Partials 1 – Aufbruch
hinübergekommen?«
Jayden hob die Hand. »Macht euch bereit!«
Yoon ergriff die Zügel, und Kira stand auf. Sie schluckte ängstlich.
Jayden hielt mit erhobener Hand inne, auf einmal ließ er sie sinken.
»Los!«
Yoon zog an den Zügeln, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Gedämpft
pochten die Hufe auf den Asphalt. Kira schritt mit den anderen neben dem Wagen
her und suchte noch einmal den Wachturm, konnte aber außer leeren Häusern immer
noch nichts entdecken.
Auf der anderen Seite angelangt, verbargen sie den Wagen hinter einem
Gebäude. Jayden beobachtete die Straße mit dem Fernglas. Dreckig näherte sich
leise aus den Schatten.
»Wie bist du da hinübergekommen?«
Er hob nur die Schultern und stieg auf den Wagen.
»Der Posten ist noch nicht zurück«, berichtete Jayden, ohne sein Ziel
aus den Augen zu lassen. »Funkverkehr höre ich nicht. Ich glaube, man hat uns
nicht entdeckt.« Er kam geduckt um die Ecke und richtete sich auf. »Weiter!«
Dünn gesellte sich ein paar Blocks weiter zu ihnen. Er erschien aus
dem Nichts und stieg auf den Wagen.
»Er hat uns nicht gesehen«, sagte er nur.
Jayden nickte. »Gelungen.«
So bewegten sie sich auf verschlungenen Wegen weiter durch das Häusermeer,
bevorzugten stille Seitenstraßen und wichen den Wachtposten der Abwehr dank
ihrer Karte aus. Schließlich hielten sie vor einem großen, massiven
Gerichtsgebäude an. Yoon spannte die Pferde ab.
»Du kannst es von hier aus nicht sehen, aber wir sind nur noch ein
paar Blocks vom Fluss entfernt. Dort gibt es direkt nebeneinander zwei Brücken,
die ein einziger Posten überwacht. Voraussichtlich können wir nach drüben
schleichen, aber wir müssen die Pferde und den Wagen zurücklassen.«
Kira betrachtete den bewaldeten Park auf der anderen Straßenseite
und stellte sich unzählige Panther vor, die im Zwielicht lauerten. »Bleibt Yoon
bei ihnen?«
Jayden schüttelte den Kopf. »Ich habe lieber ein Gewehr mehr in
Manhattan und laufe nach Hause.« Er deutete auf die Treppe des
Gerichtsgebäudes. »Wir bringen alles dort drinnen unter und hoffen, dass nichts
passiert.«
Die Treppe war jedoch zu steil, und der Wagen war zu schwer. Es war
zu gefährlich, ihn hinaufzuschleppen. Also trugen sie ihre Ausrüstung selbst
hinauf und führten die Pferde behutsam über die steile Granittreppe nach
drinnen. Die Fenster im Gebäude waren zerbrochen, doch die schweren Türen
erwiesen sich als mehr oder weniger intakt. Yoon geleitete Gabe und Kira zum
Park auf der anderen Straßenseite, wo sie mit einem gekrümmten dicken Messer
Gras abschnitten und es den Pferden brachten. Dann bildeten sie aus
Schreibtischen einen behelfsmäßigen Stall und versperrten die Tür mit schweren
Möbeln. Kira dachte daran, dass die Pferde verhungern würden, wenn sie mit
ihrer Gruppe nicht zurückkehrte. Sie schüttelte sich und verscheuchte den
unangenehmen Gedanken.
Die Soldaten überprüften die Waffen und sorgten dafür, dass die
Läufe frei, die Kammern geladen und die beweglichen Teile gängig waren. Kira
untersuchte ihr eigenes Gewehr, so gut sie es eben konnte, und nahm die Einzelteile
der Waffe in Augenschein, über die sie früher nie ernsthaft nachgedacht hatte.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass ihr Leben davon abhängen konnte. Das Magazin
war voll, und sie hatte Reservemunition im Rucksack dabei. Zwei Magazine
steckten gut erreichbar im Gürtel. Gabe ließ die Läufe seines Miniwerfers rotieren,
und als sie sich mühelos drehten, schulterte er einen großen Rucksack voller
Munition. Jayden schlang sich das Gewehr über die Schulter und nahm sich danach
zwei halb automatische Waffen vor, die er an den Hüften trug. Dünn und Dreckig
hatten langläufige Gewehre mit dicken Schalldämpfern. Harus Waffe war kurz und
leicht handhabbar, man konnte sogar den Kolben einklappen. Yoon besaß ein
ähnliches Gewehr, und das lange, scharfe Messer hatte sie sich auf den Rücken
geschnallt.
Jayden klopfte Kira auf die Schulter. »Bist du bereit?«
Nein, dachte Kira. Mir ist abwechselnd heiß und kalt, ich bin müde,
ich habe Angst und war noch nie im Leben weniger bereit für irgendetwas als für
dieses Vorhaben. Sie rang sich ein Lächeln ab.
»Ich bin bereit. Greifen wir ein paar Supersoldaten an!«
Die Brücke begann unmittelbar hinter dem Gerichtsgebäude. Sie hatten
schon fast einen Kilometer zurückgelegt, ehe sie überhaupt das Wasser sahen.
Als sie sich dem Flusslauf noch weiter näherten, robbten sie auf Händen und
Knien
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