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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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ob Eva HelbergerAngehörige hatte.»
    «Soll ich?», fragte Marthaler.
    Kerstin nickte: «Gib mir noch zwei Minuten, dann bin ich wieder an Bord.»
    Es wurde sofort abgenommen. Marthaler war noch nicht so weit. Er stotterte.Aber die Frau begann von selbst zu fragen. «Haben Sie Eva erreicht?»
    «Wir sind in ihrer Wohnung.»
    «Also ist sie zu Hause, wie ich gesagt habe.»
    Marthaler schwieg einen Moment. «Sie ist zu Hause, aber sie…»
    «Aber was?»
    «Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Ihre Freundin ist tot. Sie ist umgebracht worden.»
    Eine halbe Minute lang hörte er nichts. Er wollte bereits erneut die Nummer wählen, als die Frau sich wieder meldete. «Wie lange ist es her?»
    Marthaler war überrascht. Mit einer solchen Frage hatte er am wenigsten gerechnet. «Das wissen wir noch nicht. Sicher ein paarStunden. Ich denke, dass es am frühen Vormittag passiert ist. Deshalb konnte sie nicht ans Telefon gehen. Deshalb konnte sie die Tür nicht öffnen.»
    «Dann habe ich doch einen Fehler gemacht. Dann war der Mann, der hier heute Morgen angerufen hat, ihr Mörder. Ich habe dem Mörder gesagt, wo sie zu finden ist. Dann bin ich schuld, dass sie sterben musste.»
    Marthaler spürte den Impuls, der Frau zu widersprechen.Aber ihm war klar, dass es nichts nützen würde. Sie machte sich Vorwürfe, genau wie Kai Döring sich neue Vorwürfe machen würde, dass er am Donnerstag nicht mit Eva Helbergerhatte sprechen wollen.
    «Hatte sie Angehörige?»
    «Ihre Eltern sind beide tot. Ein Bruder ist vor ein paar Jahren bei einem Badeunfallvor der Küste von Neuseeland ertrunken.»
    «Sonst niemand?»
    «Doch. Es gibt einen Ex-Mann. Sie ist mal kurz verheiratet gewesen. Mit Wolfgang, einem Lehrer. Die beiden waren zweimal über Ostern zusammen hier.»
    «Haben Sie die Adresse oder Telefonnummer von ihm? Wir müssen ihn benachrichtigen.»
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich das gerne übernehmen. Vielleicht ist es besser, wenn ich ihm sage, dass Eva…»
    Plötzlich hörte Marthaler ein tiefes Schluchzen. Dann begann die Frau zu weinen. So haltlos, dass sie kein Wort mehr herausbringen konnte. Er versuchte, sie zu beruhigen, aber sie weinte einfach immer weiter. Schließlich wusste er sich keinen Rat mehr. Er beendete das Gespräch.
     

Einunddreißig
    «Was ist das für ein Mist, Robert? Immer wenn wir uns begegnen, muss ich Blut von den Wänden kratzen. Kannst du mich nicht mal an einen Tatort rufen, wo ich Blümchen pflücken und Bonbonpapiere einsammeln darf? Muss es jedes Mal ein solches Schlachthaus sein?»
    Walter Schilling stand im Treppenhaus vor der Wohnung Eva Helbergers und schüttelte den Kopf. Der Chef der Spurensicherung hatte seinen weißen Schutzanzug an und streifte gerade die Latexhandschuhe ab. Er gab sich keine Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen.
    «Was soll das, Walter? Warum muss ich mich eigentlich jedes Mal von dir anpampen lassen?», erwiderte Marthaler nun ebenso ungehalten. «Vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass nicht ich diese Sauerei hier angerichtet habe; dass ich sie lediglich entdeckt habe.Außerdem riechst du nachAlkohol.»
    «Und weißt du, warum? Weil ich gerade mein zweites Glas Apfelwein getrunken habe. Es ist Sonntag. Eigentlich habe ich meinen freien Tag. Wir saßen ein paar hundert Meter von hier imGemalten Haus und haben die Hochzeit meines besten Freundes gefeiert, als euerAnruf kam. Nur deshalb bin ich so schnell hier.»
    «Hast du mir dieselbe Geschichte nicht schon zwei Mal erzählt? Ich habe das Gefühl, dass ich dich immer bei der Hochzeitsfeier deines besten Freundes störe.»
    Schilling konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. «Ja», sagte er, «es ist ja auch schon seine dritte Ehe.»
    «Dann hast du gute Chancen, beim vierten Mal in Ruhe mit ihm zu feiern.»
    «Also? Was willst du wissen?»
    «Hast du dir die Wohnungstür angesehen?»
    «Hab ich.»
    «Und?»
    «Nichts und. Keine Einbruchsspuren, kein Zeichen von Gewaltanwendung.»
    «Was meinst du: Wie ist der Täter reingekommen?», fragte Marthaler.
    «Wie habt ihr es denn gemacht?»
    «Kerstin hat eine Scheckkarte genommen und den Türschnapper zurückgedrückt.»
    «Dann ist damit deine Frage beantwortet. Denn dass die Frau ihn reingelassen hat…»
    «Ausgeschlossen. Dagegen spricht dieAuffindesituation. Eva Helberger hat den Täter erst bemerkt, als erbereits in ihrem Schlafzimmer war… Kannst du sonst schon was sagen?»
    «Ich fürchte, es wird dasselbe Spiel wie auf dem Boot.

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