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Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen

Titel: Partner, Paare, Paarungen - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langen Müller
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gleich, aber bald. Sie hatte vorher »noch was zu erledigen« gehabt.
    »Stell dir vor, der will mich rausschmeißen«, sagte die Betroffene. Und dann erzählte sie den Grund. Nicht unehrlich, aber doch in einer in Richtung Romantik frisierten Version.
    »Der will sich scheiden lassen.«
    Das Gegenüber war ungerührt. »Ist doch logisch.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du kennst doch deinen Mann. Das ist ein Konservativer. Ein Mann mit Grundsätzen. Der wird damit nicht fertig.«
    »Aber das kann er doch nicht machen. Es tut mir ja leid, dass ich … Er kann doch nicht …«
    »Aber natürlich kann er. Du hast mir doch damals auch gesagt: ›Du wirst doch mit dem nicht mehr unter einem Dach wohnen wollen.‹«
    »Das ist nicht das Gleiche!«
    »Und warum nicht?«
    »Bei mir waren das ein paar Tage. Bei deinem Mann ging das über Jahre.«
    »Stimmt. Aber es war eine Frau. Dein Mann denkt sich wahrscheinlich, dich braucht man nur ein paar Tage lang allein lassen, und schon passiert’s.«
    »Das stimmt ja nicht!«
    »Das wirst du ihm nicht beweisen können.«
    Die Freundin ließ die Freundin ohne Hoffnung zurück. Aber sie irrte. Auch der Freundin gelang es nach ersten, kurzen Informationskontakten, ihren Mann davon zu überzeugen, dass sein Verzeihen sinnvoll wäre und allen eine große Menge Ärger, sprich: Veränderung der schönen Lebensgewohnheiten ersparte. Sie fand für diese Gedankengänge sehr suggestive und intelligente Worte, immerhin hatte sie einmal ein Psychologiestudium abgebrochen. Auch dieses Paar versöhnte sich.
    Als die beiden Ehemänner einander bei einer Charity-Veranstaltung trafen, fragte der Banker: »Bei euch wieder alles im Lot?«
    »Kann man so sagen«, lautete die Auskunft.
    Die zwei Freundinnen aber kamen bei zufälligen Zusammentreffen über zwei Wangenküsse, das »Wie geht’s?« und das »Wir müssen uns wieder einmal richtig ausquatschen« nie mehr hinaus.

Der Brief
    DER LIEDERMACHER WAR ALT. Oder sagen wir besser: in die Jahre gekommen . Bevor darüber Näheres berichtet wird, soll angemerkt werden, er hasste diesen Begriff. Aber Singersongwriter fand er noch blöder und Chansonier ganz und gar unpassend. Also hatte er sich mit der Bezeichnung abgefunden. Das Sichabfinden mit dem Alter war aber nicht seine Stärke, obwohl er im Laufe der Zeit sich steigernde Ansätze von Vernunft an sich bemerkte. War er früher glücklich über das Vorhandensein ihn erwartender weiblicher Wesen in verschiedenen Städten, atmete er jetzt schon richtig auf, wenn er am Telefon – er rief immer an, er hätte sich sonst als treulos empfunden – wenn er also hörte: »Tut mir leid. Aber ich bin frisch verliebt.« Da wünschte er alles Gute und fühlte sich befreit.
    Man soll es nicht ironisieren. Spät, aber doch wollte er ein Ehemann werden, ein nachträglich vorbildlicher. Er wollte von seiner Frau zu Recht geliebt sein und von der großen, einer Jugendliebe entsprossenen Tochter nicht verlacht bis verachtet. Aber da war noch eine Frau, eine zu junge Frau, eine viel zu junge Frau. Die war nicht abzuhaken. Das saß zu tief, dieses noch einmal Eintauchen in eine Jugend, die er nicht mehr hatte.
    Er musste sich stellen. Er wollte es Aug in Aug tun. Sie verabredeten sich in ihrer Stadt. Im Zug sprach er stumm die Dialoge durch, die er führen wollte. In immer neuen Formulierungen argumentierte er, versuchte er alle zu erwartenden Gegenargumente bis zum tödlich unbedingten »Ich liebe dich« zu, nein, nicht zu widerlegen, ausreichend in Frage zu stellen. Und dann erst …
    Als sie aber beim »Chinesen« saßen, bei »ihrem« Chinesen, wo sie beheimatet war, wo sie gar nicht erst bestellen musste, wo er schon oft auf ihre Empfehlung hin wunderbar gegessen hatte, wo er – entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten – tatsächlich Tee trank, scheiterte er. Sie musste geahnt haben, welche Wendung er der Begegnung geben wollte, sie ließ nichts zu. Als er sagte: »Liebes, ich muss dir was sagen, eine Bitte. Unterbrich mich nicht gleich, hör erst einmal zu …«, hatte sie schon Tränen in den Augen. Er war sofort feig. Und bestellte eine Flasche Weißwein von der Loire.
    Bei der Rückfahrt spürte er noch einmal dem Bett nach, das nach dem Weißwein unvermeidlich gewesen war. Dann fasste er einen Entschluss. Es kann nur ein Brief sein. Den bin ich ihr schuldig. Mir schuldig. Uns allen. Uns allen dreien.
    Es war Sonntag. Seine Frau hatte nach einem richtig großen Sonntagsfrühstück – »… dafür zu Mittag

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