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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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gestohlen war, jedenfalls auf den ersten Blick, auch nichts.
    Er setzte sich wieder.
    Die Architektin kam aus dem ersten Stock zurück, stellte sich vor ihm auf, sah ihm in die Augen und stellte ruhig und strahlend fest: »Das ist ihr Haus, das ist ihr Stil, das ist in sich vollkommen stimmig, das bleibt alles, so wie es ist, wir werden es hier sehr schön haben.«
    Er sprang auf. Er verspürte ein sprengendes Gefühl. Er liebte zwei Frauen. Eine tote und eine lebendige. Er umarmte die Lebende. Er war wieder zu Hause.
    Ein Jahr darauf begann seine zweite Frau mit dem vorsichtigen Umbau. Aber das hat er nie bemerkt.

Fischessen
    »ICH MAG KEINEN FISCH!« Das erfuhr der junge Mann sehr früh von dem Mädchen, das seine Frau wurde. Man stelle sich das vor. Da gibt es also eine junge Frau, die schon in Städten war, in die er vielleicht nie kommen wird, die Bildbände über berühmte Maler zu Hause hat, die er gar nicht ins richtige Jahrhundert einordnen kann, die die Platten aller großen französischen Chansonniers gesammelt hat, deren Sprache er nicht spricht – und die mag keinen Fisch.
    Warum, sagt die Welt, soll sie nicht ein Gebrechen haben, wenn er deren drei zugeben müsste?
    Der Vergleich ist falsch. Weder hätte er sich geweigert, in diese schönen Städte zu fahren, noch wäre er für kundige Interpretationen jener Maler undankbar gewesen, noch hätte er nicht Gott für jeden einzelnen Satz in dieser Sprache gedankt, den er vielleicht zu begreifen in der Lage sein würde.
    Sie aber wollte auf ihrem Gebrechen beharren.
    »Ich mag keinen Fisch«, sagte sie ihm ins Gesicht, mit einer vor einem solch heiligen Thema unangebrachten Rotzigkeit. Und sie betonte auch noch das »mag«.
    Es war eine leicht krisenhafte Phase zwischen den beiden, in der er allen Grund hatte, durch zu rüdes Bestehen auf seinen Vorlieben die Verhandlungsbasis nicht zu gefährden.
    »Fisch kann herrlich sein«, wandte er ein.
    »Möglich«, sagte sie, »nur, ich mag keinen.«
    Welchen Grund er hatte, nicht aufzutrumpfen? Er hatte ein schlechtes Gewissen. Und sie wusste leider, wie sehr er ein schlechtes Gewissen zu haben hatte. Nun kann das schlechte Gewissen eines Partners – man kennt mörderische Beispiele – eine Partnerschaft ruinieren, wenn nämlich der Partner, seines schlechten Gewissens wegen, in zu vielen Streitfragen nachzugeben beginnt.
    Es kann das schlechte Gewissen eines Partners dem anderen Chancen der Überlegenheit einräumen, die für ein ganzes Leben keinen Austausch von Spannungen mehr ermöglichen, sondern nur mehr Druck hier und Resignation dort. Überschätztes schlechtes Gewissen kann aus Menschen Dresseure oder Reifenspringer machen, je nach Rolle.
    Er hatte Gewichte abzuwägen. Und er entschied sich für Kampf. Sein schlechtes Gewissen durfte kein Grund sein, mit seiner Liebe für Fisch in einer Partnerschaft allein zu bleiben. Denn, das war klar, das schlechte Gewissen würde vergehen, der Fisch bleiben.
    Was ist in diesem Fall zu tun? Man weiß aus der Psychoanalyse, dass Defekte dieser Art nur über sehr frühe Wurzeln zu erklären und – so wird jedenfalls behauptet – zu heilen sind. Er tastete sich daher in die schlimme Vergangenheit dieses Mädchens und erfuhr: Sie zählte zu jenen wehrlosen Kindern, denen man am Freitag regelmäßig dieses vorgebackene Stück Fertigfisch unterschob, in dem Bindemittel zu gepressten Fischtrümmern ungeklärter Abkunft im demnach schmeckenden Missverhältnis stehen. Im jungen Leben seiner Frau musste so ab Dienstag die sich steigernde Angst vor dem Freitag hochgekommen sein, an dem es »Fisch« gab und geben musste.
    Der größte Fehler, den er jetzt hätte machen können, wäre das Verdächtigen oder Verspotten der Küche ihrer Mutter gewesen. Eine Frau konnte einem Menschen, von dem nicht feststand, wie sein Charakter denn nun wirklich einzuschätzen war, nicht das Recht einräumen, aus dem Freitagsfisch ihrer Mutter grundsätzliche Schlüsse zu ziehen. Er beschränkte sich daher auf das Loben der anderen Gerichte, die seiner Frau mit Sicherheit zu Hause an den anderen Tagen vorgesetzt worden waren. Diese Haltung verlieh ihm Größe, die natürlich misstrauisch beobachtet wurde. Aber so blieb wahrscheinlich für Fisch nicht mehr das ganze verfügbare Misstrauen übrig.
    Er musste erste Berührungen zustande bringen.
    Er meinte, wenn ein Mensch nicht in der Lage ist, einen Partner zu überreden, irgendetwas wenigstens einmal zu kosten, mit welchem Ausgang auch immer,

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