft
zusammen mit dir erleben.«
»Sie bringen mich nicht sofort um.« Kira lächelte schwach.
»Vielleicht haben wir Glück.«
Marcus lachte, obwohl ihm Tränen in den Augen standen. »Ja, bisher
hatten wir unglaubliches Glück.«
»Wir müssten vorher Bescheid sagen.« Farad deutete auf das
Funkgerät. »Genau wie beim Kontrollposten. Wenn sie uns hören, ehe sie uns
sehen, steigen unsere Erfolgsaussichten.«
»Wir können nicht zweimal den gleichen Trick anwenden«, widersprach
Jayden. »Inzwischen dürfte jemand, der weiß, wie viele Streifen wo unterwegs
sind, genau zuhören. Es dauert nicht lange, und sie merken, dass wir lügen.«
»Wir können aber nicht einfach dort auftauchen, ohne Bescheid zu
sagen«, beharrte Farad. »Damit machen wir uns doch nur verdächtig.«
Xochi zog die Pistole, legte den Sicherungshebel um und schoss auf
das Funkgerät. Kira und die anderen sprangen erschrocken zur Seite. »Problem
gelöst«, erklärte Xochi, während sie die Waffe wieder ins Halfter steckte. »Die
böse Terroristin Kira Walker hat im Kampf unser Funkgerät erschossen. Also:
Kira ist die beste Freundin, die ich auf der Welt habe, aber sie hat recht. Ihr
Plan bietet den besten, einfachsten Weg, in die Klinik zu gelangen. Wir nehmen
ihr die Waffen ab und ziehen es durch.«
Kira lieferte die Waffen und die übrigen Bestandteile ihrer
Ausrüstung ab. Als die Männer in der Gruppe einsahen, dass die Entscheidung
gefallen war, halfen sie sogar. Marcus war unglücklich, erhob aber keine
Einwände mehr. Als Letztes holte Kira die Spritze hervor, die an einem
zusätzlichen Gürtel sicher in alte Hemden eingewickelt unter der übrigen
Kleidung befestigt war. Sie betrachtete sie noch einen Moment lang und reichte
sie Marcus.
»Pass gut darauf auf!«, flüsterte sie.
»Ich will nicht, dass du das tust.«
»Ich auch nicht, aber es muss sein.«
Marcus erwiderte ihren Blick, dann nahm er den Gürtel und legte ihn
vorsichtig unter dem Hemd an. Er vergewisserte sich, dass die Kleidung ihn
bedeckte, dann rieb er sich Schmutz ins Gesicht, der die Hautfarbe veränderte
und die Schwestern täuschte. Hoffentlich. Jayden und Xochi tarnten sich auf
gleiche Weise. Kira konnte nur hoffen, dass das ausreichte. Sie musste einfach
dafür sorgen, dass man vor allem sie ansah.
38
Kira wand sich, schrie und zeterte, als die Gefährten sie
zum Krankenhaus schleppten. »Lasst mich los! Ich will euch doch helfen, ihr
Idioten, seht ihr das nicht ein?« Es war sinnlos, noch länger auf
Verstohlenheit zu setzen. Ihre Aufgabe bestand darin, so sehr aufzufallen, dass
niemand auf ihre Freunde achtete. Auf Farads Seite konnte sie einen Arm
losreißen, mit dem sie sofort nach Jayden schlug. Sie gab sich große Mühe,
überzeugend zu wirken, und er reagierte auf die gleiche Weise, indem er
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