Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
Vom Netzwerk:
Viele Spuren, aber nichts, was uns helfen wird, den Täter zu identifizieren. Der Mann weiß, was er tut. So wie es da drin aussieht, muss der Täter einiges vom Blut seines Opfers abbekommen haben. Er wusste, dass das kein sauberer Job wird. Trotzdem hat er nicht einmal Sohlenabdrücke hinterlassen.Neben den Fußspuren des Opfers gibt es merkwürdig diffuseAbdrücke auf den Badezimmerfliesen und auf dem Boden im Schlafzimmer. Wahrscheinlich hat er seine Schuhe mit irgendwelchen Überziehern geschützt, vielleicht hat er sich einfach eine Plastiktüte drübergestreift. Und ich wette, er hat etwas Ähnliches getragen wie ich, eineArt Schutzanzug, den er hinterher rasch ausziehen und vernichten konnte.»
    «Handschuhe?»
    «Sowieso.»
    Marthaler hatte nichts anderes erwartet. Er drehte sich um und ließ Walter Schilling im Hausflur stehen. Aus der Tür des Schlafzimmers kam ihm Thea Hollmann entgegen. Die junge Gerichtsmedizinerin hatte einen weißen Kittel an, unter dem sie eine schwarze Jeans und dunkelrote Sportschuhe trug. In der Hand trug sie einen schwerenArztkoffer. Sie sah Marthaler mit einem schiefen Lächeln an.
    «Wie geht’s dir?», fragte sie.
    Marthaler hob die Arme und ließ sie wieder fallen. «Was soll ich sagen? Hauptsache, du beschwerst dich nicht auch, dass wir dir zu vielArbeit bringen.»
    Damals, nach jenemAbend im Ristorante Pescara war Marthaler mit Thea Hollmann nach Hause gegangen. Es war ihnen beiden nicht gut gegangen. Sie hatten zu viel Wein getrunken, dann hatten sie miteinander geschlafen. Es war bei diesem einen Mal geblieben. Und Marthaler war froh, dass es bis heute keinerlei Befangenheit zwischen ihnen gab, dass sie sich im Gegenteil immer freuten, einander zu begegnen.
    «Ein Giftmord wäre mir zurAbwechslung lieber», sagte Thea Hollmann. «Die Kundschaft, die wir im Moment von euch bekommen, sieht jedenfalls nicht sehrappetitlich aus. »
    «Hast du schon ihre Körpertemperatur gemessen?»
    «Ja. Ich habe eine Rektalmessung durchgeführt und das Ergebnis ins Nomogramm eingegeben.»
    «Thea, bitte sag es nochmal: für die Welt und für mich!»
    «Okay,warte.» Sie ging in die Hocke, klappte ihren Koffer auf und zog ein Notebook hervor, das nicht größer war als ein DIN-A4-Blatt. «Das Ganze ist eine Methode, die ein Kollege vom Essener Institut für Rechtsmedizin entwickelt hat,ein gewisser Professor Henssge. Ein kleines, nützliches Werkzeug, das funktioniert wie eine Umrechnungstabelle.»
    Thea Hollmann saß auf dem schmalen Büfett und hatte den Computer auf ihrem Schoß.Auf dem Bildschirm erschien eine grünhinterlegte Seite mit der Überschrift «Todeszeitschätzung». Darunter einige Eingabemasken, die Marthaler nicht aufAnhieb verstand.
    «Pass auf», sagte Thea Hollmann. «Hier gebe ich das Datum von heute ein: 5.06.2005.Gemessen habe ich ihre Körpertemperatur ziemlich exakt um 15.10Uhr. Sie betrug noch 33,9Grad Celsius. Für die Umgebungstemperatur nehme ich für die letzten Stunden in diesem fensterlosen Schlafzimmer mal ziemlich stabile 21Grad an. Das Gewicht des Opfers habe ich auf 65Kilogramm geschätzt. Da man in diesem Programm von einer nackten Leiche ausgeht, Eva Helberger aber einen dünnen Schlafanzug trug, ihr Körper also nicht ganz so schnell ausgekühlt ist, wird ein Korrekturfaktor von 1,1 in Anschlag gebracht. So – hast du gesehen, hier haben sich gerade die roten Zahlen verändert.»
    Marthaler gab ein unverständliches Brummen von sich. Wie immer, wenn ihm jemand etwas vorführte, wusste er nicht, worauf er sich konzentrieren sollte: auf das, was er sah, oder auf das, was er hörte.
    «Und damit hätten wir das Ergebnis», fuhr Thea Hollmann fort und schaute den Hauptkommissar erwartungsvoll an. «Ihr Tod trat knapp sieben Stunden vor meiner Messung ein.Also um circa 8.20Uhr heute Morgen. Was sich zwar exakt anhört, aber trotzdem nur ein ungefährer Wert ist.»
    «Ich bin beeindruckt. Und die Tatwaffe?»
    «Robert, du bist ein Stoffel. Ich mache hier Männchen vor dir, und du verteilst nicht mal ein Zuckerstück.»
    «Entschuldige. Ich lade dich gelegentlich mal wieder zum Essen ein.»
    «Ins Pescara? Mit demselben Dessert wie damals?», fragte sie grinsend.
    Er ging nicht auf ihre Anspielung ein. «Also: Was ist mit der Tatwaffe?»
    «Stoffel!Also: ein sehr scharfes, sehr spitzes Messer miteiner flachen, langen Klinge… Der Täter muss große Kraft haben. Jedenfalls habe ich einen solchen Tatort noch nie zuvor gesehen.»
    «Du meinst…?»
    «Ich

Weitere Kostenlose Bücher