Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
Vom Netzwerk:
haben. Sie haben sich sofort bei uns gemeldet. Es isteinfach mal alles so gelaufen, wie es laufen soll… Welche Chance sollen wir dir geben?»
    «Ich will versuchen, mit Barbara Pavelic zu sprechen. Ichweiß nicht, was für eine Rolle sie bei all dem spielt, aber vielleicht kann sie uns helfen.» Der Haferkasten war nur schütter besetzt und die Bühne noch leer. Die erste Show des Abends würde erst in ein paar Minuten beginnen. Marthaler hatte einen Umweg genommen, um dem Pulk der Journalisten zu entgehen, der sich bereits hinter der Polizeiabsperrung gebildet hatte. Trotzdem hatte er nichteinmal fünf Minuten gebraucht, um das Stripteaselokal zu erreichen.
    Er durchquerte den Raum und ging geradewegs zur Bar.
    «Ein Bier mit Schaum?», fragte die Kellnerin und lächelte ihn an. Es war Cora, dieselbe Frau, die auch am Samstag Dienst gehabt hatte.
    «Nein, ich muss zu Barbara Pavelic. Sofort!»
    «Geht ihr nicht gut», sagte die Kellnerin, «komm mit!»
    Sie stöckelte auf hohen Absätzen vor ihm her durch einen schmalen Gang. Die Locken ihrer roten Perücke wippten auf und ab. Sie klopfte an eine Tür und öffnete sie, ohne auf eine Antwort zu warten.
    «Babs, für dich. Schon wieder unser Freund.»
    Barbara Pavelic saß an einem schwarzen Klapptisch und rauchte. Ihre Fingernägel waren frisch lackiert. Sie trug einen dünnen Morgenmantel und Badesandalen aus Kunststoff. Marthaler sah, dass ihreAugen gerötet waren. Sie wich dem Blick des Polizisten aus.
    Stattdessen schaute sie auf einen kleinen Fernseher, der in der Ecke auf dem Boden stand. Das Hessenfernsehen zeigte eine Sondersendung zur Geiselnahme in der Kaiserstraße.Außer den zahlreichen Einsatzfahrzeugen der Polizei und der Sanitätsdienste war nichts zu sehen. Der Moderator im Studio bat den Reporter um einen Bericht von den letzten Entwicklungen.Aber der Mann vor Ort hatte keine Neuigkeiten und sagte deshalb, dass die Lage «unverändert dramatisch» sei.
    «Sie wissen also, was los ist», sagte Marthaler.
    Die Tänzerin ließ den Kopf sinken.
    «Ihr Ex-Mann hat sich in einem Supermarkt verschanzt. Er ist bewaffnet und hat fünf Geiseln.»
    «Lassen Sie mich mit ihm reden», sagte Barbara Pavelic mit heiserer Stimme.
    «Deshalb bin ich hier», sagte Marthaler. «Aber erst muss ich wissen, was wirklich geschehen ist. Sie haben mich belogen. Es war alles ein bisschen anders, als Sie es mir geschildert haben, nicht wahr?»
    Ihr Lippen wurden schmal. Sie schwieg.
    «Hören Sie, wir haben nicht vielZeit. Das Gebäude, in dem Pavelic sich befindet, ist umstellt. Es sind Scharfschützen in Stellung gebracht. Wenn er nicht bald herauskommt, wird der Laden gestürmt.Auf das Leben Ihres Ex-Mannes würde ich dann keinen Cent mehr setzen.Also reden Sie endlich.»
    «Stipe hat mir erzählt, dass er einen Auftrag bekommen hat. Er sollte diese Noten für den Alten besorgen.»
    «Woher kannten sich Ihr Ex-Mann und Niehoff?»
    «Ich glaub, gar nich. DerAlte hatte einen Tipp bekommen, dass Stipe für Geld so ziemlich alles macht. Ich weiß, dass sie sichmal ander Raststätte Wetterau getroffen haben.»
    «Wieso hat Pavelic Ihnen das erzählt? Sie leben getrennt. Was hatte er für einen Grund, Sie in seine Geschäfte einzuweihen?»
    «Ich sollte Achim als Vermittler engagieren. Er sollte sich mit der Französin treffen und so tun, als will er die Noten kaufen.»
    «War es so? Oder waren Sie von Stipe Pavelic gar nicht so sehr getrennt, wie Sie behaupten? Waren Sie schon längst wieder ein Paar und hatten gemeinsamverabredet, die günstige Gelegenheit zu nutzen, um Joachim Morlang aus dem Weg zu räumen? Und hinterher auch noch sein Erbe einzustreichen?»
    Die Tänzerin schüttelte heftig den Kopf, dann begann sie zu schluchzen.
    «Egal, reden Sie weiter. Was hatte Werner Heubach mit der Geschichte zu tun?»
    «Achim hat sich an seinen alten Kumpel erinnert. Er wusste, dass Heubach in einem Musikverlag arbeitet.Achim wollte nicht nurder Laufbursche für Stipe sein. Er wollte die Noten selbst verkaufen.»
    «Das heißt, er wollte doppelt kassieren?»
    «Ja», sagte Barbara Pavelic. «Er wollte es kopieren und dann mit Heubach zusammen an den Mann bringen.»
    «Aber davon konnte Ihr Ex-Mann nichts wissen. Was hat er dann auf dem Boot gewollt? Warum mussten all die Leute sterben?»
    Die Tänzerin schüttelte den Kopf. «Ich weiß es nich. Stipe hat sich seitdem bei mir nicht mehr gemeldet.»
    «Aber Sie ahnen es? Sie ahnen, dass Pavelic ebenfalls eigene Pläne

Weitere Kostenlose Bücher