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Partitur des Todes

Partitur des Todes

Titel: Partitur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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reden. Es dauert nicht lange. Und wenn wir das hinter uns haben, lad ich dich zum Essen ein.»
    Schilling stöhnte.Aber er wusste, dass er gegen die Hartnäckigkeit des Hauptkommissars keine Chance hatte.
    «Also?»
    «Das frage ich dich», erwiderte Marthaler. «Und komm mir nicht wieder damit, dass du hier nur der Müllmann bist, der lediglich die Zigarettenkippen und Patronenhülsen einsammelt und in kleine Plastiktütchen verpackt.»
    «Aber genau so ist es», sagte Schilling. Dann kratzte er sich über die linke Wange, wo sich unter seinem dunklen Bart eine Narbe befand. «Weißt du was: Bevor ich meine Frau kennenlernte, hatte ich zwei Freundinnen. Beide haben sich aus demselben Grund von mir getrennt. Beide haben behauptet, ich sei ein phantasieloser Langweiler. Und beide hatten recht. Ich liebe es, in Ruhe meineArbeit zu tun, rechtzeitig Feierabend zu machen, die Pflanzen im Garten zu gießen, dann die Beine hochzulegen und über nichts mehr nachzudenken, was ich am Tag gesehen habe.»
    «Walter, verdammt. Kein anderer hat sich so lange wie du am Tatort aufgehalten. Kein anderer hatte eine so gute Chance, sich vorzustellen, was hier geschehen ist. Du bist Teil des Teams.Also…»
    Marthaler spürte, wie sehr es Walter Schilling widerstrebte, über den Tathergang zu spekulieren. Trotzdem war er entschlossen,den Chef der Spurensicherung zu einer Einschätzung zu zwingen.
    Es dauerte lange, bis Schilling endlich anfing zu reden. «Gut», sagte er schließlich, «ich werde dir berichten, was ich gesehen habe. Wir haben fünf Tote, alle sind nicht nur aus nächsterNähe erschossen worden, sondern wahrscheinlich auch kurz hintereinander. Der Täter ist an die Tische gegangen und hat einen nach dem anderen getötet: schnell, überlegt und ohne Skrupel. Vier Patronenhülsen haben wir gefunden. Sie stammen von Magnumgeschossen Kaliber .44, also aus einer ziemlich großen Waffe. Die Austrittswunden der Opfer sehen entsprechend aus. Und wir haben überall zerfetztes Gewebe gefunden. Der Täter hat sich nicht die Mühe gemacht, die Hülsen aufzusammeln und verschwinden zu lassen. Vielleicht hatte er dazu keine Zeit mehr, vielleicht war es ihm egal, dass wir sie finden würden. Wenn Letzteres zutrifft, geht er davon aus, dass wir die Munition keiner uns bekannten Waffezuordnen können. Das heißt, die Waffe wurdeillegal beschafftund wahrscheinlich zum ersten und letzten Mal benutzt. Ich glaube nicht, dass wir sie finden werden.»
    Schilling machte eine Kopfbewegung in Richtung der Kaimauer, wo Marthaler erst jetzt die beiden Taucher bemerkte, die sich anschickten, ins Wasser zu steigen.
    «Das heißt, er hätte mit den Patronenhülsen eine Spur hinterlassen und wusste gleichzeitig, dass wir mit dieser Spur nichts anfangen können?»
    Schilling nickte. «Andere Möglichkeit: Er hat die Waffe gestohlen. Dann hätte er eine falsche Spur gelegt. Dann würden wir womöglich jemanden verdächtigen, in dessen Besitz sich die Tatwaffe früher einmal befunden hat.Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Mehr dazu können wir erst sagen, wenn die Ballistiker ihre Arbeit getan haben.»
    «Ich möchte, dass Sabato sich die Hülsen anschaut», sagte Marthaler. «So schnell wie möglich.»
    «Aber dafür haben wir unsere Spezialisten in Wiesbaden», erwiderte Schilling.
    «Trotzdem. Zuerst Sabato, dann die Leute vom LKA.»
    «Wie du meinst; ich lasse sie ihm vorbeibringen.»
    «Gut», sagte Marthaler. «Dann mach weiter.»
    «Es haben ihn weder Geld noch Wertsachen interessiert. Uhren, Schmuck und Brieftaschen der Opfer hat er nicht angerührt. Einer der Toten ist noch nicht identifiziert. Ich nenne ihn mal den Dicken. Dass wir bei dem Dicken keineAusweispapiere gefunden haben, kann ja einfach heißen, dass er keine dabeihatte.Allerdings steckten inseiner Hosentascheein paar Geldscheine.Also frag mich nicht, worum es dem Täter ging. Ich habe keineAhnung. Vielleicht wollte er eine Information, vielleicht wollte er jemanden zum Schweigen bringen, vielleicht hat er sich für irgendetwas gerächt.»
    «Aber warum werden dann fünfLeute getötet und einer schwer verletzt?»
    «Weil irgendwas aus dem Ruder gelaufen ist», sagte Schilling. «Es gibt zahlreicheblutige Sohlenabdrücke auf dem Boden. Einigedavon dürfte der Täter hinterlassen haben. Oder aber…»
    «Oder was?»
    «Oder aber sie stammen von dir.» Schilling grinste, als er in Marthalers verdutztes Gesicht schaute.
    «Walter, ich habe die Spuren gesehen, ich war vorsichtig.

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