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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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ihren Aufenthaltsort nennen», sagte Marthaler.
    Liebmann verdrehte die Augen. «Robert, du bist nicht von Anfängern umgeben. Das war natürlich das Erste, was wir heute Morgen gemacht haben, als wir die Sonderausgabe in der Hand hatten. Wir haben dort angerufen und umAuskunft gebeten.»
    «Und?»
    «Sie weigern sich. Sie haben gesagt, die Frau sei eine Quelle, eine Informantin, und sie gäben ihren Aufenthaltsort auf keinen Fall preis. Es war nicht mit ihnen zu reden.»
    Marthaler tippte mehrmals mit dem Zeigefinger auf das Foto, das der City-Express von Eva Helberger veröffentlicht hatte. «Vor allemist die Frau eine wichtige Zeugin. Sie ist die Einzige, die den Täter gesehen hat und ihn beschreiben kann. Wir brauchen ihre Aussage, und zwar umgehend.»
    «Darf ich mal?», fragte Kurt Delius und zog die Zeitung zu sich heran.
    «Also, was schlägst du vor?», fragte Liebmann an Marthaler gewandt. «Sollen wir die Redaktionsräume durchsuchen? Sollen wir den Redakteur in Beugehaft nehmen? Sollen wir ihn foltern?»
    Charlotte von Wangenheim klopfte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. «Bitte,Leute! Nicht in diesem Ton. Wir müssen nach einer anderen Möglichkeit suchen. Vielleicht kann uns diesmal der Innenminister jawirklich mal eine Hilfe sein. Ich weiß, dass er mit dem Verleger des City-Express befreundet ist. Ich glaube, sie spielen zusammen Golf.»
    «Gibt es eigentlich irgendeinen Schuft, mit dem er nicht befreundet ist?», fragte Kerstin Henschel, ohne eineAntwort zu erwarten.
    «Ich weiß, wo Eva Helberger sich aufhält», sagte Kurt Delius.
    Alle drehten sich zu ihm um und sahen ihn verwundert an.
    «Jedenfalls weiß ich, wo das Foto aufgenommen wurde. Ich kenne das Haus, das man im Hintergrund sieht.»
    Delius grinste. Er genoss seinen Coup.
    Marthaler war aufgesprungen und hatte die Zeitung wieder an sich genommen.Auf dem Foto sah man EvaHelberger, die etwas verrutscht in die Kamera lächelte. Dahinter ein mit roten Ziegeln gedecktes Fachwerkhaus und ein Schuppen, der von einem großen Walnussbaum überragt wurde, welcher offensichtlich am Ufer eines kleinen Baches stand.
    «Also, rede, wo ist das Bild gemacht worden?»
    «In Haunetal», sagte Delius.
    «Und wo, bitte schön, liegt Haunetal?», Marthalers Ton klang nun schon deutlich ungeduldiger.
    «In der Vorderrhön, genauer gesagt zwischen Bad Hersfeld und Hünfeld.»
    «Also wenigstens nicht am Ende der Welt», sagte Marthaler erleichtert. «Wie weit ist es bis dahin?»
    «Hundertvierzig, hundertfünfzig Kilometer. Siehst du dieansteigende Wiese hinter dem Haus? Dort geht es zum Stoppelsberg.»
    «Und du bist dir sicher? Ein Irrtum ist ausgeschlossen?»
    «Ja, natürlich», erwiderte Delius fast empört. «Wir haben in dem Haus letzten Herbst ein paar Tage Urlaub gemacht. Es wird von einerArt Landkommune bewirtschaftet. Sie vermieten eine kleine Ferienwohnung. Es gibt wunderbares Bier dort, selbst gemachten Ziegenkäse, frisch gebackenes Gewürzbrot…»
    «Und du würdest den Weg dorthin finden?»
    «Ich erinnere mich sogar noch an den Namen der Straße, die zu dem Haus führt. Sie heißt Ilmesmühle. Man biegt von der B 27 ab, Richtung Unterstoppel. Nach ein paar hundert Metern geht es rechts in den Wald…»
    «Los, Kurt», sagte Marthaler. «Worauf warten wir noch. Lass uns dorthin fahren!»
    Delius druckste. Er sah Marthaler mit einem verlegenen Lächeln an.
    «Was ist? Was hast du?»
    «Meine Frau und mein Sohn kommen heute Nachmittag. Wir wollten zusammen in den Zoo gehen. Es ist Sonntag, und ich wusste nicht, dass wir…»
    Marthaler winkte ab. «Schon gut. Ich verstehe, kein Problem.Aber bevor du gehst, zeichne uns einen Plan mit der Wegbeschreibung. Kerstin, was ist mit dir?»
    Auch Kerstin Henschel schien einen Moment zu zögern. Dann gab sie nach. «Ja, gut, lass uns fahren.»
     

Neunundzwanzig
    «Nehmen wir den Fünfer?», fragte Kerstin Henschel.
    Marthaler grinste: «Womöglich mit Kojak?»
    «Sowieso!»
    «Aber nur, wenn du fährst!»
    Marthaler nahm den Autoschlüssel vom Haken und warfihn seiner Kollegin zu. Gemeinsam verließen sie das Weiße Haus. Hundert Meter weiter stand der schwarze BMW 540 i am Straßenrand. Er war mit über dreihundert PS eines der schnellsten Zivilfahrzeuge, das ihnen zur Verfügung stand. Sollte der Verkehr zu dicht sein, würden sie das magnetische Blaulicht, das sie Kojak nannten, aufs Dach setzen und das versteckte Signalhorn einschalten.
    Bis sie die A 5 erreicht hatten, saßen sie schweigend

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