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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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infiltrieren. Wenn
das zutraf, hätte er wissen müssen, dass die Kinder starben. Seine Überraschung
verriet ihr, dass dem nicht so war.
    Oder sie beobachten uns, teilen sich aber untereinander nicht alles mit,
was sie beobachten, dachte Kira.
    Der zweite Punkt war die Tatsache, dass die Partials nicht wussten,
wie RM funktionierte – zumindest dieser einzelne
nicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das Virus noch in Umlauf war, und
die meisten Partials, mit denen er zu tun hatte, waren offenbar der gleichen
Meinung. Hielten die Anführer der Partials diese Informationen vor den eigenen
Soldaten geheim, oder wussten sie es selbst nicht? Aber wie konnten sie die Funktionsweise
eines Virus, das sie selbst geschaffen hatten, nicht kennen? Möglicherweise war
das Virus mutiert. Kira schauderte, wenn sie nur daran dachte. Wenn etwas so
Tödliches wie RM mutierte und außerhalb der ursprünglich
vorgesehenen Grenzen wirkte, konnte niemand mehr sagen, wozu es fähig war.
    Es gab wohl nur eine Möglichkeit herauszufinden, wie viel er wusste.
»Du«, sagte sie. »Partial. Was weißt du über RM ?«
    Er antwortete nicht.
    »Ach, nun komm schon!« Kira verdrehte genervt die Augen. »Wollen wir
das noch einmal durchspielen? Kannst du nicht wenigstens mal was sagen?«
    »Nun, Mensch«, antwortete er, »du wirst mich in fünf Tagen töten.
Ich bin nicht sonderlich motiviert, dir irgendetwas mitzuteilen.«
    Kira stürmte zum Medicomp zurück und ließ sich auf den Stuhl fallen.
Sie war so wütend, dass sie kaum noch nachdenken konnte. Er sollte hingerichtet
werden, weil er Gabe, Dünn und sechs Milliarden andere Menschen getötet hatte.
Wie konnte er es nach allen Verbrechen, nach allen Gräueltaten, an denen er
beteiligt gewesen war, noch wagen, sich als Opfer darzustellen?
    Die Bilder auf dem Schirm verschwammen ihr vor den Augen. Solange
dieses Ungeheuer sechs Meter entfernt lag, konnte sie nicht arbeiten. In Augenblicken
wie diesem brauchte sie Marcus so dringend wie sonst nie. Er half ihr, sich
abzuregen, sich auf das Wichtige zu konzentrieren und das Unwichtige außer Acht
zu lassen. Sie blickte zur Tür, aber natürlich erschien Marcus nicht. Er wusste
nicht einmal, wo sie sich gerade aufhielt.
    Der Partial hatte in einem Punkt recht: Ihr blieben nur fünf Tage.
Sie musste arbeiten. Also verdrängte sie jeden Gedanken an die Partials und
wandte sich der vor ihr liegenden Aufgabe zu: einem Bildschirm voller Bilder
von Viren sowie Berichten über deren Struktur. Es gab zwei Formen, eine für das
Blut und eine für die Luft. Ein großer Klecks und eine winzige Spore.
Konzentrier dich!, sprach sie sich gut zu. Die Spore war winzig und ideal für
die Reise durch die Luft geeignet. Auf diese Weise flog das Virus von einem
Wirt zum nächsten. Aber was hatte dann der Klecks zu bedeuten?
    In keiner der Studien fand sie eine Antwort auf diese Frage. Sie
wusste, dass beide Formen des Virus existierten, aber nicht, wie sie
zusammenwirkten. Kira nahm sich wieder die Daten von Marcus’ Blutprobe vor und
suchte nach Anzeichen für die Spore. Wenn diese fähig war, in den Körper einzudringen,
dann tat sie das auch. In Marcus’ Probe sollte sich ein Hinweis darauf finden,
doch sie entdeckte nichts. Was bedeutete, dass die Vorgänge, nachdem die Spore
in den Körper eingedrungen war, sehr schnell abliefen und keine Spuren hinterließen.
    Nein, der Klecks war doch die Spur. Kira ging die Möglichkeiten im
Kopf durch. Das Virus reagierte offensichtlich auf menschliches Blut und
Gewebe. So wirkte es eben. Es benutzte den Wirt als Baustoff, um sich zu vervielfältigen.
Vielleicht gab es noch eine weitere Ebene der Interaktion. Vielleicht war die
Spore gar nicht fähig, sich selbst zu replizieren, sondern verwandelte sich in
den Klecks und überließ es diesem, sich zu vermehren. Das klang verrückt, war
aber nicht auszuschließen. Was das Virus auch tut, dachte Kira, es geschieht
äußerst schnell. Wenn wir eine Blutprobe nehmen, sind alle Sporen bereits
umgewandelt. Kira fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das Haar und
überlegte, wie sie die Transformation in Echtzeit beobachten könnte. Wenn sie
eine nicht infizierte Blutprobe bekäme und schnell genug in den Medicomp
steckte, könnte sie zusehen, wie die Infektion tatsächlich vor sich ging. Aber
wo fand sie nicht infiziertes menschliches Blut? Bei den Neugeborenen. In der
Stadt gab es vier schwangere Frauen, die in der nächsten Woche entbinden
sollten, und einige weitere, die

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