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Partials 1 – Aufbruch

Partials 1 – Aufbruch

Titel: Partials 1 – Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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politischen Grund dafür, ein Killervirus freizusetzen.«
    »Soll ich wirklich glauben, dass ein perfektes Supervirus, das die
Menschen vernichtete und euch unbeschadet ließ, rein zufällig im Lauf eures
Angriffs freigesetzt wurde und dass ihr nichts damit zu tun hattet?«
    »Ich gebe zu, das klingt sehr weit hergeholt.«
    »Weit hergeholt ist leicht untertrieben.«
    »Wir suchen seitdem selbst nach einer Erklärung und wissen immer
noch nicht, woher das Virus ursprünglich kam«, behauptete er.
    »Ich weiß nicht, warum ich überhaupt mit dir rede«, antwortete Kira.
Es war verrückt, diesem Ungeheuer auch nur ein Wort zu glauben. Es war schon verrückt
genug, dass sie ihm überhaupt zuhörte. Sie kehrte zum Medicomp zurück und
starrte zornig auf die Bilder und Daten, doch ihr Blick wanderte immer wieder
zu dem Partial zurück. Er wusste etwas. Wenn sie seine Lügen durchschaute,
entdeckte sie vielleicht in seinen Worten etwas Nützliches. Er sprach ohne
Betonung und innere Regung, fast so, als wäre es ihm gleichgültig oder als
könnte er gar keine Empfindungen hegen. Sie wandte sich wieder zu ihm um und
beugte sich vor. »Also gut«, sagte sie. »Da du gerade so gesprächig bist: Warum
warst du in Manhattan?«
    Er schwieg. Sie wartete, starrte ihn an und formulierte es anders.
»Was war dein Auftrag? Warum warst du so dicht an unserer Grenze?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    Der Partial starrte zur Decke hinauf. »Weil ich nicht will, dass sie
mich umbringen.«

19
    Es war fast Mitternacht, als Kira das Krankenhaus verließ.
Ihr schauderte leicht in der kühlen Luft. Auch im Sommer konnte es auf Long
Island nachts empfindlich kühl werden. Der Partial hatte sich geweigert, noch
irgendetwas zu sagen, und Kira war ihm fast dankbar gewesen. Einerseits wollte
sie unbedingt wissen, was er gemeint hatte, andererseits hatte sie Angst. Wenn
sein Wissen so gefährlich war, dass er um sein Leben fürchten musste, sobald er
nur darüber redete … ihr schauderte abermals, aber diesmal nicht vor Kälte.
    Den Rest des Tags hatte sie damit verbracht, die Daten im Medicomp
durchzugehen und das Virus zu studieren: die Struktur, die Proteine, aus denen
Wände und Rezeptoren bestanden, die genetische Fracht, die es im Innern
mitführte. Das Krankenhaus besaß unglaublich fortschrittliche gentechnische
Geräte, jenen nicht unähnlich, mit deren Hilfe die Partials erschaffen worden
waren. Die Menschen, die mit ihnen umzugehen wussten, waren jedoch beim
Zusammenbruch gestorben. Der Umstand, dass man eine unglaubliche Technologie
aus jüngster Zeit besaß, die kein lebender Mensch mehr verstand, besaß eine
gewisse Ironie. Manchmal dachte Kira beinahe, es seien magische Artefakte einer
vergessenen Zivilisation. Dr.   Skousen und seine Forscher hatten alles in
abgedunkelten Räumen inmitten alter Folianten voller Wissen studiert, doch die
Magie war verloren. Den genetischen Code von RM konnten
sie aufspüren, doch sie vermochten ihn nicht zu lesen oder gar zu verändern.
Ihnen blieb nichts übrig, als zuzusehen, zu raten und auf den Durchbruch zu
hoffen.
    Kira hatte keinen Durchbruch erzielt. Ihr blieben noch vier Tage.
    Sie ging langsam durch die Stadt und wollte nach Hause und ins Bett
fallen, streifte schließlich aber ziellos umher, als sei ihr Gehirn zu müde, um
sich auf irgendetwas zu konzentrieren und einen bestimmten Weg zu finden. Sie
schlenderte durch die dunkle Stadt, vorbei an stillen Häusern, über rissige
Gehwege und schmutzige Straßen, die der Verkehr geebnet hatte. Nachts war East
Meadow beinahe so verloren wie die Außenwelt. Die Menschen und Tiere hielten
die vordringenden Pflanzen in Schach, aber jetzt waren die Häuser dunkel und die
Straßen leer. Eine stille Welt. Tagsüber war der Ort nicht überfüllt, aber
immerhin bevölkert. Nachts war er kaum von den Trümmern zu unterscheiden,
welche die ganze Welt bedeckten.
    Als Kira um eine Ecke bog, erkannte sie, wo sie war, wohin sie
unbewusst gewandert war, seit sie das Krankenhaus verlassen hatte. Marcus
wohnte hier. Sie blieb reglos an der Ecke stehen und zählte die Gebäude ab:
Eins, zwei, drei, vier, fünf, und dann kam sein Haus auf der rechten Seite. Er
hatte mehrere Jahre bei einem älteren Mann gelebt und war nach dessen Tod zu
einem anderen Ziehvater gezogen. Mit sechzehn hatte er sich ein eigenes Haus
ausgesucht. Umzüge bedeuteten keinen großen Aufwand. Man musste nur ein Haus
finden, das sich in gutem Zustand befand, musste

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