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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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hinter einer hüfthohen Mauer auf einem winzigen Betonstreifen entlang. So
waren sie vor dem unsichtbaren Wachtposten geschützt, der in einem Gebäude über
ihnen saß. Dünn und Dreckig krochen voraus, markierten Fallen und entschärften
Stolperdrähte, damit die anderen wohlbehalten folgen konnten. Trotz der
Markierungen vermochte Kira manchmal nicht zu erkennen, worin die Fallen eigentlich
bestanden.
    Sie stellte sich vor, in den Hochhäusern jenseits des Flusses
lauerte eine riesige Armee der Partials, die sich, ob Zufall oder nicht, genau
in diesem Augenblick zu einem Angriff entschloss. Die Fallen waren entschärft,
die Tür stand offen. Verriet sie gerade die Menschheit?
    Nein. Sie rettete die Menschen. Mit zusammengebissenen Zähnen
bewegte sie sich weiter.
    Brooklyn hatte Kira überrascht, weil die hohen Gebäude dort
allgegenwärtig waren. Manhattan schockierte sie, weil selbst die großen
Gebäude, die sie vorher gesehen hatte, auf einmal winzig wirkten. Die Insel war
ein künstliches Gebirge, das buchstäblich an den Wolken kratzte. Unten
herrschte dagegen ein grüner Teppich vor – Parks und Bäume, Grünstreifen, die
über die Begrenzungen hinausgewuchert waren und sich bis auf die Straßen
erstreckten. In Rissen fanden Samen Halt, die Wurzeln knackten Schwachstellen,
und der Asphalt war wellig und aufgesprungen. Auf den Straßen war ein neuer
kleiner Wald herangewachsen. Kudzu kroch unaufhaltsam an den Gebäuden empor und
bedeckte die unteren Stockwerke mit einer dicken Schicht aus Ranken und
Blättern, zwischen denen kein Mauerwerk mehr zu erkennen war.
    Als sie das ferne Ende der Brücke erreichten und auf der Rampe
abwärts in die Stadt eindrangen, konnten sie sich endlich wieder aufrichten.
Auf Höhe der Baumwipfel blieb Kira in dem neu gewachsenen Dschungel stehen. In
den Ranken und Regenrinnen nisteten Vögel, verwilderte Katzen strolchten
dreißig Meter hoch in Büros umher, die ihre Fenster verloren hatten. Irgendwo
bellten Hunde, und sie glaubte sogar, in der Ferne einen Elefanten trompeten zu
hören.
    »Willkommen im Zoo!« Gabe schenkte Kira ein breites Grinsen. Sie
nickte lächelnd.
    »Haltet euch zurück!«, warnte Jayden. »Brooklyn kennen wir ganz gut,
aber hier ist alles fremd für uns. Eigentlich sollten wir keinen Partials
begegnen, aber wir können nicht vorsichtig genug sein.« Er deutete auf ein
helles Gebäude, das sich etwa zwei Blocks nördlich erhob. »Von dort aus lässt
sich die Umgebung gut überblicken. Wir steigen hinauf, orientieren uns und
ziehen weiter. Bleibt dicht beisammen und bewegt euch leise!«
    Kira schlich hinter den anderen die Rampe der Brücke hinunter und
schlängelte sich zwischen hohen Bäumen hindurch. Unten erwartete sie eine ganz
neue Welt – eine verrückte Mischung aus Wald und Müllkippe. Sie musste gut
aufpassen, wohin sie trat. Dank der Wolkenkratzer gab es hier erheblich mehr
Schutt als anderswo – haufenweise Scherben, Mauerbrocken, Pflasterstücke,
zerkrümelnde Schnellbauwände, unzählige Papierfetzen, die ungebunden im Wind
flatterten oder halb verrottet in einer dicken Schicht aus Unrat, Blättern und
Pilzen klebten. Lange grüne Tentakel wickelten sich um Getränkedosen mit
verblichenen Aufdrucken, zogen durch die Speichen verrosteter Fahrräder und
klammerten sich verbissen an die Türen alter Taxis und Busse oder an
Straßenschilder.
    Kira und die Soldaten schlichen die Straße entlang und suchten sich
zwischen überwucherten Autos, Bäumen und Haufen von unkenntlichem Müll einen
Weg. Als sie das helle Gebäude erreichten, hielt Gabe auf der Treppe Wache,
während die anderen so hoch hinaufstiegen, wie sie es wagen konnten. Irgendwann
äußerte Haru Bedenken wegen der Stabilität, doch zwölf Stockwerke reichten
völlig aus. In diesem Teil der Insel gab es vor allem Wohnhäuser und
Apartments, aber keine riesigen Bürotürme. In nördlicher Richtung war das
Gelände ungehindert zu überblicken.
    »Der dunkelgrüne Streifen dort war früher vermutlich ein Park«,
erklärte Jayden und deutete nach Nordosten. »Er ist mindestens zehn Blocks
lang. Zwischen den Bäumen finden wir eine ideale Deckung.«
    »Aber wir kommen langsamer voran«, gab Haru zu bedenken. »Wir
sollten uns für eine breite Straße entscheiden und in der Mitte gehen.« Sie
diskutierten einige Minuten lang darüber, während Yoon sich aus einem Fenster
beugte, um zwei bunte Vögel anzulocken. Kira betrachtete die Skyline und nahm
alles gierig in sich auf. Gab es

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