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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Frantisek war für 16.30Uhr angesetzt, aber schon eine halbe Stunde vorher hatten sich vor dem Neuen Portal des Frankfurter Hauptfriedhofs Hunderte Gäste eingefunden. Viele der uniformierten Polizisten, aber auch die zahllosen Schaulustigen hofften, einen Platz im Trockenen zu ergattern. Für die Angehörigen des Ermordeten, für den Innenminister, die Oberbürgermeisterin, den Polizeipräsidenten sowie für die Vertreter des Magistrats und des Landeskriminalamtes waren Stühle in den vordersten Reihen der Trauerhalle reserviert worden.Aber erst, als Charlotte von Wangenheim sich beschwert hatte, hatte man in letzter Minute dafür gesorgt, dass auch die Mitglieder der «SoKo Sultan» einen Sitzplatz bekamen. Man hatte sie einfach vergessen.
    Die Menge drängte sich unter den Regenschirmen. Man hörte leise Gespräche und das Fluchen der Reporter, die um ihreAusrüstungen bangten. Da auf Bitten der Familie in der Trauerhalle keine Aufnahmen zugelassen waren, hatte man für die Presseleute ein wenig abseits auf dem Vorplatz ein provisorisches Zelt errichtet, das aber entschieden zu klein war, umalle, die hier Schutz vor dem Regen suchten, aufzunehmen. Nicht nur von den deutschen Zeitungen und Rundfunkanstalten,sondern auch aus Frankreich waren viele Fotografen und Kamerateams gekommen, um den Fall für ihr Publikum zu einemAbschluss zu bringen.
    Andreas Behning, ein Lokalredakteur der Rundschau, den er seit vielen Jahren kannte und wegen seiner deutlichen Artikel schätzte, entdeckte Marthaler und winkte ihn zu sich heran.
    «Was ist mit dir?», fragte Behning. «Jedes Mal, wenn ich versuche, dich anzurufen, wimmelt mich deine Sekretärin ab. Immer heißt es, du seist nicht da. Ich habe den Eindruck, du versteckst dich vor mir.»
    «Nicht nur vor dir», sagte Marthaler.
    «Ich hätte gerne eine Stellungnahme zum Einsatz des SEK in der Kaiserstraße. Nur ein paar Sätze, es geht auch schnell…»
    «Tut mir leid», sagte Marthaler. «Kein Kommentar. Wenn ich dir sage, was ich davon halte, bin ich morgen meinen Job los.»
    «Gut. Danke», erwiderte Behning. «Das genügt, das war auch schon eine Stellungnahme.»
    «Nein,war es nicht. Denn wenn du das zitierst, werde ich umgehend dementieren und dich anschließend verklagen.Aber frag doch meinen Kollegen», sagteMarthaler und zeigte mit dem Kopf auf Sven Liebmann, der jetzt auf sie zukam.
    «Was soll er mich fragen?»
    «Was du vom Einsatz des SEK vor demYuan Fa hältst.»
    «Oh Gott, ich bin doch nicht lebensmüde.»
    «Ah ja.Aber warst du es nicht, der gefordert hat, dass wir eine bessere Pressepolitik machen und stärker darauf achten müssen, dass die Medien uns gewogen sind?»
    Liebmann verdrehte genervt dieAugen. «Also gut», sagte er zu Behning. «Einen Satz kriegen Sie von mir, mehr nicht. Bitte, fragen Sie!»
    «Na ja,zum Beispiel interessiertmich, ob es stimmt, dass Pavelic vor demAsia-Supermarkt keinen einzigen Schuss abgegeben hat?»
    Liebmann bejahte.
    «Und stimmt es ebenfalls, dass in nur einer Minute mehr als fünfzig Mal von den Präzisionsschützen des SEK auf ihn geschossen wurde?»
    «Ja», sagte Liebmann, «und keiner dieser Schüsse ging daneben.»
    «Ich bezweifle nicht, dass die Leute gut schießen können, aber warum sie geradezu besinnungslos auf eine Leiche ballern, ist mir ein Rätsel.»
    «Man nennt das Contagious Shooting», sagte Liebmann.
    «Das bedeutet?»
    «Wenn einer anfängt zu schießen, gibt es kein Halten mehr. Es ist ansteckend. Es ist, als ob eine Dampfleitung platzt und der Druck mit einem Mal entweicht.»
    «Ich dachte, diese Männer werden so ausgebildet, dass ihnen genau das nicht passiert. Ich dachte, sie werden strengen psychologischen Eignungstests unterzogen.»
    «Trotzdem sind es Menschen»,sagte Liebmann.
    «Was ja dann kein Kompliment sein kann… Wird es Untersuchungen zu dem Verhalten der SEK-Beamten geben?»
    «Jeder Schusswaffengebrauch mit Todesfolge wird untersucht», sagte Liebmann.
    «Nein, Sie wissen, was ich meine. Ich will wissen, ob gegen die Leute ermittelt wird?»
    «Hören Sie: Stipe Pavelic war bewaffnet. Er hat Geiseln genommen. Er hat innerhalb weniger Tage sieben Leute umgebracht. Er war ein Waffenschieber und Menschenhändler, womöglich war er sogar schon seit längerer Zeit ein professioneller Killer. Und wenn nicht alles täuscht, hat er sich zum Schluss absichtlich in den Kugelhagel begeben. Es war seine Art, sich selbstzu richten.»
    «Das glaube ich sogar auch», sagte Behning. «Dennoch

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