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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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Ernst!« nicht krumm, sondern ließ sich erklären, worin seine Ahnungslosigkeit bestand.
    Sie schliefen eng. Er liebte ihren Körper. Wenn er schon im Bett lag und sie nackt vor ihm stand, wollte er sie rahmen und immer vor sich hängen haben.
    Sie waren ein glückliches Paar.
    Jetzt, mit dieser Frau an seiner Seite, wurde der dunkelhaarige, fast zu schlanke Jurist immer selbstsicherer. Er registrierte mit Wohlgefallen die durchaus begehrlichen Blicke der Sekretärinnen der großen Kanzlei, in der er – noch! – Mitarbeiter war. Und er bedauerte die Kommilitonen seiner Frau, die von ihr zwangsläufig verzaubert sein, sich aber sagen lassen mussten, sie sei verheiratet.
    Ja, das waren sie, den vorhandenen Kinderwunsch noch vertagend. Es war eine kleine Hochzeit gewesen, mit möglichst wenig Familie, was zu größeren Beleidigungen geführt hatte, und nur mit den engsten Freunden. Die Debatten über Kirche oder nicht, schließlich doch nicht, und über die Einladungsliste waren intensiv und unterhaltend gewesen. Er musste immer wieder beweisen, wessen Anwesenheit entbehrlich war. Sie wollte die Welt dabeihaben. Der Nebenraum des traditionellen Weinkellers war dann doch überfüllt, als man feierte.
    Sie waren ein glückliches Paar.
    Sie hatten nicht allzu häufig Sex. Durchaus genug, aber nicht allzu häufig, denn sie musste immer gewonnen werden, und manchmal war das eben nicht möglich. Zum Beispiel im Sommerurlaub, wo sie nach einem herrlichen Strandtag mit viel Sonne, nahezu ununterbrochenem Schwimmen und zwei Glas Wein schon zu Mittag abends »wie tot« ins Bett fiel. Und in der Nacht wollte sie nicht geweckt werden. Grundsätzlich nicht. Das hatte sie sehr bald, sehr verbindlich fixiert.
    Sie waren ein glückliches Paar.
    Als sie etwa eineinhalb Jahre verheiratet waren, gab es eine – es ist ein schreckliches Wort – Verweigerung. Sehr direkt, ohne Charme, ohne Koketterie. Sie hatten eine Fernsehdiskussion verfolgt, danach die Diskutanten beurteilt, und dann wollte er, aber sie nicht. Er sah es ein, weil er doch auch das Gefühl hatte, der Übergang von einer Fernsehdiskussion über Kindesmisshandlung zu einer Paarung wäre zu abrupt, zu unsensibel gewesen, das hätte ihm, dem wegen seiner Zärtlichkeit Geschätzten, nicht passieren dürfen.
    Er konnte nicht schlafen. Es war Spätsommer. Das Fenster war halboffen. Draußen war es noch warm. Der Mond war fast voll. Rundum gab es einen Sternenhimmel. Ihre Decke war verrutscht. Auf ihre wunderbaren Brüste fiel das Mondlicht. Er konnte sich an diesem Effekt von Licht, Schatten und Haut nicht sattsehen. Sein Blick schwenkte ihren Körper ab. Eine nicht mehr beherrschbare Sehnsucht kam über ihn. Dennoch hütete er sich vor Brutalität. Er wollte ihre Knie langsam auseinanderdrängen. Es war magisch. Sie folgte ihm schlafend wie im Schlaf. Ihre Schenkel gaben ganz weich nach. Er drang in sie ein.
    Da geschah etwas, was sein Hirn geradezu zerriss, was er nicht fassen konnte. Sie explodierte, als hätte sie auf diesen Moment hingeträumt. Der ihm so vertraute Frauenkörper tobte, raste in extremer Frequenz, gab Laute von sich, die er von keiner Frau – ausgenommen die Synchronstimmen in Pornofilmen – je gehört hatte. Das war eine durch nichts zu erklärende Ekstase. Er penetrierte eine nie gekannte, eine andere Frau. Eine verwandelte Frau.
    Alles, was er an Blut besaß, schoss in seinen Kopf. Mit der peinlichen Konsequenz in den unteren Regionen. Er fiel zusammen.
    Von ihr kam ein kurzer, ärgerlicher Laut, einem Grunzen ähnlich. Sie drehte sich ab, zeigte ihm den Hintern und schlief sofort weiter. Tief.
    Er wagte nicht, sich zu rühren. Er lag regungslos auf dem Rücken, starrte zur Decke, dann wieder zum Fenster hinaus, versuchte Erklärungen, verwarf sie wieder, fragte sich immer und immer wieder das Gleiche, quälte sich bis zu einem Erschöpfungsschlaf im Morgengrauen.
    Sie stand in ihrem schönen, leichten Morgenmantel in der Wohnküche und ließ den Kaffee durch die Maschine rinnen.
    Er saß – schon im Anzug für die Kanzlei, gepflegt wie immer – vor einem kleinen, feinen Gedeck. Das Eierwasser begann zu kochen. Er sagte nach kurzem Spiel mit dem Eierlöffel: »Du hast mich betrogen.«
    Sie sah ihn kurz und ohne jede Regung an:
    »Wie kommst du auf die Idee?«

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