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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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bist!»
    Aber sie stand schon hinter ihm. Durch einen Schritt zur Seite versuchte er noch, seiner Kollegin den Blick zu versperren. Doch jetzt sah auch sie es.
    Auf dem Boden lag eine Frau. Sie hatte einen schwarzen Schlafanzug aus Kunstseide an. Es war Eva Helberger.Auch wenn ihr bleiches Gesicht nur noch eine vage Ähnlichkeit mit dem Zeitungsfoto hatte, das erst gestern aufgenommen worden war.
    Sie lag auf dem Rücken, beideArme waren abgespreizt. Ihr Kopf war seitlich nach hinten gekippt. Er war fast vollständig vom Rumpf getrennt.
    Der Teppichboden unter ihr war mit Blut getränkt. Genauso ihr Schlafanzug.
    Langsam ließ Marthaler seine Waffe sinken. Er schüttelte den Kopf, um das kurze Schwindelgefühl zu vertreiben.
    Er drehte sich zu Kerstin um. Sie hatte sich an den Schrank gelehnt und starrte an die Zimmerdecke.
    Marthalers Stimme klang heiser: «Geh nach nebenan. Ruf bitte Charlotte an. Sie soll alle benachrichtigen. Schilling muss sofort mit einem Team herkommen. Man muss die Rechtsmedizin informieren. Das Ganze muss gefilmt und fotografiert werden. Döring und Liebmann sollen sich ebenfalls bereit halten. Und schau, ob du etwas zu trinken findest. Am besten einen Schnaps.»
    Kerstin war klar, dass Marthalerihr dieseAufträge gab, um ihr die nähere Besichtigung des Tatorts zu ersparen. Sie war ihm dankbar dafür. Ohne etwas zu sagen, verließ sie den Raum.
    Er schaute ihr nach und wartete, bis er sie sprechen hörte. Erst dann ging er an der Toten vorbei in das kleine Bad.
    Noch einmal hielt er für einen Moment die Luft an.
    Wand,Spiegel und Waschbecken waren mit großen Blutspritzern bedeckt.Auf den Bodenfliesen war eine rote Schleifspur zu sehen.Außerdem gab es blutigeAbdrücke, die von Eva Helbergers nackten Füßen stammen mussten. Ein kleiner Plastikhocker war neben der Badewanne umgefallen.Auf dem Boden verteilt lag der Inhalt eines Schminktäschchens, das auf dem Hocker gestanden hatte.
    Marthaler versuchte, sich vorzustellen, was passiert war.Er wollte den Ablauf derTat in Gedanken nachvollziehen.Aber er merkte, dass er dazu noch nicht in der Lage war. Sein Herz schlug noch zu schnell, und erst allmählich normalisierte sich seine Atmung.
    Dass es sich um denselben Täter handelte wie auf Erkan Önals Boot, daran bestand für Marthaler kein Zweifel. Und obwohl er diesmal eine andere Waffe benutzt hatte, gab es Gemeinsamkeiten. Wieder schien der Mann sehr gezielt vorgegangen zu sein. Er hatte gemordet, ohne zu zögern. Schnell und effektiv. Soweit man sehen konnte, wies Eva Helbergers Körper keine weiteren Verletzungen auf. Sie war miteinem einzigen Schnitt durch die Kehle getötet worden. Und auchdiesmal hatte der Mörder keinerlei Versuche gemacht, seine Tat zu vertuschen. Er hatte keine Spuren beseitigt, und er hatte sich nicht bemüht, das Ganze wie einen Raubmord aussehen zu lassen. Er wollte Eva Helberger aus dem Weg räumen. Das hatte er getan, und es war ihm egal, dass dieseAbsicht für die Ermittler sofort erkennbar war.
    Noch einen Moment blieb Marthaler stehen, um das Bilddes Tatorts in seinem Gedächtnis zu speichern. Wie in einem Fotoalbum würde es sich dort zu den Bildern all der anderen Tatorte gesellen, die er im Laufe der Jahre gesehen hatte. Mehr und mehr glich sein Gedächtnis einer Gruft mit Toten, denen es verwehrt gewesen war, in Frieden zu sterben.
    Als er merkte, dass Kerstin ihre Gespräche beendet hatte, ging er zu ihr ins Wohnzimmer. Sie sah aus dem Fenster und drehte sich nicht um, als er den Raum betrat. Vor ihr auf dem Tisch stand eine Flasche mit Gin. Sie hatte sich einen großen Schluck in ein Wasserglas geschenkt, das sie mit beiden Händen umfasst hielt.
    «Wie armselig das alles ist», sagte sie mit tonloser Stimme.
    «Was meinst du?»
    «Die Wohnung dieser Frau, ihre Möbel, ihre Klamotten, ihr Leben, ihr Tod.»
    «Kerstin, wir wissen nichts über sie. Vielleicht war sie trotzdem…»
    «Trotzdemwas? Glücklich? Das glaubst du doch selbst nicht, Robert. Sie war eine arme Haut. Schau dich hier um, dann weißt du alles, was du über sie wissen musst. Hier gibt es nicht die Spur eines anderen Menschen. Kein Foto, keine zweite Zahnbürste, kein Andenken an irgendeinen glücklichen Moment.»
    Marthaler wusste nicht, was er erwidern sollte. Wahrscheinlich hatte Kerstin recht. «Du meinst, dass sie einsam war.»
    «Allein wie ein Stein.»
    «Immerhin hat sie Bärbel gehabt, ihre Freundin.»
    «Und die müssen wir jetzt anrufen, um es ihr zu sagen. Und zu fragen,

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